Das Weindorf Oberbergen in Baden-Württemberg

Das Weindorf Oberbergen in Baden-Württemberg
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VDP: Gibt es Chardonnays als »Große Gewächse« bald auch außerhalb Badens?

Württemberg diskutiert, der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) muss abwägen.

Es ist ein Zwiespalt, und ein Dauerthema: Einerseits dient die Beschränkung auf möglichst wenige Rebsorten dem Profil des Großen Gewächses – und damit auch der Prestigepflege des deutschen Weins insgesamt. Andererseits ist eine sehr strikte Begrenzung der GG-Sorten dazu geeignet, die durch Weingeographie und lokale Traditionen bedingten regionalen Unterschiede einzuebnen. Die salomonische Regelung innerhalb des VDP lautet daher: Bis zu vier GG-Rebsorten können die Regionalverbände selbst ausloben, ab der fünften Sorte muss der Bundesverband gehört werden.

Da nun, wie Falstaff erfuhr, einige VDP-Mitglieder aus Württemberg gerne ein Chardonnay-GG produzieren möchten, liegt dieser Vorgang nun – der vier-Sorten-Regel gemäß – beim Bundesverband. Denn mit Lemberger, Spätburgunder, Riesling, Weiß- und Grauburgunder besitzt Württemberg ohnehin schon eine fünfte GG-Sorte. Der gerade eben wiedergewählte VDP-Präsident Steffen Christmann bestätigt auf Falstaff-Nachfrage, dass das Thema wohl bei der nächsten Sitzung des VDP-Präsidiums Ende August behandelt werde.

Christmann äußert Verständnis dafür, dass man den Chardonnay als GG-fähige Sorte ansieht: »Sicher hat die Sorte ein großes Potenzial«, so Christmann, der allerdings auch erkennen lässt, dass er gerne etwas Tempo aus der Angelegenheit nehmen möchte: »So ein Etikett ist schnell draufgeklebt, und dann kriegt man es nicht mehr runter«.

Baden hat bereits Chardonnay GGs

Der Fall Badens, wo der Chardonnay schon seit einigen Jahren GG-Sorte ist, so Christmann weiter, unterscheide sich von anderen Regionen, da Baden von Anbeginn auf den Chardonnay als Sorte für große Einzellagenweine gesetzt habe. In der Pfalz, wo Friedrich Becker, Hansjörg Rebholz, die Knipsers und andere bereits seit Jahren Spitzen-Chardonnays unter der Réserve-Bezeichnung erzeugen, gehe die Diskussion eher in die Richtung: »Lasst uns auf Chardonnay GGs hinarbeiten, aber wir rufen erst dann ›hier‹, wenn wir wirklich eine nennenswerte Anzahl an Topweinen haben.« Vielleicht sei das in fünf Jahren soweit, sagt Christmann. Wichtig sei auch, dass die Kandidatenweine in einer Vertikalprobe zurückliegender Jahrgänge überzeugen könnten.

Zudem benötige man eine sehr trennscharfe Klassifikation, wenn man eine neue Sorte für die Produktion von Großen Gewächsen zulasse, denn bereits für Riesling oder Spätburgunder klassifizierte Parzellen seien ja nicht automatisch auch Große Lagen für Chardonnay.

Dem Argument, dass – aus einer burgundischen Optik betrachtet – das Duo Spätburgunder und Chardonnay an der Spitze der Qualitätspyramide durchaus passend sei, verschließt sich auch der Bundes-VDP nicht. »Ich gehe davon aus, dass man das den Württembergern kaum verwehren wird«, so Christmann. Das Chardonnay-GG aus Württemberg und wohl auch aus anderen Regionen wird also ziemlich sicher kommen – die Frage ist eher, ob früher oder später. Und ob die betreffenden Regionalverbände eventuell bereit sein werden, eine andere GG-Sorte für den Chardonnay aufzugeben.

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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