Tasting vom 20.02.2013
Die Ahr ist ein Gebiet der Besonderheiten. Das Kleinod ist mit gut 550 Hektar Deutschlands drittkleinstes und gleichzeitig nördlichstes Weinbaugebiet. Dank des im Sommer fast mediterran anmutenden Klimas sind dort über 86 Prozent der Rebfläche mit roten Sorten bepflanzt. Den Hauptanteil bildet dabei der Spätburgunder. Im Kerngebiet zwischen Altenahr und Mariental wächst er auf Schiefer- und Schieferverwitterungsböden, was dem Ahr-Spätburgunder eine unverwechselbare Note verleiht: feine Frucht, getragen von der mineralischen Note des Schiefers. Seit 2004 werden im Ahrtal nach VDP-Statuten Grosse Gewächse angebaut. Etwas weniger prominent, jedoch keinesfalls in der zweiten Reihe wächst der Frühburgunder, eine weitere Besonderheit des Ahrtals: 20 Prozent des gesamten Frühburgunderbestandes Deutschlands versammeln sich hier auf engstem Raum. Aufgrund der außergewöhnlichen Qualitäten ist er vom VDP nur hier als Grosses Gewächs zugelassen. Anfang des 20. Jahrhunderts war er in Deutschland weit verbreitet, in den 1970er-Jahren fast ausgestorben. Heute geht es ihm mit rund 250 Hektar deutschlandweit wieder etwas besser, und Slow Food hat ihn als schützenswerte Rebe in die »Arche des guten Geschmacks« aufgenommen. Sein Name leitet sich von dem Umstand ab, dass die Reife bis zu drei Wochen früher einsetzt als beim Spätburgunder. Durch seine Engbeerigkeit neigt er bei Feuchtigkeit zur Fäulnis und ist dementsprechend sicher kein Hobby, das nebenbei betrieben werden kann. Falstaff lud zu einer Bestandsaufnahme im Ahrtal anhand der zwei sehr unterschiedlichen Jahrgänge 2009 und 2010. Während sich 2009 als ein Jahr hoher Reife auszeichnete, war 2010 problematischer. Zu geringe Erträge und schlechte Voraussetzungen im Herbst ließen nur zwei Winzer mit einem Grossen Gewächs an den Start gehen. Notizen von Sebastian Bordthäuser