Sieger Lucas Pichler.

Sieger Lucas Pichler.
© Markus Rössle

Federspiel Cup 2017: Wachauer Glanzleistung

Högl bei den Veltlinern und F. X. Pichler bei den Rieslingen sind die Sieger des Falstaff-Federspiel-Cups 2017. Nach den teils verheerenden Spätfrostnächten im vergangenen Jahr haben die Wachauer Winzer sogar ganz besonders prägnante Weine geschaffen.

...an einem Strang.
© Martina Siebenhandl
...an einem Strang.

Josef Högl ist ein stiller, bescheidener Typ, und er hat sich im ebenso stillen Spitzer Graben sein persönliches Refugium geschaffen. Ab sofort darf er sich Falstaff-Federspiel-Cup-Sieger 2017 nennen – sein Grüner Veltliner Schön hat sich gegen 114 weitere Jahrgangsvertreter durchgesetzt. Nicht weniger als dreizehn Weine waren ins entscheidende Sortenfinale beim Grünen Veltliner eingezogen, aus dem schließlich der Grüne Veltliner Federspiel Lichtensteinerin 2016 vom Weinbau Kropf aus Weißenkirchen als zweiter Sieger hervorging. Auch der dritte Rang geht nach Weißenkirchen, wo Roman Jäger mit zwei Weinen im Stechen und schließlich mit Ried Klaus erfolgreich war.

Die Falstaff-Prämierung ist nicht die erste für die Högls. Neben zahlreichen großen Preisen durften sie sich im Vorjahr über den Staatspreis für Architektur freuen, der für ihr neu errichtetes Weingut vergeben wurde. Josef Högls Eltern haben noch alle Trauben an die Genossenschaft abgeliefert, ihn hat aber das Weinmachen bereits früh gereizt. Schon während er noch die Weinbauschule in Krems besuchte, begann er, auf dem Weingut Prager zu arbeiten und die Praxis kennenzulernen. Nach zehn Jahren bei Prager hängte er nochmals fünf bei F. X. Pichler an, bevor er sich 1995 mit den ersten 3,5 Hektar in Vießling selbstständig machte. Gemeinsam mit seinem Sohn Georg bewirtschaftet Högl heute die Toplagen Bruck und Schön direkt vor der Haustüre, dazu einige Spitzenlagen in Loiben und Spitz. 

Familie Högl zieht...
© Martina Siebenhandl
Familie Högl zieht...
Außenansicht: Das Weingut Högl bietet neben den exzellenten Weinen eine architektonische Ausnahmeerscheinung.
Foto beigestellt
Außenansicht: Das Weingut Högl bietet neben den exzellenten Weinen eine architektonische Ausnahmeerscheinung.
Der Neubau für Produktion und Verkostung am Weingut Högl wurde 2016 mit dem Staatspreis für Architektur ausgezeichnet.
© Elmar Ludescher
Der Neubau für Produktion und Verkostung am Weingut Högl wurde 2016 mit dem Staatspreis für Architektur ausgezeichnet.

Top trotz Frost

Besonders auffällig bei den Grünen Veltlinern des Jahrgangs 2016 war eine Art »Stil-Umkehr«, die sich wie ein roter Faden durch die Verkostung zog. In Normaljahren sind die Weine des Spitzer Grabens und des oberen Abschnitts der Wachau insgesamt etwas schlank und oft etwas säurebetonter, während die Weine in und unterhalb von Loiben aufgrund der stärkeren Auswirkung der pannonischen Klimaausläufer oft etwas runder, reifer, ja opulenter wirken. 
Bei den 2016er-Weinen zeigt sich das genau umgekehrt. Der Grund dafür ist der Frost, der die obere Zone sehr stark betroffen hat und dessen Auswirkungen sich donauabwärts stark abschwächten. Durch den Frost waren die Traubenansätze sehr gering, und die wenigen verbliebenen Beeren wurden groß und süß bei sehr geringen Mengen. Die nicht betroffenen Weingärten weiter unten im Tal produzierten Trauben mit ungewöhlich vielen, aber kleinen Beeren, die nur sehr langsam ausreiften und eine gute Säure behielten. 

Aus diesem Grund finden sich diesmal ausnahmsweise die schlankeren, »rescheren« Weine eher am unteren Teil der Donau. Dass auch jene Winzer, die vom Frost stark betroffen waren, über genug Weinmenge verfügen konnten, ist auf eine Initiative der »Vinea Wachau« zurückzuführen, die eine »Traubenbörse« organisierte. Da es den Mitgliedsbetrieben der Vinea nicht erlaubt ist, außerhalb des Weinbaugebiets Trauben oder Wein zuzukaufen, wurden Trauben aus jenen Zonen der Wachau, die gute Erträge hatten, wie zum Beispiel rund um Mautern, an Kollegen vermittelt.

Der Sieger der Riesling-Kategorie im Federspiel-Cup 2017 kommt aus Oberloiben, nämlich vom Weingut F. X. Pichler. Die Trauben, die Lucas Pichler für diesen rassigen Riesling vinifizierte, stammen aus der Ried Burgstall in Unterloiben. Auf den Plätzen folgten im Stechen zwei nicht minder verführerische, lebendige Sortenvertreter von zwei bekannten Spitzer Weingütern und tollen Riesling-Lagen: Franz-Josef Gritsch vom Mauritiushof holte sich mit dem Riesling Federspiel 1000-Eimerberg die Silbermedaille, auf dem dritten Rang folgt mit dem feinfruchtigen Riesling Federspiel von Setzberg das Weingut Karl Lagler. Im absoluten Spitzenfeld der Rieslinge, bewertet punktgleich mit 92 Punkten, liegen Franz Hirtzbergers Steinterrassen, Josef Högls Bruck und Roman Jäger mit Ried Achleiten.

Futuristisch: das Weingut F. X. Pichler in Oberloiben.
Foto beigestellt
Futuristisch: das Weingut F. X. Pichler in Oberloiben.

Die für Wachauer Verhältnisse sehr große Gruppe von acht Muskatellern dominierte klar Johann Donabaum mit seinem ver-führerischen Gelben Muskateller Federspiel Donaupoint. Elegant auch der Neuburger Federspiel Spitzer Graben aus der »Sommelier Edition« aus dem Keller der Domäne Wachau, die im Bereich der Spezialitäten auch mit einem facettenreichen Zweigelt Rosé – ja, auch der darf ein Federspiel sein – mit der Zusatzbezeichnung »Terrassen« zu gefallen wusste. 
Erfreuliches Fazit: Trotz Mengeneinbußen bei manchen Betrieben wird sich der Jahrgang 2016 unter die qualitativ besten der letzten Jahrzehnte einreihen. Trinkfreude und großes Zukunftspotenzial zeichnen ihn aus.

Aus dem Falstaff Magazin Nr. 03/2017

Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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