Welt-Museum Albertina: Das Museum ist im Palais Erzherzog Albrecht, einer ehemaligen Residenz der Habsburger unweit der Staatsoper Wien, untergebracht. Mit der Eröffnung der Albertina Modern wurde in unmittelbarer Nähe des Hauptgebäudes 2020 ein weiterer Museumsstandort für zeitgenössische Kunst eingerichtet.

Welt-Museum Albertina: Das Museum ist im Palais Erzherzog Albrecht, einer ehemaligen Residenz der Habsburger unweit der Staatsoper Wien, untergebracht. Mit der Eröffnung der Albertina Modern wurde in unmittelbarer Nähe des Hauptgebäudes 2020 ein weiterer Museumsstandort für zeitgenössische Kunst eingerichtet.
© Österreich Werbung / Popp Hackner

Auf ins Museum: Ein Falstaff-Wegweiser durch die Vielfalt der Museumsstadt

Wien ist eine Museumsstadt. Einige der bedeutendsten Kunstmuseen Europas finden sich hier, dazu zahlreiche kleine, weniger bekannte, aber nichtsdestotrotz gute Ausstellungshäuser. Die Falstaff-Übersicht.

Museen sind unsere Gedächtnisspeicher. Als Institution erforschen, erhalten und vermitteln sie unsere kulturellen Erinnerungswerte, zugleich sind sie heute beliebte Freizeitstätten, unterhalten mit großen Namen oder kuriosen Schausammlungen. Der Zugang für alle ist allerdings erst seit rund 250 Jahren in dieser Form möglich. Zuvor unterhielt man rein private Sammlungen, in der Renaissance etwa als Studiolo – Studierzimmer – bezeichnet. An europäischen Fürstenhöfen erfreute man sich am Kuriositätenkabinett, Gemälde und Tapisserien wurden in der Galeria, einem überdachten Arkadengang, präsentiert. Noch bis ins Spätbarock inszenierten Adlige und wohlhabende Bürger im Typus der Kunst- und Wunderkammer ein buntes Sammelsurium aus Naturalia, Mirabilia, Artefacta, Scientifica, Antiquites und Exotica. Gesellschaftlichen Umbrüchen ist es schließlich geschuldet, dass bis ins 19. Jahrhundert viele dieser privaten Sammlungen in neu errichtete und öffentlich zugängliche Museumsbauten übergingen.

Bekanntes Beispiel dieser Entwicklung: Das Kunsthistorische Museum in Wien, kurz KHM, mit eben seiner weltweit bedeutenden Kunstkammer, die auch als »Wiege des Museums« gilt und mit Objekten wie dem Salzfass des Benvenuto Cellini oder dem Himmelsglobus von Georg Roll in zahlreichen Sonderveranstaltungen bewundert werden kann. »Die Neugierde, die Lust am Entdecken und das Begreifen der Welt durch Sammeln war ein zentraler Antrieb für die Errichtung frühneuzeitlicher Kunstkammern«, so Generaldirektorin Sabine Haag. Sehenswert, umfangreich und hochkarätig sind aber gleichermaßen die Dependancen des Hauses, beginnend mit dem Weltmuseum, der Kaiserlichen Wagenburg und Kaiserlichen Schatzkammer, dem Ephesos Museum, dem Theatermuseum wie auch dem Theseustempel, wo moderne Positionen gezeigt werden.

Die aktuelle Herbstausstellung »Raffael. Gold & Seide« im KHM steht ganz im Zeichen der Kunstkammer, die dieses Jahr ihr zehntes Jubiläum nach der umfangreichen Neugestaltung feiert.
© KHM-Museumsverband
Die aktuelle Herbstausstellung »Raffael. Gold & Seide« im KHM steht ganz im Zeichen der Kunstkammer, die dieses Jahr ihr zehntes Jubiläum nach der umfangreichen Neugestaltung feiert.

Folgt man dem Pfad der Kunst in Wien weiter, bieten die drei Standorte Unteres und Oberes Belvedere sowie das Belve­dere 21 umfangreiche 800 Jahre Kunstgeschichte, mit dem »Kuss« von Gustav Klimt als prominentestes Schaustück der Sammlung. Klimts Spuren sind überdies an vielen Wiener Orten zu entdecken, etwa im Leopold Museum als Teil des Museums­Quartiers oder im Wien Museum, das den markanten Arbeitskittel des Malers archiviert hat. Besonders eindrucksvoll kommt man seinem Schaffen jedoch in der Secession näher, wo das Beethovenfries, ein Höhepunkt des Wiener Jugendstils, permanent zu sehen ist. Geschichtsträchtig ist außerdem das Gebäude selbst, gilt es weltweit als ältestes unabhängiges und ausschließlich der zeitgenössischen Kunst gewidmetes Ausstellungshaus.

