Tapas und Empanadas-to-go: Weltenbummler Alexander Litsauer hat sich im »Puerta del Sol« der vielfältigen spanischen Tapas-Tradition verschrieben.

Tapas und Empanadas-to-go: Weltenbummler Alexander Litsauer hat sich im »Puerta del Sol« der vielfältigen spanischen Tapas-Tradition verschrieben.
© Alexander Litsauer

Gastro-Reise um den Globus: Wiens internationale Kulinarik

In der Donaumetropole geben sich die Küchen dieser Welt ein Stelldichein: 20 authentische Lokal-Tipps, von Italien bis Vietnam, von der Ukraine bis Usbekistan.

Beinahe hat sie Tradition in Wien, die kulinarische Vielfalt. Die Stadt, die ehemals das Zentrum eines König- und Kaiserreichs war, versammelte schon vor weit mehr als hundert Jahren eine Vielzahl an Völkern und Kulturen – und damit einhergehend auch ein buntes Potpourri unterschiedlichster Küchen, angefangen bei italienischer Cucina über böhmische oder galizische Gerichte und bis hin zur Siebenbürger Kochtradition. Und die Wiener liebten es, sich durch neue Aromen und Kreationen zu probieren. Natürlich: Die Zeiten des weitreichenden Vielvölkerstaates sind Geschichte, Glanz und Glorie der Monarchie längst verblasst. Die Lust nach kulinarischer Pluralität ist der Stadt an der Donau aber geblieben – und Wiens Küchenlandschaft zeigt sich heute so lebhaft wie noch nie zuvor.

Über die letzten Jahre und Jahrzehnte hat sich die Welt aufgemacht, ihre Genüsse in Österreichs Hauptstadt zu präsentieren. Zum Wiener Schnitzel vom »Figlmüller« und dem vielgerühmten Schokodessert aus dem Hause »Sacher« gesellt sich mittlerweile eine globale Speisekarte, die weit über Europa hinaus reicht. Wer sich auf die Suche nach Gerichten der Levante macht, wird in Wiens Gassen ebenso fündig wie jene, deren Gaumen nach thailändischer Küche verlangt. Und dass man für die USA ebenso bereitwillig Platz auf den Tellern der Stadt gemacht hat wie für Peru, versteht sich beinahe von selbst.

Im legendären »Planter’s Club & Restaurant Livingstone« in der Innenstadt steht US-Cuisine wie Steaks 
und Ribs im Mittelpunkt des kulnarischen Interesses.
© Bianca Gadnik
Im legendären »Planter’s Club & Restaurant Livingstone« in der Innenstadt steht US-Cuisine wie Steaks und Ribs im Mittelpunkt des kulnarischen Interesses.

Die Klassiker der Weltküche

Die Rundreise eines jeden Lukullus beginnt bei unseren direkten Nachbarn: Italien. In der Osteria »Mangia e Ridi« gewährt man Einblicke, die Gusto machen, können Gäste hier doch dank der Schauküche die Zubereitung der eigenen Speise vom ersten Schnitt an beobachten. Auch der Blick auf den Teller lohnt: Es gibt feine kalabrische Spezialitäten aus frischen Zutaten à la Nonna, nach Österreich gebracht vom süditalienischen Paar Rosita Barbieri und Piero Corapi. Die Speisekarte jongliert Typisches wie Tiramisu oder Trüffel sowie – empfehlenswert! – Fischgerichte; was man hier jedoch vergebens sucht, ist die Pizza. Für die macht man sich in die hippe »Riva Favorita« im 4. Bezirk auf, wo nach neapolitanischer Art und in coolem Ambiente gespeist wird. Die Beine tragen uns weiter in den 5. Bezirk, wo man mit dem »Senhor Vinho« ein Restaurant mit Weinbar in portugiesischer Tradition vorfindet. Polvo grelhado, herrlich gegrillten Tintenfisch, bekommt man hier ebenso wie die für Portugal so typische Tarte de Amêndoa.

Der Hunger ist nicht allzu groß, der Gusto aber umso mehr? Dann empfiehlt sich der Besuch von »Puerta del Sol« im Achten. Im kleinen, spanischen Lokal von Alexander Litsauer dreht sich alles um Tapas, die er in all ihrer Vielfalt zubereitet – von kalt bis warm, Fleisch bis vegan. Wer mag, nimmt seine Empanadas to go. Und macht sich auf nach Lateinamerika: Peru und Japan gehen im »Pisqu« im Zuge der Nikkei-Küche eine spannende Symbiose ein. Die Gaumen erwarten Gerichte mit viel Gemüse und Fisch, darunter das intensiv-würzige Tigermilch-Ceviche. Ein Biss – schon wähnt man sich inmitten der lebhaften Straßen Limas. Hält man hingegen nach authentisch-mexikanischer Kochtradition Ausschau, landet man unweigerlich in einem von zwei »Santos«. Die Restaurants in Wieden und Neubau überzeugen mit ihrem Streetfood ebenso wie mit tollen Traditionsgerichten wie dem Birria Ramen. Nicht versäumen sollte man auch die Happy Hour rund um die fein komponierten Santos-Cócteles. Wo wir beim Thema Drinks sind: Ein Ort, der sich bereits vor 27 Jahren als ausgezeichnete Adresse für amerikanische Cocktails und edle Single Malts etabliert hat, ist der »Planter’s Club«. Bevor man sich jedoch den flüssigen Versuchungen der Bar hingibt, lohnt es, den 20 erstklassigen Steak-Variationen im Restaurant unter der Leitung von Benjamin Moritz nähere Aufmerksamkeit zukommen lassen.

