Zwischen dem Winterhimmel und dem Pulverschnee ein Pferderücken: Glücksgefühle kommen im Galopp.

Zwischen dem Winterhimmel und dem Pulverschnee ein Pferderücken: Glücksgefühle kommen im Galopp.
© Pferdereich MuehlviertlerAlm / Erber

Sattelfester Winterspaß: Die besten Winter-Aktivitäten für Osttirol, Steiermark und Oberösterreich

Vom äußersten Norden im Böhmischen Wald bis an die italienische Grenze im Süden findet der Winter ausreichend Plätze, an denen er sich ausrasten kann. Für seine Gäste heißt es an diesen Orten »Action!«.

Der Großglockner steht auf der anderen Seite des Tals – und sieht nichts. Sein »Gesicht« steckt in den Wolken, die sich rund um den 3798 Meter ­hohen Gipfel versammelt haben, als wollten sie ein Selfie mit dem Riesen erhaschen.

Herüben, in der »Adlerlounge« auf auch beachtlichen 2400 Metern, ist die Aussicht dagegen unverstellt. Die Opulenz, mit der die Hochgebirgskulisse hier die Skifahrer oder Gondelfahrer einhüllt, ist atemberaubend. Hätte man Zeit und Muße, könnte man vom Restaurant in der Bergstation der Gondelbahn, die von Kals heraufführt, sechzig 3000er-Gipfel zählen. Aber das kann warten, die fein präparierten Pisten können es nicht. Es ist – seit dem Zusammenschluss – Osttirols größtes Skigebiet und ein großzügiges Revier für Winterwanderer. Für die Aktivitäten belohnen kann man sich im Anschluss im Weinkeller des »Gradonna Mountain Resort«. 300 verschiedene Weine sollten reichen …

Punktgenau hundert Kilometer weiter südöstlich sind die Berge niedriger, aber die Sonne näher. Das Nassfeld an der Grenze zwischen Kärnten und Italien gilt als eines der sonnenreichsten Skigebiete der Alpen, die Pisten zwischen Gartner-, Trog- und Zweikofel sind perfektes Carving-Terrain. Ausgerastet werden kann in den Alm­resorts »Gartnerkofel« und »Sonnenalpe«. Auf 1500 Meter Seehöhe gelegen, bieten sie unmittelbare Anbindung an 110 Kilometer Piste und großzügiges Wohnen in Premium-­Lodges, eigene finnische Sauna inklusive. Als Alternative zum Skifahren steht in der Umgebung ein Kärntner Nationalsport im Fokus: Eishockey – aber in seinem natürlichen Habitat. Sieben Quadratkilometer Natureisfläche stehen am Weissensee und Pressegger See insgesamt für die Puck­jäger zu Verfügung. Dazu kommen fünf beleuchtete Rodelbahnen in der Region und jede Menge Sonnenstühle. Sie erinnern – wie der italo-carinthische Geschmacksmix auf den Speisekarten der Lokale dies- und jenseits der Grenze – an die Nähe zur Oberen Adria. Auch zwei Häuser der Falkensteiner-Gruppe finden sich hier, zudem betreibt die Südtiroler Hoteliers­familie auch einen Standort in Schladming, am Fuße der Planai.

© Gradonna / Gert Perauer

Almkulinarik im Tiefschnee

Das Skimekka der Steiermark bietet auch abseits der 123 sorgfältig präparierten Pistenkilometer auf den vier Skibergen in der Region – Hauser Kaibling, Schladming, Hochwurzen, Reiteralm – ausreichend Optionen für einen erlebnis- und genussreichen Aufenthalt. Beispiel? 282 Kilometer präparierte Winterwanderwege. Das entspricht der Distanz von Schladming nach Wien – ziemlich weit für einen Urlaub.

Da heißt es wählerisch sein und sich für eine passende Route entscheiden: Eine Kulmbergrunde oben in der Ramsau vielleicht? Oder durch die abends beleuchtete Talbachklamm? Als Möglichkeit bietet sich auch das Untertal bei Rohrmoos an. Der Weg führt hier entlang des Baches, wo Raureifkristalle auf den Bäumen mit den Schneekristallen auf den Moorwiesen um die Wette glitzern. Als Etappenziel präsentiert sich die »Waldhäuslalm«, wo man sich am Eisstockschießen versuchen kann. Oder man lässt den Trubel des Skigebiets überhaupt hinter sich und weicht in die Sölktäler aus, wo man am Weg zur »Schönwetterhütte« auch selbst Geräusche abseits des Knirschens der Schneeschuhe im Schnee und dem Schnaufen der eigenen Atmung vermeiden sollte: Man ist gegebenenfalls in einer Wildruhezone unterwegs. Zurück in Schladming heißt es dann, den Fokus auf das kulinarische Angebot zu legen. Die Auswahl ist groß, die Qualität hoch, regionale Produkte verbreitet. Auf den Skibergen lässt sich all das entlang der »Almkulinarik«-Route von teilnehmender Hütte zu Hütte verkosten, wo Kochmeister Richard Rauch auch in dieser Saison wieder mit den lokalen Wirtsleuten individuelle Spezialkreationen für jeden Betrieb entwickelt hat. Im Tal und in der Stadt sind es Adressen wie das »Arx« in Rohrmoos, die »Tischlerei« und das »Johann« in Schladming oder das »H11siebzehn Höflehner« in Haus im Ennstal.

