Die Falstaff-Sieger im Porträt

Der Falstaff Restaurantguide präsentiert 2012 gleich vier Gesamtsieger: »Steirereck«, »Ikarus Hangar-7«, »Landhaus Bacher« und »Silvio Nickol«.

Wer hat nach einem gelungenen Restaurantbesuch mit köstlichen Gerichten und perfektem Service nicht das Bedürfnis, andere Feinschmecker an seinem Erlebnis teilhaben zu lassen? Wer möchte anderen anspruchsvollen Gourmets nicht von schlechten Erfahrungen erzählen, um diesen ähnliche Enttäuschungen zu ersparen? Und schlussendlich: Wer hat nicht den Wunsch, vor der Entscheidung für ein Lokal zu erfahren, wie es einer großen ­Anzahl von Gästen bereits dort ergangen ist?

Bewertung Landhaus Bacher / © FalstaffDer Falstaff Restaurantguide 2012 bietet ­allen, die sich Inspiration für ihren nächsten Res­taurantbesuch wünschen, so viel Auswahl wie nie zuvor. Rund 1400 Betriebe haben es heuer in den Guide geschafft – bewertet von 17.000 TesterInnen, die mehr als 200.000 Votings abgegeben haben. Die stetig wachsende Zahl der Publikumsbewertungen zeigt, dass diese Form der demokratischen Restaurantkritik im Trend liegt.

DIE GESAMTSIEGER
Vier Betriebe, die sich ex aequo den ersten Platz teilen – das gab es in der Geschichte des Falstaff Restaurantguides noch nie. Je 99 Punkte vergaben die Falstaff Gourmetclubmitglieder an das »Steirereck«, das »Ikarus Hangar-7«, das »Landhaus Bacher« und das »Silvio Nickol«. Für die Küche bekamen alle vier die Maximalbewertung von 50 Punkten. Doch darüber hinaus punktete jeder Gesamtsieger mit seinen ganz besonderen Stärken.

Heinz Reitbauer ist der Falstaff-Serien­sieger: Bereits zum sechsten Mal in Folge steht das »Steirereck« an der Spitze / Foto: Red Bull Hangar-7, Helge Kirchberger
Heinz Reitbauer ist der Falstaff-Serien­sieger: Bereits zum sechsten Mal in Folge  steht das »Steirereck« an der Spitze.

Steirereck Bewertung / © FalstaffDas »Steirereck« im Wiener Stadtpark ist bereits Falstaff-Seriensieger und konnte die Tester auch dieses Jahr überzeugen. Neben der außergewöhnlichen Kochkunst von Heinz Reitbauer waren dort der sensationelle Service und das edle Ambiente ausschlaggebend. Einen Punkt weniger als im Vorjahr gab es diesmal für die Weinkarte.

Auch das »Ikarus Hangar-7« steht nach dem Erfolg im Vorjahr wieder ganz oben im Ranking. Das von Roland Trettl perfekt umgesetzte Gastkochkonzept sucht seinesgleichen. Trettl und sein Team zeigen eine Ausnahmeleistung, wenn sie sich jeden Monat auf einen anderen Gastkoch und dessen Kochstil einstellen. Im »Ikarus Hangar-7« kosten sich die Gäste in einem Jahr um die ganze Welt – auf höchstem Niveau. Auch Ambiente und Weinkarte waren den Testern die maximale Punkteanzahl wert, beim Service gab es diesmal leider einen Punkt Abzug.
In den letzten Jahren stets auf dem zweiten Platz, hat es das »Landhaus Bacher« 2012 ganz nach oben geschafft. Lisl Wagner-­Bacher hat den Platz am Herd an ihren Schwiegersohn Thomas Dorfer übergeben, die Küchenleistung ist nach wie vor absolute Spitze. Auch für Service und Weinkarte gab es wieder die volle Punkteanzahl.
Einzigartig ist die Platzierung von Silvio Nickol, der mit dem gleichnamigen Restaurant im Palais Coburg auf Anhieb Gesamtsieger wurde – und damit naturgemäß auch den Titel des besten Neueinsteigers trägt. Seine perfekte Küche und das wunderschöne Ambiente des Palais Coburg sowie dessen einzigartiger Weinkeller ergänzen sich perfekt. Nur im Service merkt man bei dem Top-Neueinsteiger noch gewisse Unsicherheiten.

