Die edlen Tropfen im Glas erfahren bei »Heunisch & Erben« mindestens so viel Aufmerksamkeit wie die kulinarischen Kreationen auf dem Teller.

Die edlen Tropfen im Glas erfahren bei »Heunisch & Erben« mindestens so viel Aufmerksamkeit wie die kulinarischen Kreationen auf dem Teller.
© Thomas Droeszler

Paradiesische Zeiten: Die besten Weinbars in Wien

Die Zeit, als es in Wien lediglich Weinschenken mit zweifelhaften Weinen aus dem Doppel­liter oder gar vom Fass gab, sind glücklicherweise lange vorbei. Wiener Weinbars von heute präsentieren sich am Puls der Zeit.

Beschränkten sich Weinbars noch vor ein paar Jahren auf kalte Antipasti, Schinken oder Käse, setzt man heute zunehmend auf ausgefeilte Küchenspezialitäten. Neben einer großen Auswahl an heimischen und internationalen Gewächsen zählen zudem natürlich fachliche Expertise sowie cooles Ambiente und ein kulinarisch hochwertiges Angebot auf Augenhöhe mit den Weinen.

Neuere Betriebe wie das »Mast« der beiden Spitzensommeliers Steve Breitzke und Matthias Pitra oder das »O boufés« des hochdekorierten Konstantin Filippou, aber auch das »Heunisch & Erben«, sind nicht mehr bloß Bars, sondern Weinbistros mit erlesener Kulinarik. Auch am Gast agiert man auf höchstem Niveau. In den neuen Weinbars sind Profis mit profunder Expertise am Werk. Und punkto Ambiente gibt man sich zeitgeistig: cooles Interieur zwischen Shabby Chic und modernem Design statt Hauer-Romantik.

Als eine der ersten Weinbars der Neuzeit setzte das »Unger und Klein« Maßstäbe. Mit einer lässigen Mischung aus reduziertem Design, zeitgenössischer Kunst und unkomplizierter Gastlichkeit zeigen Michaela Klein und Helmuth Unger den Wienern seit etwa 30 Jahren, wie moderne Weinbar geht. Das vom Star-Architektenduo »Eichinger oder Knechtl« entworfene Lokal galt dazumal als absolute Avantgarde und entwickelte sich mittlerweile zum Klassiker.

Optisch nicht ganz so spektakulär, dafür aber ungeschlagen in der Bandbreite der Weine mit über 3000 verschiedene Gewächsen, davon bis zu 100 offen im Glas, ist das »Pub Klemo« in Margareten ein Eldorado für Weinfreaks. Von konventionell bis natural, von Australien bis Weinviertel, von still bis prickelnd – Robert Brandhofers Auswahl ist einzigartig. Seit 2006 bespielt er das gemütliche Lokal und sorgt für önologische Höhepunkte – legendär auch die hausgemachte Pasta! Über zehn Jahre später eröffnete er dann übrigens gemeinsam mit seinem Partner Markus Gould mit dem »Heunisch & Erben« in Wien-Landstraße eines der ersten Wiener Weinbistros der neuen Generation.

Mit gigantischer Auswahl und jeder Menge Expertise punktet auch die »Weinbar im Palais Coburg«: Aus der mehrfach ausgezeichneten Weinkarte des Restaurants, die eigentlich einer Weinbibel gleicht, kann man auch in der Bar aus nicht weniger als 60.000 Positionen aus Österreich und der Welt wählen – dazu gibt es eine feine Auswahl an offenen Weinen. Nicht zuletzt locken auch die herausragenden Snacks aus der Küche von Starkoch Silvio Nickol und das exklusive Ambiente.

Klassiker und Newcomer

Wesentlich legerer hält man es in der »Wein & Co Bar« beim Stephansplatz – man will ein Treffpunkt für jedermann und jede Frau sein. Die Weinauswahl ist auch hier erfreulich – vom unkomplizierten Alltagswein bis zum Spitzengewächs aus dem Raritätenkeller, alles relativ fair kalkuliert. Auch küchentechnisch setzt man auf ein breit gefächertes Angebot, von der klassischen Charcuterie bis zu Pasta, Steak oder Wiener Schnitzel. Seit der Renovierung vor einigen Jahren zeigt man sich zudem optisch modern – knallrot und ultracool.

In den letzten Jahren etablierten sich zunehmend kleine, smarte Weinbars, die auch junges Publikum ansprechen. Ihr Markenzeichen: Weine abseits des Erwartbaren – mit Vorliebe Natural Wines, meist bio, dazu lässiges, nicht allzu gestriegeltes Ambiente und gerne auch laute Musik. Eines der nettesten Lokale dieser Art findet man auf der Wieden: »Alma« versteht sich als Gastrotheque: Serviert wird, was Spaß macht – ein bunter Mix aus Alpin und Maritim. Christina Nasr kocht, was die Jahreszeit hergibt – möglichst »from farm to table« und mit größter geschmacklicher Freiheit – und Andreas Schwarz sorgt für ungewöhnliche önologische Erlebnisse – die Weine kommen vom Natural-Weinhandel »Weinskandal«.

Dessen Eigentümer, Moritz Herzog, wiederum eröffnete im Frühjahr 2022 selbst eine Weinbar im hippen Neubau. Hier trinkt man, was man sonst fast nirgends bekommt: Seltene Natural Wines abseits der Geschmacks-Autobahnen – wild, frech und aufregend. Dazu werden ein paar kleine Snacks wie etwa die schon kultigen Kartoffelpuffer oder Italo-»Autogrill«-Toasts gereicht. Das Interieur ist ebenso ungebügelt wie die Weine – ein Ort für Freigeister.

Ebenfalls im 7. Bezirk und nicht minder hip, ist die sanft renovierte »Café Bar Espresso« wohl eine der charmantesten Locations des Bezirks. Oder das »Loup Garou« mit seinen herrlich kreativen kleinen Gerichten zu Bio- und Natural Weinen. In einer ähnlichen Liga spielt die relativ junge »Sip Song Bar« in der Lerchenfelder Straße – ein noch kleinerer Ableger des ohnehin schon winzigen Thai-Restaurants »Mamamon«. Auf engstem Raum trifft sich hier alles, was jung und aufgeschlossen ist. Zu ungezähmten Weinen gibt es köstliche Thai-Snacks, die allein schon einen Ausflug in die Josefstadt wert sind. Kulinarisch überboten wird das nur noch von der »Kikko Ba«, einer kleinen Schwester des »Mochi«. In gewohnt hoher Qualität genießt man hier japanisch inspiriertes Streetfood mit einer kleinen, spannenden Auswahl an Sake und Weinen.

In Sachen Weinbars spielt Wien somit spätestens jetzt in einer Liga mit den angesagtesten Metropolen der Welt.


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Erschienen in
Falstaff Wien Special

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Christina Fieber
Autor
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