Leithaberg DAC: Eine Frage des Stils

Markus Altenburger, Toni Hartl, Gernot Heinrich, Thomas Schwarz und John Nittnaus sind am besten bewertet - Alle Verkostungsergebnisse in der Datenbank.

Was ursprünglich als Verein einiger gleich gesinnter Winzer begann, hat sich konsequent zu einem vollwertigen Mitglied der österreichischen DAC-Wein-Familie entwickelt. Sowohl die weißen als auch die roten Weine mit der Herkunftsbezeichnung »Leithaberg« kommen auf dem Markt bestens an.

Befürworter loben die Leithaberg-Weine für ihre klare stilis­tische Ansage. Kritische Kommentatoren sprechen von »Etikettenschwindel«, weil manche der Weine »den Leithaberg bes­tenfalls von Weitem sehen«. Fakt ist jedenfalls, dass sich Leithaberg DAC im Vergleich zu an­deren Herkunftsbezeichnungen sehr rasch in den Köpfen der Weinfreunde etablieren konnte. Und es ist ebenso eine Tatsache, dass nicht alle Weine direkt vom Leithagebirge stammen, denn das Anbaugebiet wurde ganz bewusst so definiert, dass auch die Ausläufer der bis zu 400 Meter hohen Erhebung zum DAC-Gebiet dazugehören. Entscheidend ist die geologische und klimatische Übereinstimmung, damit sich im Ergebnis der wesentliche Charakter der Region wiederfinden lässt. Das bestimmende Element im Boden ist dort der Kalk, dafür ist das Lei­thagebirge seit jeher bekannt. Doch Urgestein und Glimmerschiefer liegen dort teils unter sandigem Lehm, und so ist das Terroir der Leithaberg-Winzer definiert.

Markus Altenburger aus Jois zählt zu den jungen Blaufränkisch-Spezialisten

Kalk und Schiefer
Diese Faktoren spiegeln sich auch in der Charakteristik der Weine wider, sie werden durch Eleganz und Finesse ausgedrückt. Der hohe Kalkanteil verleiht den Weinen eine besondere Leichtfüßigkeit und Frische, auf diesen Böden fühlen sich die Burgundersorten wohl. Dafür stehen dort der Weißburgunder, der Neuburger und vor allem der Chardonnay. Dazu gesellt sich der Grüne Veltliner, der sich speziell in den Urgesteinspartien besonders wohlfühlt. Die Herkunftsbezeichnung »Leithaberg DAC rot« ist hingegen einer einzigen Rebsorte vorbehalten, dem Blaufränkisch. Und damit liegen die DAC-Winzer voll im Trend, denn gerade der Blaufränkisch setzt derzeit zu einem echten ­Höhenflug an, er ist sogar international in aller Munde. Das geforderte Stilbild des roten Lei­tha­berg DAC scheint ebenfalls den Nerv der Zeit zu treffen. Die Leithaberg-Blaufränkisch sind nicht nur elegant und finessenreich wie die weißen Herkunftsvertreter, sie verfügen auch über Würze und drücken eine unverwechselbare Mineralik aus. Ein feiner, salzig empfundener Nachhall, der dem Muschelkalk zu verdanken ist, verleiht diesen eher leichtfüßig wirkenden Weinen das gewisse Etwas. Auch der Ausbau trägt zur Wiedererkennbarkeit der Lei­thaberg-Weine bei. Denn während man in allen anderen österreichischen DAC-Gebieten auf ein zweistufiges System von »klassisch« und »Reserve« setzt, gibt es unter der Bezeichnung »Leithaberg DAC« ausschließlich Weine der Reserve-Kategorie. Der rote Leithaberg reift immer im Holzfass, und zwar so lange, bis er eine erste Trinkreife erreicht hat. Die Holznote soll dabei nur dezent im Hintergrund wirken, denn sie soll den Charakter des Weins fördern, aber keinesfalls überdecken. In jedem Fall müssen die Weine eine innere Spannung und Lebendigkeit aufweisen, sie sollen engmaschig und vielschichtig sein.

Toni Hartl aus Reisenberg stellt einen der besten roten Leithaberg DAC aus 2009

Der rote Faden
Es wurde ein Weinstil geprägt, der so abwechslungsreich und überraschend, so grazil und spannend, individuell interpretiert und doch einheitlich ist, einzigartig wie seine Herkunft selbst. Und dass die Weine, die das Prädikat »Leithaberg DAC« tragen dürfen, diesem Leitbild auch entsprechen, dafür sorgt eine Kost­kommission, die die ihr übertragene Aufgabe ganz offensichtlich sehr ernst nimmt. Denn die aktuelle Verkostung der roten Leithaberg-DAC-Weine hat eines bewiesen: Neben einem sehr hohen allgemeinen Qualitätsniveau garantiert diese Herkunftsbezeichnung eine klar wieder­erkennbare Stilistik der Weine. Es ist tatsächlich binnen kürzester Zeit gelungen, den sprichwörtlichen »roten Faden« zu knüpfen. Das hat jedenfalls die aktuelle Falstaff-Verkostung klar unter Beweis gestellt.

von Peter Moser

aus: Falstaff Magazin 07/2011

Zu den Verkostungsnotizen aller roten Leithaberg DAC 2009