Martin Paminger brennt ­seinen »Sauwald Wodka« aus Sauwald-Erdäpfeln in St. Aegidi.

Martin Paminger brennt ­seinen »Sauwald Wodka« aus Sauwald-Erdäpfeln in St. Aegidi.
© WGD Donau Oberösterreich Tourismus GmbH_Peter Podpera

Hoamat-Trank aus Oberösterreich

Wenig hat sich am Trink­verhalten geändert, seit Franz ­Stelzhamer dichtete »Ünsa Traubn hoaßt Hopfn, ünsan Wein nennt ma Most«. Nur Oberösterreichs ­Brände müsste man heute mit aufnehmen.

Stelzhamers »Hoamatgsang«, aus dem 1952 die einzige im Dialekt gesungene Landeshymne entstand, gibt auch gleich den Grund für die Liebe zu Bier und Most an: »Mit der Noat hat’s koan Gefahr«. Hochdeutsch ausgedrückt: Im Gegensatz zum Wein war der bäuerliche Most nicht vom Wetter gefährdet, es gab ihn jedes Jahr. Ja, der Weinbau war lange heimisch an der Donau, »erst mit der Zwischen-Eiszeit verschwanden die Trauben aus den Katasterlisten«, hat Leonhard Gmeiner recherchiert. Denn der Solartechniker hat in Perg diese Tradition wiederaufgenommen – und Oberösterreichs ersten Eintrag in die Liste der SALON-Weine geschafft. Der Flurname seiner Rieden, Weinzierl, erinnert an die Winzer-Tradition, verkosten kann man im modernen Weinkompetenzzentrum die Weine Gmeiners und seiner Kollegen aus Oberösterreich. Einer von ihnen ist Bernhard Aichinger, der bei Eferding seine Weine keltert – mit leichten 11 Vol.- % kommen etwa Gelber Muskateller und Rheinriesling aus dem Paradebetrieb, der auch im Heurigen »Zum Weinblick« auftischt – unter anderem selbstgemachtes Brot und Apfelsäfte.
Was uns wieder zurück zu Franz Stelzhamer führt, denn laut dem Heimatdichter sollte »a kräftige Kost« immer von Most begleitet werden. Eine leichte Variante, den Tagesfang aus dem eigenen Fischwasser, kann man sich in der Most-Verkostung (von der Grünen Winawitz-Birne bis zum Cider) bei Erich Aumüller in der »Donautaler Mostkellerei« schmecken lassen. In Obermühl serviert der Mostsommelier Fisch zum oberösterreichischen Nationalgetränk. Mögen die Oberösterreicher anno 2019 auch leichter essen, den Most schätzen sich noch immer mehr als alle anderen: 35 Liter pro Kopf und Jahr sind es (gegenüber mickrigen 1,28 Liter Bundes-schnitt). Das Rohmaterial liefern 110.000 Tonnen Obst von den 1,2 Millionen Streuobstbäumen des Landes, die traditio­nell von Birnensorten (70 Prozent der Mostfrucht) dominiert werden. 400 Betriebe vermarkten ihren Most auch, als »Haustrunk« findet man ihn bei noch mehr Bauernhöfen vor. Einen Einblick in das Bauernleben gibt das 600 Jahre alte »Sacherl«, der letzte Stadtbauernhof in Enns, den Karin und Robert Maleninsky liebevoll restauriert haben. Ursprünglich Imker, servieren sie im »Hof Maleninsky« neben der Laurenz-Basilika Moste und die erfrischend perlende Variante »Mosecco«.
Nur in Oberösterreich gibt es etwa das Gütesiegel »Most & Kost« für die besten Mostschank-Betriebe. Andreas und Christine Mosers Radlerbauernhof in Mitterkirchen ist einer davon und dem Namen entsprechend lassen sich hier ­direkt am Donauradweg nicht nur die landschaftlichen, sondern auch die lukullischen Schönheiten des Landes erleben (zumal auf Most-Freunde auch Gästezimmer warten).

Außerdem kommen Bier-Freunde in dieser Region freilich nicht zu kurz: Das Kloster Engelszell sorgt als eine von nur zwölf Trappisten-Brauereien weltweit vor allem im Export für Furore, seit hier seit 2012 wieder gebraut wird. Ebenfalls nur im Land ob der Enns, genauer gesagt in St. Martin im Mühlkreis, findet sich der ­»Granitbock«, bei dem Peter Krammer den Malzzucker der Würze mit glühenden Granitstücken zum Karamellisieren bringt. Krammer, der gerne mit anderen Brauern sogenannte »Collaboration Brews« kreiert, ist mit seinem innovativen Zugang auch ein Bindeglied zwischen oberösterreichischen Traditionshäusern. Sie setzen weniger auf internationale Stile, sondern gerne auf Lokalkolorit, wie Ingo Laska mit seinem Ottensheimer »Thor-Bräu« seit nunmehr 20 Jahren beweist. »Zaubertaler Altbier« oder das »Mühlviertler Landbier« sind Spezialitäten der renommierten Gasthaus-Brauerei – und sie tragen ihre Namen mit Recht. Denn die hohe Brauereidichte verdankt sich auch einem privilegierten Zugang zu den Bier-Rohstoffen.
Rudolf Kölbl aus Wilhering gehört zu diesen Brauern; er betreibt eines der originellsten Brauhäuser des Landes. Wo früher Feuer gelöscht wurde, im Zeughaus der FF Dörnbach, schenkt er heute seine »Floriani Bräu«-Spezialitäten mit Mühlviertler Hopfen und Grieskirchener Malz aus. Einen anderen traditionellen Rohstoff hat indes Martin Paminger für ­seine Brennerei herangezogen – den Erdapfel des Sauwaldes. Seit jeher für die Qualität ­bekannt, wird bei ihm aus der Sorte Freya der mit Urgesteinswasser verfeinerte »Sauwald Wodka« – ein Brand, dessen wuchtig-süßlichen Geschmack man sich am besten pur schmecken lässt. Aber das gilt schließlich für alle Produkte, in die Oberösterreichs ­Getränkemacher ihr Herzblut legen.

Roland Graf
Autor
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