Ebenfalls Wellness auf höchstem Niveau hat man sich im neuen »Triforêt alpinresort« verschrieben. Am Gelände des Chaletdorfs lockt mit dem »Hutterer« ein architektonisch durch zeitgeistige skandinavische Formensprache geprägter Hort gehobener alpiner Küche aus vorrangig regionalen Produkten. Vor der Haustüre breitet sich das Skigebiet Hinterstoder mit seinen 40 Pistenkilometern aus – 7,4 Kilometer davon gehen auf das Konto der »Höss Totale«, einer der längsten Abfahrten Österreichs – und 25 Kilometer Langlaufloipe. Auf der oberösterreichischen Seite von Dachstein und des Toten Gebirges geizt die Natur nicht mit Abwechslungsreichtum.

Das gilt auch für die Nordflanken des Dachsteins, wo sich Skigebiete wie Dachstein West, Gosau oder Krippenstein wie Perlen in die enge Nische zwischen den bedrohlich nahen Landesgrenzen zur Steiermark im Osten und Salzburg im Westen drängen. Das gilt aber auch für die Pyhrn-­Priel-Region. Allein bei einer Wanderung Richtung Schiederweiher kommt man an allem vorbei, was einst Postkartenmaler als perfektes Motiv für eine idyllische alpine Winterlandschaft gesucht hätten: Ein See, eingerahmt von dichten Wäldern, dahinter Spitzmauer und Großer Priel, deren Bergflanken sich im Weiher widerspiegeln.

Ebenfalls See, gleich in der Nähe und zwei der schönsten Natureislaufplätze der Alpen: der Vordere Langbathsee etwas westlich von Ebensee sowie der Almsee in Grünau. Beide sind eine lohnende Alternative zu den Pisten am Kasberg, Feuerkogel oder Hochlecken in der Region Traunsee-Almtal. An Platz zum Austoben mangelt es hier nicht. Allein der Almsee ist 2,3 Kilometer lang und maximal 700 Meter breit – da lassen sich einige Pirouetten drehen und Pucks nachjagen. Auf den Zuschauerrängen: die eindrucksvolle Gipfelkette des Toten Gebirges. Die Versorgungslage sichern etwa Jörg Leithner mit seinem »Almtal-Kuliarium im Almtalhof« (»Bei mir gibt es keinen Schnickschnack, sondern ehrliche, regionale Küche aus dem Salzkammergut«, verspricht der Hausherr) oder »Die Almwirtinnen«, eine Art »Spin-off« des »Almtalhofs«. Michaela Ettinger und Agnes Holzinger haben dort gearbeitet und sich 2019 mit einem eigenen Gasthaus selbstständig gemacht.

© Österreich Werbung / thecreatingclick.com

Paradies für Pferd und Reiter

Ziemlich genau gegenüber, quer durch ganz Oberösterreich, im äußersten Norden, gibt es das nächste Dreiländereck. Hier, mitten im Böhmerwald und in Griffweite zur deutschen und tschechischen Grenze gelegen, versteckt sich der Beweis, dass auch neun Skilifte reichen, um sich einen Superlativ auf die Fahnen heften zu können: Die Bergkette Zwieselberg, Reischlberg und Hochficht gilt als Österreichs größtes Skigebiet außerhalb der Alpen.

Etwas weiter östlich, vorbei an Rohrbach, Bad Leonfelden und Freistadt, kann man in Schönau im Mühlkreis das Paar Ski gegen vier Hufe tauschen. Der »Reitpark Gstöttner« kombiniert sein Wellnessangebot mit Winterreiten. Bei mehrstündigen Ausritten durch frischen Pulverschnee entfaltet die Landschaft mit ihrer Weitläufigkeit einen besonderen Reiz. Mehr als 50 auf das Reiten spezialisierte Betriebe und ein Reitwegenetz von rund 700 Kilometern gibt es im »Pferdereich Mühlviertler Alm«. Zweimal am selben Weg dahinzugaloppieren ist also hier kein Muss. Es gibt ausreichend Ausweichstrecken.

