© Jannis Hagels

Althoff CEO im Interview: »Überfahrt« soll wieder an die kulinarische Spitze

Nach dem aufsehenerregenden Aus von Drei-Sterne-Koch Christian Jürgens will das »Althoff Seehotel Überfahrt« bald mit einem neuen Küchenchef zurück an die kulinarische Spitze in Deutschland. Im Interview spricht CEO Frank Marrenbach nicht nur über das Comeback am Tegernsee, sondern auch über die Auswirkungen der Mehrwertsteuererhöhung und des Fachkräftemangels, die neuen Häuser in Köln und Frankfurt sowie über die Zukunft der Althoff-Gruppe.

Falstaff: Herr Marrenbach, lassen Sie uns mit der Frage beginnen, die derzeit das größte öffentliche Interesse weckt und mit der die Althoff-Gruppe im vergangenen Jahr am meisten in den Schlagzeilen stand: Wie geht es 2024 mit dem Gourmet-Restaurant in der »Überfahrt« am Tegernsee weiter?

Frank Marrenbach: Wir sind in der finalen Auswahlphase für die Position des neuen Küchenchefs und werden unsere Entscheidung zeitnah bekannt geben und im Frühjahr wiedereröffnen.

Wird die neue Küchenchefin oder der neue Küchenchef intern oder extern rekrutiert? Ist er beziehungsweise sie in der Gastronomieszene bekannt?

Es wird jemand von außen sein, der bereits durch Leistungen überzeugt hat. Mehr kann ich noch nicht verraten.

Wie würden Sie das Gastspiel von The Duc Ngo am Tegernsee bewerten und welche Gründe führten zu seinem vorzeitigen Ende?

Das Konzept »Le Duc« war immer als Gastspiel geplant. Wir beide wollten offenlassen, wie lange es geht. Letztlich haben wir entschieden, wieder einem eigenen Spitzenchef die Möglichkeit zu geben, die Führung der Überfahrt zu übernehmen und Duc hat das als Vollblutunternehmer auch völlig verstanden.

Im Zusammenhang mit der Trennung von Christian Jürgens sind die Verantwortlichen heftig dafür kritisiert worden, nicht früher auf die Vorwürfe reagiert zu haben. Was sagen Sie dazu?

Nichts mehr.

Hat die »Überfahrt« wirtschaftliche Einbußen durch die öffentliche Diskussion verzeichnet?

Das Restaurant Überfahrt war und ist ein wichtiger Part des Hotels. Wirtschaftlich ist es jedoch »nur« ein kleinerer Teil und so hat es ich ökonomisch nur in begrenztem Ausmaß ausgewirkt. Zudem haben wir vier weitere, großartige Restaurants: Die ausgezeichnete italienische Küche im Restaurant »Il Barcaiolo«, das Beste der Alpenregion in der »Egerner Bucht«, entspannte Hüttenatmosphäre in der »Fährhütte14« und traditionelle Schmankerl in der »Bayernstube«.

Strebt die »Überfahrt« erneut nach drei Michelin-Sternen; schließlich hat die Althoff Collection sich »kulinarische Exzellenz« auf die Fahne geschrieben?

Wir verfolgen ein Konzept, das Potenzial besitzt, wieder zu den kulinarischen Topadressen in Deutschland zu gehören. Wir wollen unsere Gäste mit einem gastronomischen Spitzenangebot begeistern und natürlich streben wir eine exzellente Bewertung an. Unser »Althoff Seehotel Überfahrt« steht für eine großartige Küche und das wird auch in Zukunft so bleiben.

Das Althoff Collection Hotel am Schlossgarten in Stuttgart
© Althoff Collection
Das Althoff Collection Hotel am Schlossgarten in Stuttgart

Joachim Wissler vom Gourmetrestaurant »Vendôme« im »Althoff Grandhotel Schloss Bensberg« hat sich bewusst dafür entschieden, das Menü unter 300 Euro anzubieten. Glauben Sie, dass es zukünftig einen Markt für Menüs über diesem Preisniveau geben wird?

Für eine Drei-Sterne-Küche kann ich mir das vorstellen, international werden diese Preise bereits seit Längerem aufgerufen. Wichtig ist, dass der Gast den Preis und die Leistung als fair erachtet. Ich halte jedoch nichts davon, beliebig an der Preisschraube zu drehen, sondern auch das Angebot so im Auge zu behalten, damit die Preise nicht nur eine Richtung kennen. Die Preisbereitschaft hängt aber immer auch am gesamten Konsumklima.