Roland Trettl begeisterte mit dem Gastkochkonzept im »Ikarus Hangar-7« auch dieses Jahr die Gourmetclubmitglieder / Foto: Red Bull Hangar-7, Helge Kirchberger
Roland Trettl begeisterte mit dem Gastkochkonzept im »Ikarus Hangar-7« auch dieses Jahr die Gourmetclubmitglieder.

Bewertung Ikarus / © FalstaffDIE SIEGER IN DEN BUNDESLÄNDERN
Dass mit »Steirereck« und »Silvio Nickol« gleich zwei Gesamtsieger aus Wien kommen, ist nur die Spitze des kulinarischen Erwachens in der Bundeshauptstadt. Neben den zwei Restaurants mit vier Gabeln gibt es auch noch weitere acht mit drei Gabeln.
Für das zweitplatzierte »Mraz & Sohn« gab es einen neuerlichen Punktezuwachs. Die Kochkunst von Markus Mraz ist einen Besuch in der Wallensteinstraße wert. Auf dem dritten Platz liegt das »Bauer«, das mit dem 36-jährigen Mike Feierabend wieder einen neuen Koch hat. Zudem hat sich Wien mit vielen spannenden Neueröffnungen wie etwa dem ­»Hohensinn« oder dem »Amarantis« wieder zu einem Fixpunkt für Gourmets ­entwickelt.
Das »Hubertus Johanna Maier & Söhne« in Filzmoos und das »Obauer« in Werfen liegen mit je 98 Punkten nicht nur in der Salzburg-, sondern auch in der Gesamtwertung auf Platz zwei. Johanna Maier sowie Karl und Rudi Obauer begeistern ihre Gäste nun schon seit Jahren mit einer konstanten Leistung der Spitzenklasse. Mit dem »Döllerer« in Golling und dem »Pfefferschiff« in Hallwang  befinden sich noch zwei weitere Vier-Gabel-Restaurants im Gourmetbundesland Salzburg.
Niederösterreich kann mit dem »Landhaus Bacher« heuer ebenfalls einen Österreich-Sieger vorweisen. Mit 96 Punkten und ebenfalls vier Gabeln behauptete Heinz Hanner seinen zweiten Platz aus dem Vorjahr. Auf Platz drei liegt Uwe Machreich mit dem »Triad«, dicht gefolgt vom »Mörwald Kloster Und« in Krems und vom »Floh« in Langenlebarn – alle drei wurden von den Gourmetclubtestern mit 92 Punkten aus­gezeichnet.
In Tirol überzeugte Martin Sieberer von der »Paznauner Stube Trofana Royal« mit seiner kreativen und handwerklich perfekten Gourmetküche und holte so nicht nur den Bundeslandsieg, sondern auch den zweiten Platz in der Österreich-Wertung nach Ischgl. Die Nummer zwei in Tirol, das »Rosengarten Relais & Chateaux« bekommt heuer erstmals eine vierte Gabel verliehen – Simon Taxachers französisch-mediterraner Küchenstil begeistert nicht nur die Hotelgäste. Wie es beim drittplatzierten »Petit Tirolia« nach dem angekündigten Abgang von Küchenchef Bobby Bräuer weitergehen wird, ist noch ­unklar – 94 Punkte gilt es zu verteidigen.

