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Generalprobe in Andernach: Im »Purs« überzeugt die Liebe zum Detail

Bevor am 8. Mai das »Purs« mit seinem neuen Konzept wiedereröffnet, zeigt sich bereits bei der Generalprobe die akribische Liebe zum Detail von Peter Fridén. Diese Leidenschaft verbindet ihn nicht nur mit seiner Patissière und dem Hotel-Designer – auch Volvo Exterior-Designerin Katharina Sachs beherrscht diese Kunst wie kaum jemand sonst.

Das Gewöhnliche in etwas Außergewöhnliches zu verwandeln, ist eine Kunst, die nur wenige Menschen meisterhaft beherrschen. Peter Fridén, Meike Blickheuser, Katharina Sachs und Axel Vervoordt sind einige von ihnen. Und obwohl sie alle in den unterschiedlichsten Bereichen Meister ihres Handwerks sind, eint sie die Liebe zum Detail.

Die Vier versammelten Mitte April Feinschmecker, Autoenthusiasten und Architektur- sowie Designliebhaber in Andernach, um ihnen Einblicke in ihre Handwerkskunst zu geben. Einer musste dafür nicht mal vor Ort sein, um von seinem Talent zu überzeugen.

Axel Vervoordt, Jahrgang 1947, hat sich in Andernach nämlich von den Inhabern des »Purs« überzeugen lassen, seine Prinzipien über Bord zu werfen. Aus Prinzip richtet der belgische Designer, Innenarchitekt und Antiquitätenhändler normalerweise keine Hotels ein. Denn für ihn sind seine Interieurs auch immer ein Porträt des Auftraggebers. Ob Bill Gates, Sting, Calvin Klein, Kim Kardashian oder Adele – der flämische Sammler nimmt seine Kunden mit auf eine ästhetische Reise durch Epochen und Kontinente und schafft für sie einen ganz persönlichen Wohlfühlort mit dem unverkennbaren Vervoordt-Touch.

Vervoordts Ästhetik funktioniert

Das am Rhein gelegene Hotel mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, doch es ist das einzige Hotel weltweit, das vollständig von dem belgischen Designer entworfen wurde. Jede der elf Suiten, das Restaurant, der Weinkeller, die Bar und die Bücherei sowie jedes einzelne Bild und Objekt spiegeln Vervoordts unvergleichliches Stilempfinden wider. Das führt dazu, dass sich selbst Design-Laien sofort wie zuhause fühlen – und ist der beste Beweis, dass Vervoordts Ästhetik funktioniert.

Fundstücke aus allen Kontinenten der Welt erhalten in Andernach nun ein neues Leben: ein pyrenäischer Hirtentisch, ein Sekretär aus der Zeit von George III., eine Bank aus einer Highschool aus New Jersey und selbst die Bar, eine alte Metzgerei-Arbeitsfläche, erzählt hier die Geschichte ihrer Vergangenheit. Gerade wegen ihres einzigartigen Charakters scheint jedes dieser Stücke aber genau hierherzugehören. Sie fügen sich nahtlos in das Gesamtkonzept ein, das Axel Vervoordt hier verwirklicht: Wabi-Sabi. Das japanische Konzept betont die Einfachheit und Authentizität, indem es die Schönheit der Unvollkommenheit hervorhebt: Eleganz in natürlichen Materialien, Raffinesse ohne Raffinesse, Zeitlosigkeit mit Tradition – in Andernach erlebt man die Vervoordtsche Interpretation davon.

Generalprobe im »Purs«

Asiatisch geht es auch im hauseigenen Restaurant weiter. Hier hat erst seit kurzem Peter Fridén das Ruder übernommen. Für ihn und sein Team waren die vergangenen Tage deshalb auch eine Generalprobe. Bis vor wenigen Wochen standen sie nämlich noch ein paar Meter weiter, im ebenfalls zum Hotel gehörenden Restaurant »Yoso«, hinter dem Herd – bis sie für ihr asiatisch-skandinavisches Konzept Ende März mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurden. Schon vorher war klar, dass sich das Konzept im »Purs«-Restaurant ändern würde. Hier kochte bis Anfang April Yannick Noack ebenfalls auf zwei Sterne-Niveau. Die Veränderung wird mit dem mangelnden wirtschaftlichen Erfolg des bisherigen Konzepts begründet.