Seit dem Jahresbeginn liegt der Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie wieder bei 19 Prozent. Geben Sie die Erhöhung eins zu eins an die Gäste weiter?

Eine höhere Mehrwertsteuer macht das margenschwache Gastronomiegeschäft schwieriger. Dennoch haben wir uns entschieden, diese Erhöhung nur in Teilen an die Gäste weiterzugeben.

2024 markiert ein besonderes Jahr für Althoff: Die Collection wächst nach langer Zeit mit Häusern in Köln und Frankfurt. Liegen Sie im Zeitplan? Wann sollen die beiden Hotels eröffnen und welche Erwartungen sind mit ihnen verbunden?

Das Gesamtunternehmen ist mit seinen Marken »AMERON Collection« und »URBAN LOFT« in den letzten Jahren stark gewachsen. Im Segment der 5* Hotels gelten andere Spielregeln und Wachstum ist hier komplexer. Das »Dom Hotel« in Köln und die ehemalige »Villa Kennedy« in Frankfurt zählen mit Ihrer tollen Historie zu Recht zu den deutschen Hotelikonen. Solche Tophotels wiedereröffnen zu dürfen, ist etwas ganz Besonderes. Vor dieser Aufgabe haben wir das richtige Maß an Respekt. Aus unternehmerischer Sicht ist es ein Meilenstein für die »Althoff« Hotels. Wir planen die Eröffnung weiter für dieses Jahr; es könnte allerdings knapp werden und 2025 werden.

Die Althoff Villa Belrose
© Althoff Collection
Die Althoff Villa Belrose

Auch das Traditionshaus im Herzen von Stuttgart unterzieht sich aktuell einer umfassenden Modernisierung. Wie weit fortgeschritten sind die Arbeiten im »Schlossgarten«?

Aktuell ist das Hotel noch mitten in der Planungsphase.

Ist Wellness auch zukünftig ein zentraler Bestandteil Ihrer Hotelkonzepte?

Ja, aber die Angebote werden sich weiter zu wirklich wirksamen Anwendungen verschieben und die Medizin wird eine größere Rolle spielen. Dazu werden wir in Kürze eine spannende Kooperation bekannt geben.

Bestehen bereits konkrete Pläne für weitere Standorte?

Wir wollen in den nächsten Jahren behutsam unsere Expansion innerhalb Europas voranbringen. Dabei interessieren uns Metropolen wie Paris, Mailand, Wien, aber auch attraktive Feriendestinationen. London erfreut sich guter Nachfrage, aber die Stadt ist noch nicht zu ihren Spitzenwerten von vor Corona-Zeiten zurückgekehrt. St. Tropez hat sich hingegen großartig entwickelt und wir sind mit den Ergebnissen der »Villa Belrose« sehr zufrieden. Zudem haben wir mit »Bellevue Villa Rental« ein attraktives neues Geschäftsfeld entwickelt und bieten unsere Gäste heute 16 luxuriöse, private Villen in Verbindung mit den Serviceleistungen der »Althoff Villa Belrose« zur Vermietung an. Mit unseren drei Marken fühlen wir uns gut aufgestellt.

Ist ihr Unternehmen ebenfalls vom Fachkräftemangel betroffen, oder gestaltet sich die Suche nach qualifiziertem Personal für eine renommierte Luxusmarke einfacher?

Leichter vielleicht, aber sicherlich nicht leicht. Die Bindungswirkungen eines Familienunternehmens sind ein spürbarer Vorteil und unsere Leuchtturmprojekte in Köln und Frankfurt haben einen ganz besonderen Reiz. Von großem Wert ist, dass wir als Arbeitgeber einen guten Ruf besitzen und viele unserer Mitarbeitenden überdurchschnittlich lange bei uns bleiben. Dennoch müssen wir viel tun, damit das auch in Zukunft so bleibt.

Mit welchen Anreizen locken Sie Mitarbeitende?

Neben einem fairen Gehalt, einer Unternehmenskultur, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt sowie großartigen Weiterbildungsangeboten durch die »Althoff Academy« ist es sicherlich das Versprechen des persönlichen Wachstums, welches die »Althoff« Hotels so reizvoll macht. Wir sind in der Hotellerie eines der wenigen deutschen Familienunternehmen und bei uns können die Mitarbeitenden wirklich Karriere machen und das interessiert, entgegen der öffentlichen Diskussion, viel mehr Menschen, als man meint!


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Joachim Heidersdorf
Autor
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