In den Vulkanverwitterungslagen des Kaiserstuhls gedeiht der Weißburgunder bestens.

In den Vulkanverwitterungslagen des Kaiserstuhls gedeiht der Weißburgunder bestens.
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Die Sieger der Weißburgunder Trophy 2020

Der Weißburgunder fordert den Chardonnay heraus: Zu den besten zählen die der Weingüter Vorderer Winklerberg, Salwey und Friedrich Becker.

Burgunderreben sind äußerst mutationsfreudig – nicht von ungefähr besitzt diese Familie fast durchwegs nobler Trauben und Weine so zahlreiche Mitglieder in allen nur möglichen farblichen Spielarten. Wer im Herbst in einem Spätburgunder-Weinberg spazieren geht, kann hier und da auch mal eine (ausgereifte und nicht etwa nur unreife) helle Traube an einem Stock hängen sehen, der sonst durchgängig dunkelblaue Früchte trägt. Zuweilen kommt es sogar vor, dass ein- und dieselbe Traube dunkelfarbige und gelbgrüne Beeren hat.

Des Ergebnis einer solchen Mutation ist auch der Weißburgunder (Pinot Blanc) – genetisch unterscheiden sich diese Stöcke nur geringfügig vom Pinot Noir. Aber die Trauben sind alle von heller Farbe. In den Weinen dieses Pinot Blanc (oder eben Weißburgunders) kann sich das Erbgut auf zweierlei unterschiedliche Art zeigen: Zum einen können die Weine, vor allem, wenn die Trauben einen hohen Reifegrad erlangt hatten, eine Beerenfrucht aufweisen, die nicht weit entfernt ist von derjenigen eines weiß gekelterten Spätburgunders. Allerdings fällt diese beim Weißburgunder meist ein klein wenig »süßer« aus in ihrer aromatischen Tönung als beim dunkelfarbenen Verwandten. Zum anderen bringt der Weißburgunder häufig auch eine Eigenschaft ins Glas, die man ganz allgemein mit Burgundern assoziiert: Volumen und Fülle, zuweilen geradezu Schmelz.

Unter den Winzern gibt es zwei Lager: Die einen schätzen am Weißburgunder, dass er der Tendenz nach etwas gutmütiger und weniger kernig ausfällt als der säurebetontere Chardonnay. Andere versuchen der Tendenz des Weißburgunders zur Milde entgegenzuwirken – und verstraffen ihn durch frühe Lese. Man könnte sagen, sie interpretieren ihn in der Art eines Chardonnay. Dabei profitieren sie jedoch von der Tatsache, dass es hierzulande noch viele alte Weißburgunder-Weinberge gibt und nur sehr wenige Chardonnay-Reben, die älter als 25 Jahre sind. In unserer Probe stellten beide Typen unter Beweis, dass sie qualitative Hochkaräter sein können – und gerade kulinarisch Stärken besitzen. Der etwas opulentere Typ fühlt sich in der Gesellschaft von Geflügel wohl, der strukturgeprägte funktioniert mit etwas Flaschenreife gut zu Fisch und Krustentieren.

Platz 1

Dr. Heger Vorderer Winklerberg: Reiche mineralische Verdichtung im Stil eines weissen Hermitage.
Foto beigestellt
Dr. Heger Vorderer Winklerberg: Reiche mineralische Verdichtung im Stil eines weissen Hermitage.

Platz 2

2016 Kirchberg Weissburgunder GG, Weingut Salwey: Auf den Vulkanstein fokussiert – und gemacht für ein langes Leben.
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2016 Kirchberg Weissburgunder GG, Weingut Salwey: Auf den Vulkanstein fokussiert – und gemacht für ein langes Leben.

Platz 3

2017 Weisser Burgunder Reserve Weingut Friedrich Becker: Meisterlicher Holzeinsatz trifft Pfälzer Vollblut.
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2017 Weisser Burgunder Reserve Weingut Friedrich Becker: Meisterlicher Holzeinsatz trifft Pfälzer Vollblut.

Erschienen in
Falstaff Nr. 01/2020

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Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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