Wochenenden in Amsterdam sind immer etwas Besonderes.

Wochenenden in Amsterdam sind immer etwas Besonderes.
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Long Weekend Amsterdam: Grachten, Geschichte und Genuss

Amsterdam ist ebenso geschichtsträchtig wie weltoffen – zwischen historischen Grachten blüht eine junge Szene, die auch kulinarisch spannende Erlebnisse verspricht.

Freitag

Ankommen an einer der schönsten Grachten der Stadt, dann gleich zwei kulinarische Hotspots – und zum Schluss einen Genever.

Es gibt wohl kaum einen besseren Ort als Ausgangspunkt für ein langes Wochenende in Amsterdam als das »Pulitzer«. Das älteste Fünf-Sterne-Hotel der Stadt besteht aus 25 miteinander verbundenen historischen Grachtenhäusern und liegt direkt an einem der schönsten Orte Amsterdams: der Prinsengracht. Der prachtvolle Innengarten des kürzlich renovierten Hotels dient Reisenden als Oase der Ruhe. Doch wir starten mit einem Spaziergang entlang der Prinsengracht zum Grachtenmuseum. Ein kleines, aber feines Haus mit vielen interaktiven Inszenierungen, die garantieren, dass man Amsterdams Architektur und Geschichte künftig in einem anderen Licht sieht.

Danach ist Mittagessen bei »Gertrude« angesagt. Das gemütliche Restaurant, das erst im März eröffnete, ist eine der vielen aufregenden Neuheiten der geschäftigen Gastronomieszene der Stadt. Den Gast erwartet eine Speisekarte mit den Zutaten der Saison in einem gemütlichen, französisch inspirierten Restaurant, das eine unwiderstehliche urbane Lässigkeit ausstrahlt.

Weiter geht es mit einem Bummel durch die malerischen Negen Straatjes. Hier sind viele trendige Designer, gemütliche Cafés, Buchhandlungen und zahlreiche Marken mit niederländischen Wurzeln zu Hause, wie zum Beispiel Scotch & Soda, &klevering, Rains, Love Stories oder Smaak – und für Kinder natürlich das Häschen Miffy!

Nach einem kurzen Boxenstopp im Hotel ist es Zeit, das lange Wochenende bei »Kaagman & Kortekaas« zu feiern. Das Restaurant verkörpert die neue Welle der niederländischen Küche: ein junges und ehrgeiziges Team, außergewöhnliche Qualität aus regionalen Zutaten und eine ebenso durchdachte wie originelle Speise- und Weinkarte.

Statt eines Digestifs dort empfiehlt sich zum Abschluss des Tages ein Cocktail im »Flying Dutchmen«, der neben intimer Atmosphäre auch mit zahlreichen internationalen Auszeichnungen und der 800 Spirituosen starken Barkarte punkten kann. Ein Highlight der Bar sind die »Evolution of a Drink«-Optionen. Jeweils drei Variationen eines Cocktails werden serviert und bringen so die Geschichte und Evolution verschiedener Drinks über die Jahrzehnte näher – vom Negroni bis zum klassischen einheimischen Genever.

Samstag

Zuerst ein Brunch im »Little Collins«, dann eine entspannte Bootsfahrt durch die historischen Kanäle.

Wochenenden in Amsterdam sind immer etwas Besonderes, und für Einheimische gehört am Samstag ein guter Brunch dazu, am besten in Verbindung mit einer Radtour in den Stadtteil De Pijp. Eines der vielen Brunch-Lokale dort stellt alle anderen in den Schatten: »Little Collins«. Uns erwarten herrliche Gerichte mit levantinischen, koreanischen, türkischen und australischen Einflüssen, die nicht umsonst viele Gäste anlocken. Naschkatzen sollten danach auf ein Eis zu »Massimo Gelato« um die Ecke schauen. Das Pistazieneis und Feige-Ricotta muss man probiert haben! Am besten setzt man sich damit wie echte Amsterdamer in den angrenzenden Sarphatipark.

