© Christian Bittmann Photography

Auf den Straßen Barcelonas

Es gibt Städte, die besucht man immer wieder. Barcelona, die katalanische Metropole am Mittelmeer, zählt definitiv dazu – sie überrascht und begeistert stets aufs Neue.

Nein, sie ist immer noch nicht fertig – um die Frage nach dem Baustand der Sagrada Família gleich zu Beginn abzuhaken. Zwar wurden erst kürzlich zwei weitere der insgesamt 18 Türme eingeweiht, doch ein wirkliches Ende ist nach 141 Jahren Bauzeit immer noch nicht in Sicht. Und wenn der Besuch der welt­berühmten Basilika für viele Barcelona-­Besucher auch obligatorisch sein mag, ein zweites oder drittes Mal schaut sich trotzdem niemand das Bauwerk an. Viel lieber schwört man, erst nach Fertigstellung der Basilika wiederzukommen.

Barcelona selbst aber kann kaum ein Mensch so lange fernbleiben. Zu groß ist der Reiz der Millionenmetropole am Mittelmeer, die so viel mehr als Antoni Gaudís unvollendetes Hauptwerk zu bieten hat.

Bindeglied zwischen Alt- und Neustadt

In rund einer halben Stunde geht es mit dem Taxi vom Flughafen ins Herz der Stadt. Es mag zwar spannendere Stadtviertel geben als »Eixample«, doch wenn man nur für ein paar Tage in Barcelona ist, siegt die zentrale Lage rund um die Plaça de Catalunya. Als Bindeglied zwischen Alt- und Neustadt ist sie der perfekte Ausgangspunkt, um sämtliche Sehenswürdigkeiten leicht zu erreichen.

Kosmopoliten entscheiden sich für einen Aufenthalt im Jahr 2021 eröffneten Fünf-Sterne-Hotel »ME Barcelona«, gelegen in einer ruhigen Seitenstraße. Das Highlight des urbanen Stadthotels: Von der Dachterrasse mit Pool und Bar schaut man über die Plaça de Catalunya auf der einen und bis zur Sagrada Família auf der anderen Seite – so viel zur zentralen Lage.

Einfach treiben lassen

Vom trendigen Viertel El Born, dem Barri Gòtic (katalanisch für »gotisches Viertel«) oder den Gaudí-Meisterwerken, die den Passeig de Gràcia säumen, trennen einen nur zehn Gehminuten. Sogar die Sagrada Família ist zu Fuß in nur 30 Minuten erreichbar – genauso wie die Promenade. Deutlich schneller geht es aber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, die alle an der Plaça de Catalunya zusammenlaufen. 

Hat man mehrere Tage Zeit und besucht die Stadt nicht zum ersten Mal, lässt man sich von hier aus einfach treiben. Die Versuchung ist groß, den Städtetrip zu einem Shoppingtrip ausufern zu lassen. Hat man Chanel, Cartier und Louis Vuitton, die den berühmten Boulevard zieren, aber erst einmal überwunden, verliert man sich in den unzähligen verwinkelten Gässchen der Altstadt, deren Zentrum die imposante Kathedrale bildet. Straßenkünstler finden auf ihrem Vorplatz die perfekte Bühne – und man selbst kleine Schätze auf dem Antiquitätenmarkt. Neben Festivals finden sich hier die Katalanen regelmäßig zur sogenannten Sardana zusammen. Der Volkstanz symbolisiert Einheit und Gemeinschaft und wird überall dort getanzt, wo Katalanen zum Feiern zusammenkommen.

Gegen die innere Uhr

Auch wenn der zweistündige Flug nach Spanien die innere Uhr nicht durcheinanderbringt, so tun das spätestens die spanischen Essenszeiten – sofern man sich den landes-typischen Gepflogenheiten anpasst.

So richtig schwer fällt es dann aber doch nicht, wenn man vor dem Abendessen ganz landestypisch in eine der angesagten Rooftop-Bars einkehrt. Am spektakulärsten trinkt man seinen Cocktail in der »Noxe Bar« des Hotels »W Barcelona«, beheimatet im spektakulären Wolkenkratzer in Segelform.

Die Bar in der 26. Etage hat erst Mitte Juli ihr Comeback gefeiert. Die außergewöhnliche Atmosphäre in schwindelerregender Höhe erklärt sich von selbst – dazu überzeugen die Cocktailkreationen von Ernesto Careiro. Nicht zu übersehen und zu schmecken: der japanische Einfluss. Kreationen wie der »The Rashomon Effect« mit Ingwer-Kombucha, Leblon-Cachaca und gelbem Chartreuse katapultieren die Geschmacksnerven direkt nach Ostasien.

