Bunte Versuchungen.

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»Fressformel« – Wann machen Lebensmittel süchtig?

Chips, Gummibären, Schokolade und Co: Das Schlemmen vor dem heimischen Fernseher kann ungeahnte Ausmaße annehmen. Doch was hat das mit der Evolution des Menschen zu tun?

Warum wird der maschinelle Griff in die Chipstüte zur scheinbar unabwendbaren Wiederholungstat, bis diese am Ende des Filmeabends wieder einmal leer ist? Die Antwort findet sich in einem einfachen Trick der Lebensmittelindustrie – der so genannten »Fressformel«: Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg-Erlangen beobachteten einen regelrechten Fressrausch an Ratten, als man ihnen Kartoffelchips servierte. Der industrielle Ideal-Mix: eine Kombination aus 55 Prozent Kohlenhydraten und 35 Prozent Fett.

Evolutionsbedingt

Auch beim Menschen löst diese Zusammensetzung unmittelbar nach dem Konsum eine Reaktion hervor. Neben gesteigerter Aufmerksamkeit werden im Gehirn Zentren für Belohnung und Suchtverhalten aktiviert. Forschende gehen davon aus, dass es sich bei diesen Vorgängen um ein Relikt der Evolution handelt, da es sich für den Urmenschen in Zeiten, in denen nahrhafte Kost verfügbar war, als sinnvoll erwies, den Magen vollzuschlagen, um für schlechtere Zeiten vorzusorgen.

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Heute, im Überfluss von Fett und Kohlenhydraten, schadet uns diese Fressrausch-Automatik. Denn durch sie wird dem Körper automatisch mehr Nahrung und somit eine höhere Kalorienanzahl zugeführt, als benötigt. Über kurz oder lang können dadurch auch gesundheitliche Risiken entstehen: Eine handelsübliche Packung Chips enthält etwa die Menge an Fett, die ein durchschnittlicher Erwachsener laut Verbraucherzentrale täglich zu sich nehmen sollte.

Bewusstes Schlemmen

Doch egal, ob Chips, Tiefkühlpizza, Eis, Pommes oder Schokolade – bei vielen Produkten lässt sich die für die Lebensmittelindustrie so gewinnversprechende Fressformel finden. Für diejenigen, die auf den abendlichen Snack vor dem Fernseher nicht verzichten wollen, hält Fernsehkoch Nelson Müller einen Trick parat: Statt die Chips aus der Tüte zu essen, solle man lieber eine Portion in eine Schüssel leeren, wodurch die Menge größer erscheint und bewusster gegessen wird. Auf der Suche nach fettärmeren Alternativen kann natürlich auch jederzeit auf Salzbrezeln und Popcorn zurückgegriffen werden.

Simon Pillat
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