24 Pflanzen im Eigenheim wachsen lassen – möglich ganz ohne grünen Daumen, Erde oder Sonnenlicht?

24 Pflanzen im Eigenheim wachsen lassen – möglich ganz ohne grünen Daumen, Erde oder Sonnenlicht?
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Hydroponik: Wiener Start-Up »Oasys« bringt den Gemüsegarten ins Wohnzimmer

Eine neue Ära des Gemüseanbaus? Ein Wiener Start-Up bringt den Anbau von frischem Gemüse auf ein neues Level und in die heimischen vier Wände.

Mit dem innovativen Pflanzenturm kann man nun ganz bequem und das ganze Jahr über zu Hause Gemüse kultivieren. Mit der hydroponischen Technologie von »OASYS Garden« können 24 Pflanzen im Eigenheim wachsen – ohne Erde, Sonnenlicht und selbst ohne grünen Daumen gedeihen sie im vertikalen Hochbeet mit etwa fünf Minuten Pflegeaufwand pro Woche.

Der »OASYS Garden«

Das Design des Pflanzenturms vereint die Vorzüge des traditionellen Hochbeet-Anbaus mit der fortschrittlichen Hydroponik-Technologie. Mit einer Höhe von 175 Zentimeter und einem Durchmesser von 45 Zentimeter passt der grüne Turm in jeden Raum und es wird möglich, eine zwei- bis dreiköpfige Familie das ganze Jahr über mit frischen Kräutern, Salaten und Früchten zu ernähren.

Da war die Idee, die Selbstversorgung bis zu einem gewissen Grad in die moderne Zeit zu bringen, und zwar so, dass es einfach und auch für jeden passt. Das heißt, es muss platz-, energie und zeitsparend sein – mit minimalem Pflegeaufwand.

Christophe Vermeersch, Gründer und CEO von Oasys

Ganzjährige Ernte

Schon nach 4-5 Wochen können die ersten Blätter aus dem »OASYS Garden« geerntet werden, während die Pflanze weiterhin wächst. Durch diese nachhaltige Erntepraxis kann die Pflanze über Monate hinweg kontinuierlich genutzt werden. Dies ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern langfristig auch kosteneffizient. Bereits nach eineinhalb Jahren soll sich die Investition in den »OASYS Garden« im Vergleich zum Supermarkteinkauf rentieren.

Was genau ist Hydroponik?

Der Begriff leitet sich vom griechischen Wort hydro (Wasser) und ponos (Arbeit) ab. Bei der Hydroponik wachsen die Pflanzen in einem geschlossenen Kreislauf, in dem Wasser und Nährstoffe zirkulieren. Die Wurzeln sind in einem Substrat aus Mineralien und Nährstoffen eingebettet, um eine optimale Versorgung zu gewährleisten. Der »OASYS Garden« verfügt über eine LED-Leiste, die das Pflanzenwachstum fördert und den Stromverbrauch minimiert. Dank dieser Methode spart man viel Wasser im Vergleich zum herkömmlichen Anbau und die Pflanzen wachsen auch schneller.

Falstaff hat sich mit dem Gründer und Geschäftsführer des jungen Start-Ups über Zero Waste, die Entstehung des Produkts und die Vision eines nachhaltigen Eigenanbaus unterhalten:

Falstaff: Was hat Sie dazu inspiriert, hydroponische Pflanzentürme für den Gemüseanbau zu Hause zu entwickeln? Wie kam es zur Idee?

Christophe Vermeersch: Ja, also ich habe mich die letzten Jahre generell sehr viel mit dem Thema »Ernährung der Zukunft« beschäftigt. Also wie wollen wir eigentlich eine wachsende Weltbevölkerung in Zukunft auch ernähren und das aber auf gesunde und nachhaltige Art und Weise? Und bin da eben auf zwei Hauptprobleme gestoßen. Auf der einen Seite werden enorm viele Lebensmittel einfach verschwendet, also entlang der gesamten Lebensmittel-Lieferkette geht extrem viel verloren. Das fängt an beim Bauern, wo eben genau das Gemüse ausgesucht wird, was für den Kunden am besten aussieht. Die ganze Lagerung, der ganze Transport, die ganze Verarbeitung, da verdirbt einiges. Und dann beim Endkonsumenten ist eigentlich der größte Teil, da geht eigentlich am meisten verloren, weil der Kunde kauft mal 40 Cherrytomaten, braucht aber wahrscheinlich nur 20, legt den Rest in den Kühlschrank und die Hälfte wird wieder weggeschmissen. Und das führt eigentlich dazu, dass Obst und Gemüse zu 50 Prozent entlang der Lieferkette weggeworfen werden. Aber die Frage ist halt, wohin soll das Ganze führen? Auf der einen Seite werden die Lebensmittel verschwendet, gleichzeitig schaffen wir es nicht richtig, den Output zu erhöhen. Und da war die Grundidee von mir, zu sagen: Okay, vor 50 Jahren hat das ja auch funktioniert die Selbstversorgung. Jeder hatte irgendwie einen kleinen Garten. Da war die Idee, die Selbstversorgung bis zu einem gewissen Grad in die moderne Zeit zu bringen, und zwar so, dass es einfach und auch für jeden passt. Das heißt, es muss platz-, energie und zeitsparend sein – mit minimalem Pflegeaufwand.

