TAMPA BAY: DAS NEUE FLORIDA

Titelbild: In keine Stadt der USA ziehen mehr Millennials als nach Tampa Bay. Zig neue und schicke Wohnbauten entstehen. pendryresidencestampa.com

Aussgerechnet Eishockey verändert den sonnenverwöhnten Staat. Das eher unbekannte Tampa Bay am karibischen Golf von Mexiko startet gerade einen Höhenflug, sowohl im Sport als auch bei Unterhaltung, Restaurants und Immobilien. Eine neue Welt abseits von Disney-Kitsch und Don-Johnson-Klischee entsteht. »Hier hat man vor wenigen Jahren nicht ordentlich essen können. Jetzt ist Food das große Thema, wir haben schon fünf Restaurants, die mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet sind«, erzählt Jeff Houck, Marketingmanager einer Familiengastro-Kette und ehemaliger Gourmet-Journalist.

Tampa: Eine Stadt im Aufwind

Tampa wurde von Avanti Travel Insurance als beste Kreuzfahrt-Destination 2024 ausgezeichnet (mit dem Extrabonus besonders familien- und auch seniorenfreundlich zu sein). Eurowings Discover fliegt mittlerweile täglich von Frankfurt nach Tampa, Edelweiss viermal in der Woche. Der Flughafen wurde in den letzten Jahren top modernisiert, und die Stadt legt besonderen Wert auf eine extrem schnelle Einreise – da ist man schon in zehn Minuten mit allem durch. Dabei war Tampa Bay bis vor wenigen Jahren ein Nichts auf der Landkarte. Der Aufstieg begann mit dem Milliardär Jeff Vinik. Er kaufte das mäßig erfolgreiche Eishockeyteam »Tampa Bay Lightning« und weil in den USA so üblich, erwarb er auch das Stadion und das Land drumherum. Nach wenigen Jahren gewannen die Lightning wieder Preise, zweimal hintereinander den prestigeträchtigen Stanley Cup zum Beispiel. Rund um das in Downtown gelegene Stadion gab es aber noch immer industrielles Brachland. Also krempelte Vinik die Ärmel hoch und begann mit der Entwicklung und einer urbanen Transformation, die ihresgleichen sucht. Wo früher Parkplätze waren, entsteht nun um 3,5 Mrd. US-Dollar eine vollkommen neue Innenstadt, die besonders fußgängerfreundlich ist. Viele öffentliche (und konsumfreie) Bereiche gibt es, Bänke und Tische zum Jausnen, hier eine Bühne für allerlei Aufführungen, dort ein GreenWise Supermarkt – eine Marke, die sich auf Bioprodukte konzentriert. Wo ein bankrottes Lifestylecenter die Sicht auf die Bucht versperrte, errichtete das Unternehmen eine sich zum Meer hin öffnende, einladende Plaza mit bunten Streetfood-Containern. Downtown wird plötzlich eine hübsche Gegend mit neuen Wolkenkratzern, mit stylischen Apartments, mit Restaurants, die auch die Gehsteige mit Tischen zwischen wuchernden Pflanzen bespielen – bei uns normal, in den USA ist das aber komplettes Neuland. Der frisch errichtete Mixed-Use-Tower, in den auch Jeff Vinik mit seiner Familie eingezogen ist, ist auch Heimat des neuen Fünf-Sterne-Hotels »Edition«. Die Wohnungen sind um rund 20.000 Euro/Quadratmeter zu haben. Die halbe Innenstadt wurde schon erneuert, ein zentrales Kühlhaus als Energielieferant für alle anderen Immobilien wurde errichtet, jetzt folgen weitere Straßen, Gehwege und Gebäude – unter anderem das von Gensler entworfene höchste Wohngebäude mit Eigen­tumswohnungen in der Umgebung, Büros mit Grünflächen im Erdgeschoß, eine Event-Garage u. v. m. »Water Street Tampa«, wie das aktuelle Entwicklungs-Viertel heißt, wurde vom »TIME Magazin« zum »World’s Greatest Places 2023« erkoren und hat beste Zertifizierungen von WiredScore (Technologie), dem International Well Building Institute (soziale Nachhaltigkeit, Gesundheit) sowie von LEED (Gebäude und Nachbarschaft).