Von Ost nach Nord

Die Reise ist damit aber noch lange nicht zu Ende, denn Wiens kulinarisches Kaleidoskop ist äußerst facettenreich. Einmal umgedreht, schon steht man mitten in Osteuropa: Im »Sofra« findet das Beste der Balkanhalbinsel zueinander, das schmeckt deftig und sättigt, dank feiner Gewürze langt man jedoch gerne zu. Neben dem Gegrillten weiß dort auch die luftige Sofra Pita zu überzeugen. Klassisch Ukrainisch gekocht wird seit 2013 im »Elvira’s«, wo Gastgeberin Elvira Sari sich der Hausmannskost ihrer Landesküche verschrieben hat. Die Teigtaschen Wareniki und Pelmeni sind hausgemacht (top!), auch den klassischen Borschtsch sollte man für einen authentischen Gaumenausflug in die Ukraine versucht haben. Wo wir schon bei pflanzenbasierten Gerichten sind: Tolle vegane Küche gibt es im »Tolstoy«, das sich in seiner Philosophie ganz dem gleichnamigen russischen Visionär verschrieben hat, kulinarisch aber weit über die Grenzen Russlands hinaus geht. Das Restaurant überzeugt mit seiner Pinsa ebenso wie mit dem russischen Kartoffelsalat. Auch Nordeuropa erfreut sich in Wien – schon längst weit über den IKEA-Hype hinaus – großer Beliebtheit: Erst 2023 eröffnet, kredenzt das »Hemma« Schwedisches mit modernem Twist auf den Skandi-Chic-Tellern, das bei typischen Köttbullar beginnt und bis hin zu spannenden Geschmackserlebnissen mit Elchfleisch reicht.

Connaisseure wissen: Der hiesige kulinarische Melting Pot umfasst weit mehr als die beiden Kontinente Europa und Amerika. Auch Australien – etwa in Form von Pubs wie dem »Billabong« – und Afrika – von klassisch marokkanisch im »Petit Maroc« bis hin zu simbabwisch im familiengeführten »Belly of the Beast« – haben ihre Zelte in Österreichs Hauptstadt aufgeschlagen, um die Neugier der Gourmets auf ferne Küche zu stillen. Der Weg nach Osten führt über den mittleren Orient, wo Genussreisenden der Rat ans Herz gelegt sei, einen Stopp in Wiens Indien einzulegen: Das »Nam Nam« gilt hierbei seit Jahren als die Adresse der Hauptstadt, die nicht nur authentisch und gut kocht, sondern auch mit gemütlich-modernem Ambiente zu gefallen weiß. Während die Suche nach guter indischer Küche hier aber bereits endet, zählt Wien im Hinblick auf (Süd-)Ostasien weit mehr Adressen, die es zu besuchen gilt. Viel Tradition auf – zugegeben – wenig Raum entdeckt man etwa in der lebhaft-zwanglosen »Mamamon Thai Eatery«. Es duftet nach frischen Gewürzen, Curry und Lebenslust – wer keinen Sitzplatz ergattert, kann sich mit thailändischen Spezialitäten-to-go trösten. Was das Reich der Mitte anbelangt, darf das »Shanghai Restaurant« als altbewährter Hotspot genannt werden: Das historische Interieur im opulenten Rot-Gold-Look schafft einen passenden Stimmungsrahmen für das Shanghai-zentrierte Menü. Schließlich endet die kulinarische Reise im Fernen Osten: Im »Shiki« zeigt sich Japans Cuisine von ihrer raffiniertesten Seite, mit echtem Hon-Wasabi und modern interpretierten fernöstlichen Kompositionen. Und natürlich Sushi, kreativ verfeinert.

Wer eine lukullische Weltreise durch Wiens Bezirke plant, sollte dafür aber viel Zeit einplanen. Denn die Liste an herausragenden Lokalen und Restaurants, die Teil jeden Streifzugs sein sollten, ist mehr als nur umfassend. Ob Ost oder West – in Wien wird jeder fündig.

Im »Hemma« nähert man sich mit Finesse der Skandi-Küche.
© Hemma Scandinavian Feeling
Im »Hemma« nähert man sich mit Finesse der Skandi-Küche.

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Erschienen in
Falstaff Wien Special

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Christina M. Horn
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