Wo sehen Sie den Einsatz von »OASYS Garden« in der Spitzengastronomie?

Das ist eher für die Gastronomie, die jetzt vielleicht nur punktuell irgendwo einzelne Sorten verwenden will, die es nicht zu kaufen gibt. Die sagen, das könnte zu dem Gericht, zu dem Eis, zu der Nachspeise, was auch immer, super passen. Wir wollen das unbedingt haben, wir finden es aber nicht. Es kann aber auch eine Möglichkeit sein, Micro Greens selber anzubauen. Wir haben auch schon verschiedene Anfragen von Gourmetküchen und Sternerestaurants bekommen.

Mit welchen laufenden Material- und Stromkosten wird der »OASYS Garden« betrieben?

Der »OASYS Garden« braucht eine Kilowattstunde pro Tag. Die LED als Haupttreiber der Stromkosten hat 75 Watt. Eine Kilowattstunde kostet 10 Cent, das heißt, pro Monat würde den ganzen Garden zu betreiben, ca. drei Euro kosten für 24 Pflanzen. Ein Kopfsalat zum Beispiel braucht von der Aussaat bis zur ersten Ernte 4 bis 5 Wochen. Das heißt innerhalb von einem Monat kann man theoretisch 24 Kopfsalate für 3 Euro ernten. Der gesamte »OASYS Garden« inklusive Starterpaket kostet jetzt aktuell im Vorverkauf 699 Euro. In dem Starterpaket ist eigentlich alles was man braucht, um erst mal die ersten 3 bis 6 Monate erfolgreich ernten zu können. Das heißt, das sind die ersten 24 Pflanzen, die man sich selbst aussuchen kann. Dabei ist die Nährstofflösung, die 6 bis 8 Monate hält.

Welchen Beitrag leistet diese Innovation zur sich immer weiter entwickelnden kulinarischen Landschaft, insbesondere in Bezug auf den Trend von beispielsweise Zero Waste?

Schon 24 Stunden nach der Ernte geht ja ein Großteil der Nährstoffe bei Gemüse und Kräutern leider verloren. Das heißt, jedes Mal einen Salat komplett zu ernten und jetzt irgendwie zu transportieren zu verarbeiten, bis der dann auf dem Teller vom Kunden lande, ist der schon komplett arm an Vitaminen und anderen Nährstoffen. Da geht es darum, schon mal einen Großteil der Farm-to-Fork-Kette so zu verkürzen, dass das Gemüse innerhalb von Sekunden nach der Ernte verarbeitet werden kann. Auf der anderen Seite ermöglicht es auch, Sachen anzubauen, die überhaupt nicht verfügbar sind. Ich habe zum Beispiel jetzt letztens Purple Kohlrabi angebaut. Ich wüsste gar nicht, wo ich jetzt hingehe, damit ich Purple Kohlrabi finde. Das ist eben das Geile, dass man im Restaurant, Privathaushalt oder was auch immer sich sagen kann: Okay, ich will einfach was Neues entdecken, ich will wieder neue Sorten probieren, ich will exotische Sorten probieren. Ich will im Endeffekt auf eine kulinarische Reise gehen, indem ich einfach das anbau, was es vielleicht überhaupt nicht zu haben gibt und was jetzt nicht unbedingt irgendwo eingeflogen werden muss, damit ich das überhaupt mal versuchen kann.

Was ist Ihre langfristige Vision für die Integration von Technologie und Nachhaltigkeit im Bereich der städtischen Landwirtschaft, und welche Rolle spielt Ihr Hydroponiksystem bei der Umsetzung dieser Vision?

Ja, die Vision ist generell eine wachsende Weltbevölkerung gesünder und nachhaltiger zu ernähren. Das heißt, wir wollen einfach zu diesen ganzen Problemen, die ich am Anfang gekommen bin, einfach eine Alternative anbieten. Wir wollen jetzt nicht die komplette Landwirtschaft ersetzen – das ist auch schwachsinnig. Sondern wir wollen einfach eine neue Alternative für umweltbewusste und ernährungsbewusste Menschen anbieten, die einfach da genau wissen, dass diese ganzen Pestizide und genmanipulierten Lebensmittel einfach nicht mehr das Gesündeste sein kann und dass es nicht mehr das Beste sein kann und auch nicht nachhaltig ist und Lebensräume zerstört usw. Und da wollen wir einfach diese Alternative bieten.


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Ferdinand von Vopelius
Ferdinand von Vopelius
Portalmanager Österreich
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