Der Plattensee auf dem Radar der Familien. Thema: In »80 Tagen um die Welt« im Mövenpick BalaLand Resort. Foto beigestellt
Zielgruppe Familien: »Mama, Mama, schau mal!«
Bakterienschleuder Bällebad und Puzzles, bei denen längst etliche Teile fehlen. Da sind insbesondere die Eltern oft wenig begeistert nach dem Check-in. PROFI wirft den Ball den Expert:innen zu und notiert, wie man es besser machen kann.
von Nicola Afchar-Negad
14. November 2023
»Wow«, kommentiert der 6-Jährige. Eigentlich mit circa 20 »o«s. Und er will wissen: »Wie lange bleiben wir hier? Für immer?« Wenn Eltern so etwas hören, dürfen sie kurz innehalten: alles richtig gemacht. Insbesondere im Urlaub! In diesem Fall wurde im »Mövenpick BalaLand Resort« am ungarischen Balaton gestaunt. Zumindest gedanklich reist man hier »In 80 Tagen um die Welt«, das wird in allen Hotelbereichen deutlich. Heißluftballone und Holzflugzeuge als Deko in der Aula, die auch als Treffpunkt für die »Schokoladen-Stunde mit Willy Fog« (Cakepops!) dient, Beistelltische in Schrankkoffer-Optik, eine Hotelbar, die an jenen Londoner Club in der Geschichte angelehnt ist und vor allem: Pyramiden und Doppeldecker-Busse im Spielbereich – statt 08/15-Klettergerüste. Dazu viel Technik, von reiner Unterhaltung (»Lazer Maze«) bis hin zum Wissensquiz an jeder Spielstation (London, Suez etc.) im »Playhouse«.
Jetzt kann man unken, dass es den Kindern in diesem Alter vermutlich noch komplett egal ist, wo sie raufklettern und runterrutschen. Das stimmt auch durchaus – aber den Eltern ist es das nicht. Kein Mensch möchte mehr in engen stickigen Spielzimmern rumstehen, während Sohn und Tochter auf neongrünen abgenutzten Gymnastikmatratzen rumturnen. Und das am besten noch bei Scheinwerferbeleuchtung und dreckiger Windel im Mülleimer. Das war bislang allerdings gerade in klassischen Landhotels oft die Realität. So nach dem Motto: Hauptsache, es gibt irgendeinen Spielraum.
»Gitterförmige Strukturen sind heute Standard – und für viele Hotels völlig ausreichend. Einige wollen aber etwas Besonderes bieten.«
Konrad Anwar Ziesel, Projektmanager Explora Play
Mövenpick, die Schweizer Marke, die heuer seit 50 Jahren im Hotelmarkt mitspielt, hat natürlich andere Möglichkeiten als ein familiengeführtes 3-Sterne-Hotel in Nähe des Skilifts. Und auch andere Prioritäten. Aber genau hier sollte dringend ein Umdenken stattfinden. Von Wettersicherheit sind wir in Mitteleuropa weit entfernt, es punktet nur, wer auch an schneelosen oder stürmischen Tagen die Gäste begeistern kann. Zurück ins Mövenpick, einer Marke, von der es aktuell 110 Hotels und Resorts auf der ganzen Welt gibt – weitere 50 sind bis 2025 geplant. Hier ist gutes Wetter Bonus, aber nicht Pflicht, um eine gute Zeit zu haben. Eltern zeigen gerne, dass sie hier eingecheckt haben, anstatt ein fast entschuldigendes »Es ist halt für die Kinder ideal« zu murmeln, wenn Freunde nach einem Urlaubs-Resümee fragen. Oder wie General Manager Dieter Prachner sagt: »Das Mövenpick BalaLand Resort ist eine Destination für sich, da es sich auf Kinder und deren Familien ganzjährig spezialisiert, sprich: nicht saisonal agiert.« Clever.