Herrscht im Noxe klar das unterschwellige Motto »sehen und gesehen werden«, fühlt man sich, bevor man das »Caelis« in der ersten Etage des Fünf-Sterne-Hotels Ohla betritt, wirklich beobachtet. Dafür sorgt die Installation »Mur d'Ulls« des katalanischen Künstlers Frederic Amat: Tausende Augen, die an Kameras erinnern, zieren die neoklassizistische Fassade des Gebäudes. Und auch im Hotel geht es kunstvoll weiter. 18 Keramikgesichter des Skulpturisten Samuel Salcedo ziehen in der Lobby die Aufmerksamkeit jedes lebenden Auges auf sich – und laden zu Scherzen ein, welches Gesicht man wohl nach dem Essen machen wird.

Genauso kreativ geht es auch im »Caelis« zu. Seit 2005 ist das Restaurant des französischen Chefkochs Romain Fornell durchgängig mit einem Stern ausgezeichnet. Ideen und Rezepte der französisch beeinflussten mediterranen Küche werden mit saisonalen Zutaten und raffinierten Kombinationen zu außergewöhnlichen Geschmackserlebnissen interpretiert. Heraus kommen bis zu 15 himmlische Kreationen wie ein Wermut-Bonbon, dessen Hülle sich augenblicklich im Mund auflöst, ein Mini-Tartlet, das gerade genug Platz für das geräucherte Eigelb mit Kaviar lässt, oder das absolute Highlight für Augen und Gaumen: die Vichyssoise mit Forellenrogen, serviert in einem Eisklotz. Die passenden Weine stammen nicht nur aus der Region, auch ein deutscher Riesling aus dem Weingut Sybille Kuntz von der Mosel hat es auf die Weinkarte des »Caelis« geschafft.

So faszinierend und belebend die Stadt auch ist, sie raubt Energie – ob man es will oder nicht. An den Stadtstränden sucht man Abgeschiedenheit und Entspannung vom Stadttrubel jedoch vergebens. Viel mehr lohnt sich einen Abstecher ins katalanische Hinterland. Mit dem Volvo EX30, dem kleinsten vollelektrischen SUV der Marke, geht es aus dem Herzen Barcelonas nach Montserrat – und schon die Fahrt verspricht eine skandinavische Auszeit mitten in Spanien.

Upcycling heißt das Motto

Das Auto ist ein wahres Raumwunder. Das liegt nicht zuletzt am Design. Von Überforderung, die sich im Urlaub gerne in fremden Autos breit macht, keine Spur – alles lässt sich intuitiv über das große Display in der Mitte steuern. Vor dem Lenkrad herrscht dafür gähnende Leere, an die man sich jedoch schnell gewöhnt. Das Interior macht neugierig: Leder oder andere außergewöhnliche Materialien sucht man hier vergebens, besonders sind sie jedoch allemal. Upcycling heißt das Motto, wodurch Volvo alten Stoffresten, Fensterrahmen, Flachs oder Wolle eine neue Bestimmung verleiht.

Ebenfalls unschlagbar: das Fahrgefühl. Selbst auf den kurvigsten Straßen erlebt man die volle Kontrolle und maximalen Schutz – eine Eigenschaft, die Volvo-Fans neben der automatischen Einparkhilfe besonders lieben. Spätestens auf dem etwa einstündigen Weg zum Berg Montserrat wird man wissen, warum: Die malerischen Straßen, die sich durch die katalanische Vorküstenkette schlängeln, sind wohl der Härtetest für jeden Ausflügler in einem fremden Auto.

Montserrat ist jedoch nicht nur ein majestätisches Bergmassiv, das es sicher zu erreichen gilt, sondern auch ein spirituelles Juwel. Das markante Gebirge mit seinen bizarren Felsformationen und steilen Klippen beherbergt das Benediktinerkloster Santa Maria de Montserrat, das auf einer Höhe von rund 720 Metern thront. Bekannt für die Verehrung der schwarzen Madonna, ist Montserrat ein bedeutender Pilgerort und ein kulturelles Zentrum mit einer beeindruckenden Sammlung religiöser Kunstwerke. Die Landschaft rund um das Felsmassiv bietet zudem Wanderwege und atemberaubende Ausblicke – perfekt, um den Trubel der Stadt zu vergessen. Besonders lohnt sich der Besuch im Herbst, wenn die Landschaft langsam ihre Farbe ändert und sich weniger Touristen auf den Berg verirren.

Mit klarem Kopf stürzt es sich anschließend viel besser in die Stadtgeschichte, die hier einem wahren Mosaik aus Geschichte und Moderne gleicht. Gehören geführte Stadttouren selten zum Lieblingsprogramm junger Städtetripler, hat sich das besonders in den letzten fünf Jahren geändert. Eine einzigartige Möglichkeit, in die Kultur und Geschichte einer Stadt einzutauchen, bieten seitdem die sogenannten »Free Walking Touren«.