Bewertung T.O.M. am Kochen / © FalstaffIn der Steiermark macht sich eine kontinuierliche Qualitätssteigerung bemerkbar: Der Seriensieger »Kreuzwirt am Pössnitzberg« legte gleich zwei Punkte zu. Gerhard Fuchs ist ein echtes Talent, das es weiter zu beobachten lohnt. Bereits im Vorjahr von Falstaff als »interessanter Aufsteiger« ausgewiesen, konnte sich Thomas Rieder von »T.O.M. am Kochen« weiter steigern. Er liegt nun mit 93 Punkten ex aequo mit dem »Steirereck Pogusch«, das ebenfalls dazugewinnen konnte, auf Platz zwei. Und auch beim drittplatzierten »Steira Wirt« ist eine Tendenz nach oben zu erkennen. Auf einen Besuch in der Steiermark sollten Gourmets 2012 also nicht verzichten.
Kärnten hat nun auch sein Vier-Gabel-­Lokal: Das »Wufenia« in Hermagor gewann bereits zum zweiten Mal – mit Punktezuwachs in den Bereichen Essen und Ambiente. Mit dem »Schlossstern« gibt es in Velden einen sensationellen Neueinsteiger. Stefan Lastin kocht dort mit regionalen Zutaten auf hohem Niveau.
Der »Taubenkobel« ist im Burgenland einfach unschlagbar. Alain Weissgerber und Walter Eselböck ergänzen sich in der Küche perfekt, auch das Ambiente des einmaligen Lokals in Schützen erfreut die Falstaff-Tester immer wieder. Auf den Plätzen zwei und drei folgen das »Gut Purbach« von Innereien-Spezialist Max Stiegel und Josef Lentschs »Zur Dankbarkeit«.

Erfolg für Thomas Rieder mit seinem »T.O.M. am Kochen«: Sieg in der Kategorie ­Design und zweiter Platz in der Steiermark / Foto: beigestellt
Erfolg für Thomas Rieder mit seinem »T.O.M. am Kochen«: Sieg in der Kategorie ­Design und zweiter Platz in der Steiermark.

Auch der oberösterreichische Vorjahrssieger konnte Platzierung und Punkteanzahl ver­teidigen: Das »Tanglberg« in Vorchdorf ist ­weiterhin das einzige Vier-Gabel-Lokal in Ober­österreich. Den zweiten Platz erlangte die »Waldschänke« in Grieskirchen, dahinter folgen ex aequo der »Mühltalhof« in Neufelden, die »Orther Stuben« in Gmunden und das »Verdi« in Linz.
Ein Blick auf die Ergebnisse in Vorarlberg zeigt: Lech ist die Gourmethauptstadt des ­Westens. Gleich drei der vier bestbewerteten Betriebe findet man in Lech: »Griggeler Stuba«, mit zwei Punkten mehr als im Vor-
jahr weiterhin Bundeslandsieger, »Post« und »Almhof Schneider«. Nur Thomas Scheucher, Meister der Aromenvielfalt, konnte mit seinem »Guth« in Lauterach die Lecher Vormacht­stellung durchbrechen.

DIE SIEGER DER KATEGORIEN
Richtungswechsel bei den mediterranen Restaurants: Nachdem in den Vorjahren italienische Res­taurants dominierten, konnte heuer das kleine spanische Lokal »Toro Toro« die Kategorie gewinnen. Spaniens Küchenklassiker, ein herzlicher Service und eine eindrucksvolle Weinkarte mit landestypischen Tropfen waren den Falstaff-Testern eine Aufwertung auf 92 Punkte wert. Im Bereich der Asia-Restaurants war hingegen zum wiederholten Mal Sohyi Kim mit ihrem Lokal »Kim kocht« erfolgreich – wenn auch mit einem Punkt Abzug in der Küchenwertung.
Bewertung Toro Toro / © FalstaffDas beste Landgasthaus befindet sich mit der »Waldschänke« ganz klar in Oberösterreich, der Kategoriesieg geht schon zum ­wiederholten Mal nach Grieskirchen. Unter den gutbürgerlichen Restaurants konnte sich wieder »Döllerer’s Wirtshaus« durchsetzen. Die Familie Döllerer hat in Golling mit ihren Genusswelten ein wahres Paradies für Feinschmecker entwickelt. Bis Ende April wird umgebaut, Genießer können sich schon jetzt auf die Zeit danach freuen.
Der bereits erwähnte steirische Shootingstar Thomas Rieder gewann mit seinem ­modernen Betrieb »T.O.M. am Kochen« in der Kategorie Design. Auch der Kategoriesieger bei den Szenelokalen gehört zu den Aufsteigern des Restaurantguides 2012: das »Seerestaurant Saag« am Wörthersee.

