Farbenfreude und Köstlichkeiten im »Kreuzberger Himmel«.

Farbenfreude und Köstlichkeiten im »Kreuzberger Himmel«.
© Nils Hasenau

»Kreuzberger Himmel«: Die Engel von Berlin

Essen verbindet: Geflüchtete kochen und tragen mit den Gerichten ihrer Heimat zum gegenseitigen Kennenlernen bei.

»Der Himmel ist genauso unter unseren Füßen wie über unserem Kopf«, bemerkte einst der amerikanische Philosoph Henry David Thoreau. Für die Berliner findet sich ein Stückchen Himmel nun auch auf den Tellern im Restaurant »Kreuzberger Himmel« in einer gastfreundlichen Räumlichkeit der katholischen Kirche St. Bonifatius.
Hinter den roten Backsteinmauern lädt ein freundlich-schlichter und doch immens pfiffig designter Gastraum ein, ein sehr besonderes Restaurantkonzept zu entdecken. Der Verein »Be an Angel e. V.«, der dem ehrenamtlichen Engagement von Kulturschaffenden und Menschen aus Medien und Marketing zu verdanken ist, die Geflüchtete bei ihrer Integration in Deutschland unterstützen möchten. In den Reihen der Geflüchteten fand der Verein zahlreiche Menschen, deren Beruf oder Passion dem Kochen und der Gastlichkeit gelten. So entstand die Idee, die Heimatküchen der Neuankömmlinge den Berlinern näherzubringen.

Erstaunlich köstlich mundet das Ergebnis. Herzstück des Speisenkonzepts bildet die syrische Küche. Eine überaus elegante Küchenstilistik mit Einflüssen aus dem arabischen, levantinischen und türkischen Raum, deren Facettenreichtum derzeit von den anhaltenden kriegerischen Konflikten der Region überschattet wird. Doch alle in dem buntgemischten Team tragen ihre Heimat kulinarisch mit in die Töpfe und Pfannen. So kommt die Inspiration Afghanistans oder ein Hauch Somalia hinzu.
Die Vorspeisenvielfalt beinhaltet bewährte Klassiker à la Hummus oder Tabouleh. Dazu gilt es, viel Neues zu entdecken, wie die Fasila Bzet – Saubohnen, pikant angemacht mit scharfem Paprika, Koriander, Knoblauch und Olivenöl. Erfrischend auch die M’Tabal aus Auberginen, Zitrone, Joghurt und Tahinsoße. Um die fünf Euro kostet jeweils eine der Vorspeisen, die aber insbesondere in ihrer Vielfalt zum Teilen einladen und den Tisch bunt und abwechslungsreich füllen.

© Nils Hasenau

Anspruchsvolle Küchenkultur

Bunt leuchtet ebenfalls das Geschirr der Marke Rosenthal. Der Porzellanhersteller ließ es sich nicht nehmen, eine Servier-Edition dem Kreuzberger Himmel als Spende zur Verfügung zu stellen. Wie auch andere Sponsoren, die bei Ausstattung, Mobiliar, PR und Design kostenlos zum Gelingen beitragen. So entsteht diese sympathische Mischung aus stylischem Design und traditionellen Speisen, betreut von einem sympathischen Team, das mit großem Engagement die Speisen ihrer Heimat serviert.
Der Besucher spürt, dass andere Gäste zuweilen neugierig vorbeischauen, weil das Projekt fasziniert und die Erwartungen an die Küche dahinter zurückstehen. Dann blicken die Gesichter allmählich erstaunt auf die Teller, wenn der Gaumen verrät, dass eine überaus anspruchsvolle Küchenkultur geboten wird.

© Nils Hasenau

Die Hauptspeisen liegen bei 11 bis 17 Euro und stimulieren die Geschmacksknospen weiter. Sehr spannend das Frikeh, unreif geernteter und angerösteter Weizen, dazu dann Lammgeschnetzeltes mit Kardamom, Lorbeer und Nüssen. Zahlreiche fleischlose Gerichte ergänzen die Karte, wie Sabbah Doll mit Paprika, Aubergine, Blumenkohl und Zucchini, pikant abgeschmeckt mit Olivenöl und einer Paprika-Chili Soße. Ins Glas kommen Weine aus dem Libanon oder Brauwaren aus klösterlichen bayerischen Sudkesseln. Am Wochenende lockt zudem ein buntes Frühstücksangebot.
Ein sympathisches Projekt, welches daran erinnert, dass Speis und Trank die Menschen überall auf der Welt friedlich verbinden. Trotz aller tragischer Konflikte bietet Kreuzberg nun ein kleines Stückchen Himmel.

Info

Yorckstraße 89
10965 Berlin-Kreuzberg

Öffnungszeiten: DI–FR: 17 bis 24 Uhr; SA+SO: 10 bis 24 Uhr
www.kreuzberger-himmel.de

Peter Eichhorn
Peter Eichhorn
Autor
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