Große Namen

Aus konservatorischen Gründen selten dem Tageslicht ausgesetzt sind Dürers Meisterwerke und berühmten Blätter »Feldhase« und »die betenden Hände«, die Teil der grafischen Sammlung der Albertina sind. Doch das umfangreiche Programm lässt auch so keine Wünsche offen, angefangen von der Schausammlung »Monet bis Picasso« über wechselnde Blockbuster-Ausstellungen bis hin zu Gegenwartsgrößen, die vorrangig in der Albertina Modern ausgestellt werden. Mit dem Besuch im Stammhaus erhält man neben Kunst zudem Einblicke in die Prunkräume des habsburgischen Wohnpalais. Und wer sich beim Rundgang insgeheim fragt, wie Gläser, Keramik oder Textilien zur Kaiserzeit ausgesehen haben, findet in den jeweiligen Sammlungen des MAK – Museum für angewandte Kunst – Antworten darauf. Die Verbindung von angewandtem Design, Architektur und zeitgenössischen Arbeiten zählt zu den Kernkompetenzen des 1871 vollendeten Gebäudes des Architekten Heinrich von Ferstel, das als erstes Museum an der Ringstraße damit eine ganz besondere Stellung einnimmt. Kenner werden die Parallele zum Victoria & Albert Museum in London vielleicht sehen, das übrigens dezidiert als Vorbild galt.

Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit.
– Leitspruch der Wiener Secession

Was in Verbindung mit dem Kunsthandwerk teilweise schon im MAK thematisiert wird, zeigt das Technische Museum in vollem Umfang: Hier treten analoge und digitale Technik in einen Dialog mit visionären (technologischen) Zukunftsmodellen, gepaart mit den Namen vieler Forscher und Forscherinnen unter einem Dach vereint. Die Wissenschaft eines Mannes erkundet man dafür in der Berggasse 19: jene Sigmund Freuds. Das gleichnamige Museum ist dem Wirken und Leben des Begründers der Psychoanalyse gewidmet. Ein Treppenhaus führt in den ersten Stock zu seiner ehemaligen Praxis mit angeschlossener Privatwohnung. Selten bekommt man so detaillierte Einblicke in das Leben des Tiefenpsychologen, auch ohne die berühmte Couch, die in seinem Londoner Exil-Anwesen steht und dort ebenfalls der Öffentlichkeit zugänglich ist. Das Wiener Museum beginnt am Anfang seiner Karriere: Hier zeigt sich die Ex­zentrik des Fin de Siècle mit originalen Einrichtungsgegenständen, Fotodokumentationen und persönlichen Artefakten.

Ausgefallene Themen

Wien wäre nicht Wien, wenn man hier nicht auch Spezielles zu sehen bekäme, darunter das Dritte Mann Museum, das Geldmuseum in der Nationalbank, das Remise-Verkehrsmuseum oder das Globenmuseum. Im Fälschermuseum, einem kleinen Privatmuseum, dreht sich alles um spektakuläre Kriminalgeschichten rund um echte gefälschte Werke. Und im Wiener Bestattungsmuseum kommt man den Eigenheiten des Wiener Totenkults vom Ende des 18. Jahrhunderts bis heute näher. Ein Teil Stadtgeschichte ist auch die Wiener Schneekugelmanufaktur, wo seit 1900 der Familienbetrieb als Einziger dieser Art in ganz Europa Schneekugeln produziert. In dem 50 Quadratmeter kleinen Raum warten Sonderanfertigungen, Wissenswertes über die Herstellung sowie Historisches und Aktuelles über die Sammel- und Geschenkprodukte.

Mit der Eröffnung 2019 ist das 3D PicArt Museum das jüngste interaktive Museum Wiens und ein Muss für alle, die Unterhaltung suchen. Vergleichbar mit dem Museum der Illusionen, gibt es hier zahlreiche Möglichkeiten, auf fotografisch-illusorischem Weg Unmögliches zu kreieren. Dafür stehen über 40 Hintergründe, wie ein fliegender Teppich oder ein Dinosaurier, für bleibende Erinnerungen bereit. 

Wer nach den Naturmotiven weiter in die Welt der Naturwissenschaft eintauchen möchte, fängt im Naturhistorischen Museum quasi beim Ursprung an, mit Objekten wie der Venus von Willendorf, Modellen von Dinosauriern und einer umfassenden Meteoritensammlung. Spiegelbildlich angelegt und von gleicher Dimension wie das KHM, wurde auch das NHM im Auftrag Kaiser Franz Josephs I. im Stil des Historismus errichtet und sollte Teil eines noch größeren Kaiserforums werden, das nie umgesetzt wurde. Trotzdem wurden die beiden Bauten zu eigenen Denkmälern in der Wiener Museenlandschaft, die mit rund 80 Häusern mehr als vielfältig ist und noch so manch skurrile, musikalische und informative Überraschung bereithält.


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Elisabeth Klokar
Autor
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