Gisela Reitsamer kocht im besten mediterranen ­Restaurant Österreichs, dem »Toro Toro« in Hallein / Foto: beigestellt
Gisela Reitsamer kocht im besten mediterranen ­Restaurant Österreichs, dem »Toro Toro« in Hallein.

DIE AUFSTEIGER
Die Tendenz geht klar nach oben. 544 Res­taurants können sich 2012 über einen Punktezuwachs freuen, 142 müssen sich der Ab­wertung durch die Gourmetclubtester stellen. Dass das »Novelli« nach dem Abgang von Küchenvirtuose Konstantin ­Filippou und dem durch wirtschaftliche ­Probleme ausgelösten Konzept­wechsel einen Punkteverlust hinnehmen musste, ist wenig ver­wunderlich. Weitere Absteiger: das »Neni im Zweiten« und die »Buehnedrei« in ­Bregenz, die beide in den Kategorien Essen und Service Punkte lassen mussten.
Unter den Aufsteigern gibt es einen klaren Spitzenreiter: Der »Höllerwirt« in Altmüns­ter konnte mit seiner Leistung unglaubliche neun Punkte dazugewinnen. Aber auch ­das »Seerestaurant Saag« hat einen gewaltigen Sprung von 86 auf 91 Punkte hingelegt – und damit die dritte Gabel erobert.
Im Sommer wählten es die Gourmetclub­mitglieder bereits zu einer der schönsten Sommerlocations Österreichs, das wunderbare Ambiente scheint auch Küchenchef Hubert Wallner zu inspirieren. Drei Gabeln ­bekam diesmal auch das Restaurant »Cor­tisen am See« in St. Wolfgang – ein Geheimtipp, der von anderen Restaurantführern bisher ignoriert wurde.

Vom Start weg auf Platz eins: Silvio Nickol gelang ein ­sensationeller Neueinstieg / Foto: beigestellt
Vom Start weg auf Platz eins: Silvio Nickol gelang ein ­sensationeller Neueinstieg.

Bewertung Silvio Nickol / © FalstaffDIE NEUEINSTEIGER
Das Jahr 2011 brachte Österreich trotz Wirtschaftskrise eine Fülle an neuen ­Restaurants höchster Qualität – so viele hoch bewertete Neueinstiege gab es im ­Falstaff Restaurantguide noch nie. Neben Silvio ­Nickol in Wien, der es direkt zum ­Österreich-Sieg schaffte, gibt es gleich drei ­Neueinsteiger mit drei Gabeln: das »­Schlossstern« in Velden, das »Didi Dorner« in Graz und das »Fortino« in Wels. Dazu kommen elf neue Zwei-Gabel-Res­taurants wie etwa das »Aenea« in Reifnitz, das »Schmederer« in Salzburg und die »Walser Stuba« in Riezlern, die alle einen Besuch wert sind.

Gastronomin des Jahres: Birgit Reitbauer

Lebenswerk: Lisl Wagner-Bacher

Falstaff Restaurantguide international und auf dem Handy

DIE BESTEN AUS DEN BUNDESLÄNDERN SOWIE DIE KATEGORIESIEGER INKL IMPRESSIONEN DER PRÄSENTATION DES FALSTAFF RESTAURANTGUIDE 2012 IN DER BILDERSTRECKE.

Text von Sonja Hödl
Aus Falstaff 02/2012

Sonja Hödl
Autor