Ab dem 8. Mai wird Fridén zusammen mit seinem Team dann ganz offiziell seine New Nordic-Japanese Cuisine im »Purs« präsentieren. Diese Entscheidung erscheint nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern ist gar eine logische Konsequenz. Fridén vereint geschickt skandinavische und japanische Kochkunst mit einem Hauch von französischer Haute Cuisine. Diese Fusion passt wie die Faust aufs Auge zu dem von Axel Vervoordt gestalteten Kleinod.

Konkret klingt das so: Auf den Gruß aus der Küche, Bluefin Thunfisch mit Seeigel, verfeinert mit Ponzu und Tsukemono-Gemüse, folgt Saibling, begleitet von einer Sauerampfer-Mousse und eingelegten Pfifferlingen aus der letzten Saison. Anschließend folgt gegrillter Steinbutt mit Miesmuscheln, sowie Lamm mit gefüllten Morcheln, schwarzem Trüffel und geschäumter Miso Butter. Das selbstgemachte Zwiebel-Sauerteigbrioche ist der heimliche Star dieses Gerichts, bevor Peter Fridén Platz für die nächste Meisterin macht: Meike Blickheuser.

Die hohe Kunst der Pâtisserie

Die Köchin und Patissière steht schon seit einigen Jahren an Peter Fridéns Seite. Er nahm sie schließlich auch 2022 aus dem Karlsruher »Tawa Yama« mit in die Stadt am Rhein. Bevor Süßkartoffel-Nougat mit Nashibirne, eine Sabayon von Birnen-Kombucha und Nashi Birnen-Sorbet serviert werden, gewährt sie Einblicke in die hohe Kunst der Pâtisserie. Gemeinsam mit den Gästen entsteht ein Törtchen, das erst durch die Liebe zum Detail zu einem kleinen, essbaren Kunstwerk wird. Inspiriert vom hohen Norden, beginnen sie mit der Herstellung einer Braunkäse-Créme, gefolgt von einer Yuzu-Crémeux, während Schokoladen-Hippen vorsichtig mit der Pinzette aus ihrer Schablone befreit werden. Nachdem die Törtchen mit einem gelben, essbaren Velvet-Spray besprüht sind, folgt am Abend die eigentliche Meisterleistung: das Anrichten. Mit höchster Konzentration und Geschick werden die Hippen und zahlreiche essbare Blüten mithilfe der Yuzu-Crémeux und einer Pinzette auf dem Törtchen arrangiert, bevor dieses kleine Kunstwerk in Sekundenschnelle im Mund verschwindet.

Abgerundet wird das Dessert mit einer frischen Tasse Espresso. Ausgesprochen passend, findet auch Katharina Sachs. Ihren ganz persönlichen »Espresso-Shot« hat sie bereits am Morgen im Innenhof des »Purs« geparkt. Sachs ist Exterior-Designerin bei Volvo, der kleinste SUV des Automobilhersteller »ihr Baby«. Auch bei ihm steckt das Besondere im Detail. Aber warum genau der Vergleich mit einem Espresso? Ganz einfach, »weil beim EX30 alle genialen Features in dieses kleine und doch große Auto gepackt wurden«, erklärt sie.

Aber nicht nur das, auch Sachs hat sich für das Design vom Norden inspirieren lassen. Die Wahl-Göteborgerin schwärmt ebenso wie Peter Fridén von Schweden: die Natur, die Aromen, die skandinavische Ästhetik – diese werden durch die beiden weit entfernt erlebbar gemacht. Und auch die Denkweise von Axel Vervoordts ähnelt der von Sachs: Jedes Designelement hat beim Volvo EX30 seine Berechtigung. Das Sachs so viel Liebe ins Detail stecken kann, ist dabei auch der Elektrifizierung zu verdanken. Sie eröffnet neue Möglichkeiten für Fahrzeugarchitekturen; Ansätze, die Jahrzehnte alt sind und als klassisch gelten, können so überdacht werden und ein neues und gleichzeitig vertrautes Gefühl verleihen.

Peter Fridén, Meike Blickheuser, Katharina Sachs und Axel Vervoordt arbeiten genau darauf hin: Sie erschaffen einzigartige Momente und machen ihre Arbeit so zugänglich, dass selbst Laien die tiefe Hingabe zum Detail spüren können, die nötig ist, um all diese Emotionen hervorzurufen.


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Anna Wender
Anna Wender
Redakteurin
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