Hard Seltzer vereint Lifestyle-Werte mit aromatischen Geschmackserlebnissen in einem sprudelnden alkoholischen Ready-to-drink-Getränk.

Hard Seltzer vereint Lifestyle-Werte mit aromatischen Geschmackserlebnissen in einem sprudelnden alkoholischen Ready-to-drink-Getränk.
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Hard Seltzers: Neuer »Ready to drink«-Trend?

Vor etwa drei Jahren hat in Deutschland ein neuer RTD (»Ready to drink«) das Licht der Welt erblickt – und er polarisiert. Das neue Fast Food der Trinkwelt oder der richtige Schritt in eine bewusste Einstellung zum alkoholischen Genießen?

Oftmals steht es kurz vor der Supermarktkasse, nebst Mentos und Twix. Es ist ein seltsamer Gedankengang, der hier antizipiert wird. Nicht beim Wein oder Bier und all den anderen Getränken, die jemand aufsuchen würde, der gerne Alkohol trinken möchte und in dezidierter Ansprache an Kurz­entschlossene: »Offenbar wolltest Du nicht zum Alkohol, aber können wir Dir dennoch einen aromatisierten Wodka on the Rocks anbieten anstatt Kaugummis?« Denn genau das scheint der Trend-Drink aus den USA doch zu sein, wenn man ihn einmal genauer betrachtet: »hartes Wasser«, im Wörtlichen also Sprudel mit Schuss? Ganz und gar nicht.

Aromatisch stehen beim Hard Seltzer alle Türen offen. Man kann im Grunde damit tun, was immer man will.
© 2021 Antonia Vlasova / Shutterstock. No use without permission.
Aromatisch stehen beim Hard Seltzer alle Türen offen. Man kann im Grunde damit tun, was immer man will.

Einmal ohne alles, bitte

Beim Hard Seltzer geht es nämlich nicht um ein schlicht abgefülltes Mischmasch, wie es im Zuge der Alkopops unter Jugendlichen und Twens in den 2000ern beliebt war. Das Ausgangsprodukt basiert in der Regel auf Malz oder Zucker, die dann fermentiert und über Filtration geklärt werden. Aromatisch kann man damit im Grunde tun, was immer beliebt. Einer der großen Namen in den USA und inzwischen auch Pionier in Deutschland sind White Claw, schmeckt beispielsweise nach Limette, Mango oder Traubenkirsche, bei den Marzahner Spezialisten der Deutschen Spirituosenmanufaktur wird es selbstredend etwas kunstvoller und da lauten die Sorten dann Zitrone-Ingwer, Grapefruit-Rosmarin und Limette-Yuzu. Auch unterscheiden sich diese mit den gerade einmal 1,1 Volumenprozent an Alkohol von den meisten Hard Seltzern auf dem Markt, die, ähnlich wie Bier, meist zwischen 4 und 6 Volumenprozente aufweisen. Dazu kommt, dass die meisten Hard Seltzer ohne Zucker und ex­trem kalorien-, gluten- und kohlenhydrat­arm daherkommen, was sie auf eine unwirsche Art zum Drink der Stunde für das gesundheitsbewusste Trinkvolk macht. 

Hard Seltzer ist zuckerfrei und kohlenhydrat-, kalorien- und glutenarm –  ideal für gesundheitsbewusste Trinker. 
© Brau-Union÷sterreich / OTS
Hard Seltzer ist zuckerfrei und kohlenhydrat-, kalorien- und glutenarm –  ideal für gesundheitsbewusste Trinker. 

Der Skinny Bitch der 2020er

Klingt befremdlich – ist es auch. Aber die Zeiten, in denen der Genuss alkoholischer Getränke per se mit Exzess und Rausch, mit dem Abwirtschaften des eigenen Körpers zu tun hat, scheinen vorbei und dieser Drink zeigt es. Was einerseits daherkommt wie eine genussfeindliche Version von Getränken, in denen möglicherweise noch eine Form von Terroirs, von Handarbeit und Lagerung aufleuchtet, wird auf der anderen Seite ein freundlicher Begleiter an heißen Sommertagen oder für die kontrollierte Trinkerschaft. Muss ein Bartender es nach 100-jährigem Jubiläum des Startschusses zur florierenden Barkultur nicht als blasphemisch empfinden, Fläschlein mit einer klaren Flüssigkeit plus Aroma, ganz ohne Tresen, Shake-Sound oder Korkenknallen an der Supermarktkasse vorzufinden? Neuköllner Bartenderin Laura Maria Marsueschke (»Thelonious Bar«) sieht das gelassen:

»Alles, was uns hilft, einen verantwortungsvolleren Umgang mit Alkohol zu finden und zusätzlich auch noch weniger Zucker zu konsumieren, unterstütze ich. Auch langfristig ist das für mich als Barbetreiberin gut; trinkt der Gast an einem Abend (nahezu) alkoholfrei, bleibt er mir doch vermutlich länger erhalten.«

Leichte, knackige und spritzige Mischungen verspricht Smirnoff mit seinen »Spiked Sparkling Seltzers«.
© 2019 Getty Images
Leichte, knackige und spritzige Mischungen verspricht Smirnoff mit seinen »Spiked Sparkling Seltzers«.

Für sie ist der Limette-Yuzu-Mix mit 1,1 Volumenprozent der Stoff der Stunde und wüsste man es nicht besser, könnte man meinen, sie sei Seltzer-Ambassador:

»Wie Sprudel, aber eben in sexy.«

Vielleicht sind fassgelagerte Alkoholika aus Gläsern schlichtweg von gestern und die Generation 30 plus hat den Schuss nicht gehört? Zumindest wäre es wünschenswert, die Vielfalt zu erhalten – so wir nicht in 30 weiteren Jahren nach dem Aquafit mit einem Hard Seltzer mit Rotweinaroma bei Laune gehalten werden müssen.

Die zeitgeistige Antwort auf das Gesundheitsbewusstsein und den Trend zu niedrigerem Alkoholgehalt.

Seinen Ursprung hat das Hard Seltzer in den USA, wo meistens Alkohol auf Zuckerrohrbasis oder Malz verwendet wird.
© 2021 Antonia Vlasova / Shutterstock. No use without permission.
Seinen Ursprung hat das Hard Seltzer in den USA, wo meistens Alkohol auf Zuckerrohrbasis oder Malz verwendet wird.

Juliane Eva Reichert
Autor
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