Wichtig ist das Konzept
»Unsere Erfahrung mit österreichischen Hotels zeigt uns, dass – unabhängig von der Sterneklassifizierung – in der Regel qualitativ hochwertiges Essen, gutes Design und eine Ästhetik zu finden sind, aber die Räume für Kinder sind oft ein Übrigbleibsel. Also ein Raum, der ohne klares Konzept mit einzelnen Dingen gefüllt worden ist, an denen Kinder vielleicht Interesse haben«, beschreibt Samuel Tsang, Architekt und Inhaber von Explora Play. Der gebürtige Australier gründete 2015 in Singapur Jakarta Explora Playground und entwickelt individuelle Lösungen für In- und Outdoor-Spielplätze. Seit 2020 lebt Tsang in Österreich. Die Firma konzentriert sich daher aktuell auf den deutschsprachigen Raum. Weiter befragt zum Status Quo ergänzt sein Kollege Konrad Anwar Ziesel, Projektmanager und zuständig für den Vertrieb in Europa: »Gitterförmige Strukturen sind heute Standard – und für viele Hotels reicht das auch völlig aus. Wir glauben aber, dass einige Betriebe ihren Kund:innen etwas Besonderes bieten möchten, woran sie sich lange erinnern.«
»Wenn wir von einer Mindestinnenfläche ausgehen, etwa für ein Hotel mit
50 Zimmern, dann wären 25 – 50 m2 notwendig.«
Konrad Anwar Ziesel, Projektmanager Explora Play
Soweit zur Theorie. Die Praxis: Klettertürme, die in Farbe und Form an Käse erinnern – in einem 5-Sterne-Resort in Crans Montana. Oder Räume für UV-Kunstmalerei und Windkanäle, in denen die Kinder ihre Papierflugzeuge austesten können. Ganz ehrlich: Da steht auch jeder Erwachsene gern von seiner Liege auf und macht mit! Auch Litebrite, das sind farbige Acrylstäbe, tauchen immer häufiger auf. Vornehmlich kennt man das zwar aus Museen, wie dem Technischen Museum in Wien oder dem Deutschen Museum in München, aber: das geht durchaus auch im Hotel, wie Ziesel erwähnt. Und nein, man muss dafür kein 5-Sterne-Hotel führen, wichtig ist nur: ein Konzept! »Wenn wir von einer Mindestfläche für einen Innenbereich ausgehen, etwa für ein Hotel mit 50 Zimmern, dann wären 25-50 m2 notwendig, um einen Bereich für Babies und Kleinkinder gestalten zu können. Wenn die Deckenhöhe über drei Metern liegt, geht sich auch eine Struktur für die über 6-Jährigen aus.« Die Kosten – natürlich »je nach Struktur und Komplexität« – beziffert der Architekt mit 6.000 bis 12.000 Euro. Was man mitkalkulieren sollte: die Kosten für die Reinigung. Beispiel Bällebad, ein absoluter Klassiker in vielen Indoor-Spielplätzen: »Wir empfehlen den Kund:innen, einen Ballreiniger zu kaufen – und falls die Wartung nicht gewährleistet werden kann, ganz darauf zu verzichten.« Bei Aufprallbereichen arbeite man mit 10cm dicken PVC-Schaumstoff-Schutzmatten, diese seien leicht zu reinigen. Und das Refurbishment? Tsang spricht davon, dass ein Miniclub zumindest fünf Jahre halten sollte – und kleine Adaptionen unkompliziert möglich sein sollten.
Ecotainment im Montafon
Ein paar Sätze noch zur Causa Konzept. Themen wie Wald, Berge oder Seen werden heutzutage von findigen Hoteliers – bzw. Planer:innen wie Explora Play mitgedacht. Denn genau diese Inputs machen das Ganze besonders. Das »Alma Resort« in Vietnam punktet mit eigenem Wissenschaftsmuseum und »Falkensteiner« setzt im österreichischen Montafon auf eine Kooperation mit dem benachbarten Wasserkraftwerk; ermöglicht so den Kids, selbst zum Thema zu forschen. Edutainment heißt das auch gerne. Oder fast schon Ecotainment, denn der Faktor Ökologie wird immer wichtiger – und spannender. Ein zweites Beispiel: das Eco-Resort »Lino Delle Fate« in Bibione, Italien. Hier versuchen sich die kleinen Gäste – natürlich unter Anleitung – im Recycling bzw. Upcycling. Bei Schatzsuchen wird der hoteleigene Biodiversitätspark erkundet und am Strand erfahren die Kinder, warum es so wichtig ist, das Meer zu schützen – und vor allem auch wie. Genau so funktioniert die Ansprache von Familien im Jahr 2023 – und genau das erzählen Eltern ihren Freund:innen in der Heimat auch gerne weiter, on- und offline.
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