Als Nächstes steht ein absolutes Highlight auf dem Tagesprogramm: eine Tour am Steuer eines gemieteten Elektroboots auf der Amstel. Die Kanäle sind so einfach zu navigieren, dass man die Stadt auch ohne Vorkenntnisse problemlos selbst erkunden kann. Es lohnt sich aber, sich an Routenvorschläge zu halten: In rund drei Stunden lässt sich so eine Tour über die Grüne Route durch den Osten und die Blaue Route durch die historischen Kanäle absolvieren; Erstere führt nicht nur am Artis Royal Zoo vorbei, wo man den Giraffen vom Boot aus zuwinken kann, sondern auch um die Ecke an der in einer alten Windmühle beheimateten Craft-Bier-Brauerei Brouwerij't IJ, die jedenfalls einen Stopp wert ist.

Zurück auf der Amstel geht es weiter zu den zentral gelegenen Kanälen mit einigen der schönsten Häuser der Stadt, oft mit ihren unnatürlich schmalen Grundrissen aus der Zeit, als die Amsterdamer auf die Breite ihrer Häuser Steuern zahlen mussten.

Vor der Einfahrt in den Kanal, in dem sich der Blumenmarkt befindet, halten wir am berühmten »Hotel De l’Europe«. Dort kann man sich für die Weiterfahrt nicht nur mit Champagner und Austern, sondern auch mit den köstlichen traditionellen Bitterballen (niederländische Kroketten) eindecken.

Wir lassen die vielen Eindrücke im Hotel nachwirken, bevor wir uns zum Abendessen ins »Café Caron« begeben. Den in Frankreich geborenen Küchenchef Alain Caron zog es in den 1980er-Jahren der Liebe wegen in die Niederlande. Klein, gemütlich, mit Sitzgelegenheiten im Freien unter gedimmten Licht, fühlt man sich in dem Bistro im französischen Stil sofort zu Hause. Alain Caron verdankt seinen guten Ruf auch der Tatsache, dass er seinen beiden vorherigen Stationen, »Tante Koosje« (als Chef de Partie) und »De Kersentuin« (als Chefkoch), erstmals Michelin-Sterne verschaffen konnte. Mit seinen beiden Söhnen hat er sich nun mit dem »Café Caron« seinen eigenen Restaurantwunsch erfüllt. Fragen Sie auf jeden Fall nach der »zweiten Weinkarte« – das kleine rote Buch ist gefüllt mit Weinjuwelen und Überraschungen aus allen Preisklassen.

Und wer noch Energie übrig hat, sollte im »Tales and Spirits« vorbeischauen, das sich in der Nähe des »Pulitzer« befindet. Die Cocktails mit frechen Namen wie »Little Miss Troubles«, »Fallen Lady« und »Jungle Fever« sind hervorragend.

Sonntag

Der letzte Tag beginnt mit einem Frühstück im Freien und endet mit einem Toast auf das alte und das neue Amsterdam.

Am besten beginnt man den Sonntag im »Dignita Hoftuin«, das in einem bildhübschen Garten hinter der Amsterdamer Eremitage liegt. Das gläserne Restaurant verleiht auch in kälteren Monaten das Gefühl von Frühstück im Freien. Die Pancakes mit weißer Schokolade und Rosenblättern gehören zu den Highlights.

Gestärkt machen wir uns auf den Weg zum Rijksmuseum, dem Nationalmuseum der Niederlande. Unterwegs sollte man an der Magere Brug halten. Liebende, die sich auf der Holzbrücke küssen, bleiben angeblich für immer ein glückliches Paar.

Für Kunstinteressierte liegen nahe dem Rijksmuseum noch das Van Gogh Museum sowie das Stedelijk Museum für moderne Kunst und Design.

Danach geht es mit dem Fahrrad zum Hauptbahnhof, am besten die von vielen Galerien und Antiquitätenläden gesäumte Spiegelgracht hinunter. Beim Hauptbahnhof lässt sich auch die Beurs van Berlage besuchen, mit ihren historischen Wurzeln im Jahr 1602 die erste Börse der Welt.