Tampa blüht auf

Der Samen wurde vom Selfmade-Milliardär Vinik in die fruchtbare Erde Floridas gesetzt. Tampa Bay ist die zweitgrößte Stadt des Bundesstaates; ganz Florida erlebt seit Jahren einen Zustrom von Menschen. Verantwortlich dafür dürfte auch die lockere Regelung während der Corona-Zeit sein – es gab kaum Einschränkungen. Unter Millennials ist Tampa die Nummer eins. Von hier aus erreicht man die beiden schönsten Strände an der Golfküste innerhalb von 40 Minuten, das hippe Leben lockt mit immer neuen Angeboten und die Sicherheit ist mit der einer europäischen Stadt vergleichbar. Das Wetter und die Sonnenschein-Stimmung tut sein Übriges. Ergebnis: Florida hatte im Bundesvergleich die höchste Immobilienpreissteigerung in den letzten drei Jahren, weiß man bei der nationalen Immobilienmaklervereinigung NAR. Nicht nur in Downtown verändert sich die Tampa Bay. In der ganzen Stadt bilden sich neue Neighborhoods. Hydepark ist etwa ein Viertel, das aus lauter Millionen-Dollar-teuren Südstaaten-Villen besteht, gesäumt von uralten Bäumen, an denen das Spanische Moos wie mystische Lampions baumelt. Allerdings hatte diese Gegend nie ein Zentrum. WS Development aus Boston erkannte das, kaufte sieben schäbige und ganz und gar nicht in das Quartier passende industrielle Gebäude auf und entwickelte ein Bilderbuch-Dorfzentrum mit einem entzückenden Platz, Bänken, Brunnen, gepflegten Shops, hippen Restaurants sowie dem Hyde House, eine fast 3.000 Quadratmeter große, servicierte Co-Working-Fläche mit hohem Design-Anspruch. »Das ist jetzt eine beliebte Gegend, sie löst Indoor-Malls ab. Die Leute wollen nicht mehr Auto fahren. Live, Work, Play an einem Ort«, erzählt eine Passantin.

Weitere Immo-News aus Tampa

Weitere Baustellen der Stadt: 45 Millionen US-Dollar werden in das Areal beim (sehenswerten!) Aquarium gesteckt. Auch dort, wo
das historische Zentrum der Stadt liegt, wird erneuert. Tampa verdankt seine Gründung eigentlich der Zigarrenproduktion, was in dem von Backsteinhäusern geprägten Ybor City deutlich zu spüren ist, und wo heute eine ausgelassene Party-Stimmung vergleichbar mit dem French Quarter in New Orleans – herrscht. Viele Bauten wurden schon neu – aber im alten Stil wiedererrichtet, das Projekt Gasworx transformiert aktuell 20 Hektar und Ybor Harbor ganze 13 Hektar in moderne Quartiere mit bunt gemischter Nutzung, hoher Lebensqualität und vor allem hoher »Walkability« – also dem Anspruch, alles zu Fuß gehen zu können. Und das in den USA!

Identität bleibt Tampa erhalten

Tampa Bay wird gerade zur neuen Destination im Herzen Floridas. Dennoch ist es eine funktionierende Stadt, die weder Micky-Mouse-Orlando noch hysterisches Miami sein will. Sie will sich nicht verstellen. Zum Abschied wünscht einem Jane Castor im Flughafenzug durch die Lautsprecher eine gute Reise. Sie ist die Bürgermeisterin, bekennende Lesbin und mit einer Frau verheiratet. Das passt.