Michaela Reitterer, Präsidentin der ÖHV.

Michaela Reitterer, Präsidentin der ÖHV.
© Franzi Schädel

Mit Vollgas in Richtung E-Mobility

Für die Gastronomie und vermutlich noch einmal mehr für die Hotellerie wird die Bereitstellung von E-Tankstellen in Zukunft ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

Der vergangene Sommer brachte die Kehrtwende: Im August 2021 wurden in Österreich erstmals mehr E- und Hybrid-Autos zugelassen als solche, die mit Diesel oder mit Benzin betrieben werden. Von den 17.719 neu zugelassenen Pkw hatten rund 42 Prozent einen elektro- oder hybriden Antrieb, 35 Prozent einen Benzinantrieb und die restlichen 23 Prozent laufen mit Diesel. Im Jahresvergleich gab es bei den reinen Elektroautos fast eine Verdreifachung, die Hybridantriebe legten rund um 50 Prozent zu. Das alles sind Zahlen, die deutlich zeigen, dass die Zukunft der Mobilität elektronisch sein wird.

Warum vor allem die Hotellerie und Gastronomie am E-Mobility-Markt zu wichtigen Playern werden, beschreibt auch das renommierte deutsche Zukunftsinstitut: Elektro-Mobilität ist längst Teil eines Wachstumsmarkts für immer mehr Unternehmen, und zwar längst nicht nur rund um die Automobilindustrie, sondern für eine Vielzahl neuer Player, sogar Restaurants und Hotels drängen in den E-Mobility-Markt mit der Bereitstellung und Nutzung von Ladeinfrastrukturen samt Abrechnungsmodellen. Die Erwartungshaltung ist eine ganz einfache: Orte wie Restaurants oder Hotels werden schon heute und in Zukunft noch stärker nach Kriterien ausgesucht, ob und wie man dort sein Auto laden kann. Ein Faktum, das zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden kann.

»E-Mobilität ist längst kein weit entfernter Zukunftstrend mehr, sondern mitten in unserer Gesellschaft angekommen.«
Michaela Reitterer, Präsidentin der ÖHV

Dessen ist sich auch Michaela Reitterer, die Präsidentin der Österreichischen Hotellerie Vereinigung (ÖHV), sicher: »Die heimischen Top-Hotels waren schon immer ein idealer Ort für Gäste, um ihre Akkus wieder aufzuladen. Was früher nur im übertragenen Sinn gegolten hat, ist mittlerweile auch wörtlich zu verstehen. E-Mobilität ist längst kein weit entfernter Zukunftstrend mehr, sondern mitten in unserer Gesellschaft angekommen. Elektroautos prägen zusehends die Straßenbilder in den Städten, aber auch in den ländlicheren Regionen – Tendenz stark steigend.«

Nachhaltigkeit als Muss-Kriterium

Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt in Bezug auf die E-Mobility eine Rolle, wie eine Umfrage der ÖHV ergeben hat: Mehr als 50 Prozent der Befragten geben an, dass sie bei der Hotelauswahl und den Anreisemöglichkeiten das Thema Nachhaltigkeit berücksichtigen. 9,6 Prozent würden auf jeden Fall und knapp 49 Prozent eher mehr bezahlen, wenn das Hotel nachweislich nachhaltig agiert. Wenn man als Betrieb auf Nachhaltigkeit in der Strategie und folglich auch in der Kommunikation setzt, so kann eine E-Ladestation das Image des Hotels stärken. Es kann sogar sein, dass Gäste eine solche erwarten und enttäuscht sind, wenn es keine E-Ladestation gibt. Wahrscheinlich verläuft die Entwicklung ähnlich wie beim WLAN-Anschluss im Hotel: WLAN hat sich von einem anfänglichen Verkaufsargument hin zu einem von den Gästen erwarteten Muss-Kriterium entwickelt.

Zukünftig wird am Thema der E-Mobility kein Weg mehr vorbei führen: In Österreich sollen spätestens ab dem Jahr 2030 nur noch emissionsfreie Pkw, Zweiräder, leichte Nutzfahrzeuge sowie schwerere Nutzfahrzeuge bis 18 Tonnen neu zugelassen werden. Immer häufiger kündigen auch Autokonzerne an, die Produktion herkömmlicher Diesel- oder Benzinautos früher einzustellen. Die Weichen sind also längst gestellt.

Michael Pöcheim Pech
Autor
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