Durch das Barri Gòtic

Lokale Guides und gleichzeitig die besten Insidertipp-Geber, führen durch die verschiedenen Stadtteile und machen auf Dinge aufmerksam, an denen man schon Tage lang vorbeigelaufen ist, ohne es zu merken. Sie wissen beispielsweise, dass der Plaça de Sant Felip Neri nicht nur Zeuge eines der gewaltsamsten Massaker des Spanischen Bürgerkrieges ist, sondern auch als Kulisse für den Film »Das Parfüm« und das Lied »My Immortal« von Evanescence diente, weil die Absperrungen ihren täglichen Weg zur Arbeit behinderten. Am Ende der Tour entscheidet man selbst, ob die Tour ein Trinkgeld wert war. Von dem kleinen einstelligen Eurobetrag, den man mittlerweile bei der online Anmeldung zur Tour zahlen muss, um sich einen der begehrten Plätze zu sichern, erhalten die Guides nichts. Rund zwei Stunden dauern die verschiedenen Spaziergänge und sind vor allem für Alleinreisende eine gute Möglichkeit, auf Gleichgesinnte aus aller Welt zu treffen. In der kurzen Pause empfiehlt sich als kleine Stärkung – zumindest, wenn man die Tour durch das Barri Gòtic macht – die Empanadas bei »La Pizza del Born«, ein nicht mehr ganz so geheimer Geheimtipp, den selbst Professoren verschiedener Sprachschulen empfehlen. Hier findet man eine Auswahl verschiedener Teigtaschen, und sehr guter Pizza.

 

Ist der Wissensdurst nach der Tour allerdings immer noch nicht gestillt, wartet nur wenige Meter von der La Rambla entfernt das wohl unscheinbarste Bauwerk Antoni Gaudís darauf, entdeckt zu werden. Ohne den Architekten wäre Barcelona schließlich nicht die Stadt, die sie nun mal ist. Demnach gehört ein Gaudí Werk wohl zu jedem Barcelona Besuch einfach dazu.

Der Palau Güell war 1885 der erste Bauauftrag des Mäzen Eusebi Güell an Gaudí. Das Stadthaus beeindruckt aber nicht nur durch die opulente Fassade, sondern vielmehr durch die raffinierte Verschmelzung von gotischen und orientalischen Einflüssen. Die Schmiedeeisenarbeit, Keramiken und das innovative Design der Innenräume zeugen von Gaudís visionärer Genialität. Ein im Eintrittspreis enthaltener Audioguide führt in rund einer Stunde durch die insgesamt fünf Stockwerke – und zeigt eindrucksvoll, wie nah und gleichzeitig fern die Anfangszeit des katalanischen Architekten liegt. Die Dachterrasse am Ende des Rundgangs bietet nicht nur einen einzigartigen Blick auf Barcelona, sondern auch die surreal gestalteten Schornsteine, die zu einem Markenzeichen Gaudís wurden.

 

Mach es wie die Katalanen

Den letzten Abend verbringt man schließlich typisch katalanisch: in einer Tapas-Bar. Hat man keine im Sinn, oder ist müde davon »die beste« herauszusuchen, vertraut man dem Tipp des Tourguides: »Haltet euch fern von allem rund um die la Rambla«. In Tourifallen tritt man schließlich oft genug. Ist man weit genug von ihr entfernt, macht man es wie die Katalanen und trifft sich an einem Ort, beispielsweise der Universität, schlendert los Richtung Norden und schaut, wo man spontan einen Platz findet. Desto später der Abend, umso intensiver spürt man die Energie dieser Stadt. Und nein, das liegt nicht an Sangria, Wermut oder Cava. Aus jeder Ecke dröhnt eine andere Sprache, es wird getanzt, gesungen – und einfach gelebt. Den Abend für beendet zu erklären, fällt da doppelt schwer.

Spätestens im Flieger muss man sich wieder eingestehen: Weitere zehn Jahre wird man Barcelona kaum fernbleiben können. Die Kräne, die zur Fertigstellung der Sagrada Família benötigt werden, gehören schließlich schon zum Panorama der Stadt dazu – und so ganz kann man sich Antonio Gaudí nie entziehen, selbst wenn man es sich fest vornimmt.


NICHTS MEHR VERPASSEN!

Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an.

Anna Wender
Anna Wender
Redakteurin
Mehr zum Thema
Von katalanischen Klassikern bis zu modernen Neuinterpretationen, von Cava bis Wermut – an Barcelona führt für Genussmenschen kein Weg vorbei.
Gourmet
Im Takt des Meeres
Beim Essen und Trinken folgt Barcelona einem deutlichen Rhythmus, und wer wie die Locals mitnaschen...
Von Lisa Arnold