Wintervergnügen in menschenleerer Natur genießen lässt sich auch im Nationalpark Kalkalpen. Mit Schneeschuhen und in Begleitung eines Rangers geht es in die Wildnis. Je nach Schneelage streift man durch die Buchenwälder, begleitet Nationalparkforscher Christian Fuxjäger auf der Suche nach Wildtierfährten und entdeckt mit Glück die Spuren eines Luchses. Abseits der großen Tiere schreiben hier auch kleine Käfer Geschichte. So gehört der Rothalsige Düsterkäfer zu einer der ältesten Käferarten Europas.

Für Winterbegeisterte mit Lust auf hautnahe Natur empfiehlt sich eine zweitägige Schneeschuh-Wanderung. Erkundet werden die Bergwälder und Almen des Hintergebirges, geschlafen wird in einer unbewirtschafteten Hütte auf der Ebenforstalm – mit sternenreichen Nächten und jeder Menge frischer Luft.

Wie von Impressionisten gemalt: Der Schiederweiher in der Region Pyhrn-Priel.
© Pyhrn Priel Tourismus GmbH / Daniel Hinterramskogler
Wie von Impressionisten gemalt: Der Schiederweiher in der Region Pyhrn-Priel.

Tipps & Adressen

Osttirol

Der Blick auf die Piste ist Kulisse für die Kreationen von Michael Karl. Internationale Zutaten und mediterrane Akkorde finden den Weg in Osttiroler Gerichte. Eigener Kräutergarten und Feinkostladen.
Gradonna 1
9981 Kals am Großglockner
Österreich
Die Adlerlounge hat mit und ohne Ski ihre Highlights zu bieten: das phänomenale Bergpanorama und das lässige Restaurant mit einem Angebot zwischen Küchenklassik (Beuschel) und mediterranen Bissen.
Hausnummer 81
9981 Kals am Großglockner
Österreich

Steiermark

Dennis Katholnig schwört auf Lebensmittel aus dem eigenen Garten und Bioprodukte der Region. In seinen Fine-Dining-Menüs verarbeitet er auch die Alpen-Adria-Küche. Tipp: der Haus-Gin »Der Alchemist«.
Gumpenberg 2
8967 Haus
Österreich
WWW.RENESTRASSER.at
Steirisch und modern – das geht unter Küchenchef Lukas Cirjak seit über zehn Jahren perfekt zusammen. Backhendlsalat und Wiener Schnitzel funktionieren genauso gut wie Wurzelfleisch im Ramen-Style.
Hauptplatz 10
8970 Schladming
Österreich
Die Küche überrascht mit Gängen, die Authentizität und Innovation vereinen, allesamtsaisonal und frisch zubereitet. Spannend ist die Menübegleitung mit Naturweinen, kompetent von Manuel Veith ausgesucht.
Rohrmoosstraße 91
8971 Schladming
Österreich
Armin Walcher
Pichl 54
8973 Schladming/Pichl
Österreich

Oberösterreich

Genuss steckt in der Agathawirt-DNA. Als Erstes steht Genussradeln rund um den See hoch im Kurs. Angekommen im Hotel, labt man sich dann an frischem Fisch oder an der Brust vom Biohahn.
St. Agatha 10
4822 Bad Goisern
Österreich
Ausflugsgasthäuser wie die Waldschenke – mit derart starkem Bezug zu Regionalität und Handwerk – muss man erst suchen. Fulminante Knödel, viel Bioqualität, gute Bierauswahl. Idyllische Umgebung.
Amesberg 11
4190 Bad Leonfelden
Österreich
Die ganze kulinarische Welt köstlich in einem Lokal verpackt. Gäste starten französisch mit einer Zwiebelsuppe und legen dann einen peruanischen Ceviche-Zwischenstopp ein. Süßes Finale: Topfenknödel.
Hauptstraße 30
4580 Windischgarsten
Österreich
Hallstatt mag zwar in China nachgebaut worden sein, ein Haus wie den Grünen Baum, zugleich Boutiquehotel, gibt’s aber nur ein Mal. In einzigartiger Lage, mit formidabler Küche und sündigen Kuchen.
Marktplatz 104
4830 Hallstatt
Österreich
Foto beigestellt
Jörg Leithner hebt als Koch die Bauern aufs Podest und versteht es vorbildlich, mit seinen regionalen Gerichten den Gästen den Wert der Natur zu vermitteln. Saisonale Küche, »Nose to tail«-Philosophie.
Almeggstraße 1
4645 Grünau
Österreich
Es ist erfreulich mitzuverfolgen, wie es Michaela Ettinger und Agnes Holzinger geschafft haben, dem Almtal Glanz zu verleihen. Top: pochiertes Ei auf Blattspinat oder Kürbisgratin mit Schwarzwurzeln.
Im Dorf 40
4645 Grünau
Österreich

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Erschienen in
Falstaff Nr. 10/2023

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Klaus Höfler
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