Vom Hauptbahnhof geht es mit einer der kostenlosen Fähren auf den IJ-Fluss nach Amsterdam Noord mit seinen alten Industriehallen, umgebauten Lagerhäusern und Terrassen am Wasser. Hier tummeln sich viele junge Kreative, die die Stadt in den letzten Jahren zu einer der dynamischsten Metropolen Europas transformiert haben. Tipp: unbedingt beim »Faralda Crane Hotel« vorbeischauen – in einem ehemaligen Hafenkran untergebracht – und die Vielfalt an Street-Art und die frühere NDSM-Werft erkunden, heute Heimat von Kulturevents sowie einmal im Monat Europas größtem Flohmarkt.

Zum Abschluss trinken wir ein letztes Amsterdamer Craft-Bier, passend zu den tapasähnlichen Gerichten im aus alten Schiffscontainern gebauten »Pllek«, das sich hochwertige Produkte aus nachhaltigem Anbau sowie eine neutrale CO2-Bilanz zum Anliegen gemacht hat. Wir nehmen mit unseren Getränken in einem der Liegestühle am kleinen Stadtstrand vor dem Restaurant Platz, bewundern den Sonnenuntergang und lassen das Wochenende Revue passieren. Und dann heißt es: Prost auf -das alte Amsterdam – und auf das neue!


Hotels

Pulitzer*****
Prinsengracht 323, 1016 GZ Amsterdam
pulitzeramsterdam.com

Conservatorium Hotel*****
Paulus Potterstraat 50, 1071 DB Amsterdam
conservatoriumhotel.com

Hotel de l’Europe*****
Nieuwe Doelenstraat 2–14, 1012 CP Amsterdam
deleurope.com

Faralda crane Hotel*****
NDSM-Plein 78, 1033 WB Amsterdam
faralda.com

Brunch

Little Collins
Eerste Sweelinckstraat 19F, 1073 CL Amsterdam
littlecollins.nl

Dignita Hoftuin
Nieuwe Herengracht 18a, 1018 DP Amsterdam
eatwelldogood.nl

Bakers and Roasters
Eerste Jacob van Campenstraat 54, 1072 BH Amsterdam
bakersandroasters.com

Restaurants

Café Caron
Frans Halsstraat 28H, 1072 BS Amsterdam
cafecaron.nl

Kaagman & Kortekaas
Sint Nicolaasstraat 43, 1012 NJ Amsterdam
kaagmanenkortekaas.nl

Gertrude
Bosboom Toussaintstraat 28-H, 1054 AS Amterdam
gertrudeamsterdam.nl

Pllek
TT Neveritaweg 59, 1033 WB Amsterdam
pllek.nl

Brut de Mer
Gerard Douplein 8I, 1072 VE Amsterdam
brutdemer.nl

212
Amstel 212, 1017 VE Amsterdam
212.amsterdam

Bar Fisk
Eerste Sweelinckstraat 23, 1073 CL Amsterdam
barfisk.nl

Coba
Schaafstraat 4, 1021 KE Amsterdam
coba-taqueria.com

Foodhallen
Bellamyplein 51, 1053 AT Amsterdam
foodhallen.nl

Bars & Mehr

Flying Dutchmen Cocktails
Singel 460, 1017 AW Amsterdam
flyingdutchmencocktails.com

Tales & Spirits
Lijnbaanssteeg 5–7, 1012 TE Amsterdam
talesandspirits.com

Brouwerij ’t IJ
Funenkade 7, 1018 AL Amsterdam
brouwerijhetij.nl

Boerejongens
Utrechtsestraat 21, 1017 VH Amsterdamlande
boerejongens.com


 

Erschienen in
Falstaff Nr. 06/2020

Zum Magazin

Dayana Simeonova
Autor
Maximilian Margaritoff
Autor
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