Hier zu sehen sind Onggi, traditionelle Behälter aus Steingut, die für Fermentation von Makgeolli und Soju benutzt werden.

Hier zu sehen sind Onggi, traditionelle Behälter aus Steingut, die für Fermentation von Makgeolli und Soju benutzt werden.
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One Sip Seoul: Koreas Reiswein auf dem Vormasch

Schon vom neuesten Trend aus Korea gehört? Makgeolli erregt zurzeit mächtig Aufsehen – und das, obwohl es seit über 1.000 Jahren ein Fixpunkt koreanischer Kultur ist.

Trends kommen und gehen. Zeitlose Klassiker schaffen es jedoch immer wieder, sich neu zu erfinden, junge Generationen für sich zu begeistern und sich in den neuesten Trend zu verwandeln.

Erbe, Kultur und Tradition

Die Wurzeln von Makgeolli sind tief mit der reichen koreanischen Kultur verwoben. Sie reichen zurück bis in die Zeit der Goryeo-Dynastie (918 - 1392 n. Chr.), Jahrhunderte bevor die moderne Welt mit einer Vielzahl von Getränken überschwemmt wurde. Der aus einer harmonischen Mischung aus fermentiertem Reis, Weizen und Wasser hergestellte Makgeolli ist ein Zeugnis des landwirtschaftlichen Erbes Koreas, eine Anspielung auf die Nahrung, die Generationen von fleißigen Bauern und Bäuerinnen ernährte. Geschmacklich erinnert Makgeolli an Joghurtgetränke, wartet jedoch mit einem komplexen Geschmacksprofil auf, das von süß bis sauer und sogar ein wenig bitter reicht und oft fruchtige, blumige Aromen in sich trägt.

Zahlen, wir wollen Zahlen

»Kook Soon Dang Co.«, der größte Exporteur von Makgeolli, meldete im letzten Jahr eine bemerkenswerte Verdoppelung seiner Exporte auf 10,2 Millionen US-Dollar. Was ist das Geheimnis hinter diesem plötzlichen Boom? Insidern zufolge hat die Pandemie eine wichtige Rolle gespielt. Die Wahrnehmung von Makgeolli als probiotisches Kraftpaket, das das Immunsystem unterstützt, macht das Getränk zunehmend beliebter. Heute exportiert »Kook Soon Dang Co.« in mehr als 50 Länder, wobei die USA als größtes Exportziel gelten mit einem Wert von 3 Millionen US-Dollar im vergangenen Jahr.

Die Renaissance winkt

Dieser bezaubernde Reiswein, der oft auch als »Reisbier« bezeichnet wird, war eine Zeit lang in den Schatten gerutscht. Makgeolli ist nun mit einer berauschenden Anziehungskraft wieder aufgetaucht, die immun gegen die Launen flüchtiger Trends zu sein scheint. Seine Anziehungskraft liegt nicht nur in seinem Geschmack, sondern vor allem in dem Teppich der Tradition, den er webt. Denn Makgeolli gibt es, genau wie die verschiedenen Landschaften Koreas, in einer Vielzahl von Geschmacksrichtungen und Stilen. »Dongdongju«, die ungefilterte Version, bietet die rohe, traditionelle Erfahrung. »Yangjoju« hingegen ist bekannt für seinen höheren Alkoholgehalt und ist etwas für diejenigen, die einen kräftigeren Geschmack suchen. Und dann gibt es noch die mit Früchten versetzten Varianten für ein fruchtig-erfrischendes Erlebnis.

Gesundheit und Erbe

Die Wiedergeburt von Makgeolli ist nicht nur eine Frage des Geschmacks. Mit einem geringeren Alkoholgehalt und einer gehörigen Portion Probiotika, die durch den Fermentationsprozess zugeführt werden, hat er eine gesündere Ausstrahlung als viele seiner temperamentvollen Gegenstücke (wie die traditionelle Spirituose Soju, die während und nach dem Essen in Shotgläsern ausgeschenkt wird). Makgeolli-Enthusiast:innen loben seit langem seine verdauungsfördernden Eigenschaften und andere potenzielle gesundheitliche Vorteile.

Makgeolli in der Moderne

Die heutige Makgeolli-Landschaft ist eine aufregende Verschmelzung von Tradition und Modernität. Das zunehmende Aufkommen von Handwerksbrauereien und innovativen Makgeolli-Herstellern hat eine Ära des Experimentierens eingeläutet. Das einst einfache Getränk, das in bescheidenen Schalen serviert wurde, ist heute in Flaschen und Dosen erhältlich und glänzt sogar mit Kohlensäure. Es ist Zeit für einen dringenden Besuch beim Lieblingskoreaner.

Ferdinand von Vopelius
Ferdinand von Vopelius
Portalmanager Österreich
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