Tasting vom 26.11.2010
Die Jahrgänge 2006 und 2007 wurden im Piemont beide als hervorragend eingestuft. Während die 2006er-Weine im Fass heranreiften, wurde jedoch der eine oder andere Produzent zunehmend vorsichtig. Bereits im folgenden Jahr, nach der Verkostung der Barbarescos des Jahrganges 2006, machte sich Ernüchterung breit, viele Weine mit austrocknenden, unreifen Tanninen waren da dabei. Als dann im Mai dieses Jahres in Alba erstmals die 2006er-Barolos geschlossen dem Fachpublikum präsentiert wurden, stand vielen Verkostern die Enttäuschung deutlich ins Gesicht geschrieben. Vor allem die Weine aus La Morra, sonst immer die geschmeidigsten und zugänglichsten unter den Barolos, zeigten sperriges, hartes Tannin; und das ganz unabhängig davon, ob die Weine im großen Holzfass oder im Barrique ausgebaut wurden. Die Weine aus Barolo waren da schon geschmeidiger, hervorragend fielen in der Regel die Weine von Castiglione Falletto aus. Auch aus Monforte gibt es wieder viele Weine, die hart und rau am Gaumen sind und bei denen es fraglich erscheint, ob sie je schön reifen werden. Bis auf wenige Ausnahmen sehr gut fielen hingegen die Weine aus Serralunga aus: Dicht und tiefgründig sind das vielfach Bilderbuch-Barolos. Warum, so fragten wir uns alle, sind gerade die Weine aus La Morra so rau ausgefallen? Des Rätsels Lösung: Hagelschlag hatte gleich mehrfach die Weinberge von La Morra in Mitleidenschaft gezogen. Trost für den strapazierten Gaumen spendeten dann die Barbarescos 2007: Opulent, warm, ja fast geschmeidig und schon erstaunlich zugänglich präsentieren sie sich jetzt. Ein so hohes Niveau hatte Barbaresco als Gesamtgebiet nie zuvor zu bieten. Gerade das Richtige also, wenn jetzt die Tage wieder kühler und länger werden. Da kann man mit einem Glas Barbaresco 2007 schön die Seele wärmen. Hier die Weine mit 90 Punkten oder mehr. Notizen von Othmar Kiem