Entlang der Saar lässt es sich hervorragend Essen und Trinken.

Entlang der Saar lässt es sich hervorragend Essen und Trinken.
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Leben wie Gott im Saarland

An der Grenze zu Frankreich hat sich eine aufregende, frankophile Küche entwickelt. Eine Genussreise macht Halt bei kreativen Spitzenköchen, deftiger Gasthausküche und preisgekrönten Weingütern.

Noch immer haftet dem flächenmäßig kleinsten Land der Bundesrepublik der Ruf eines Industriereviers an. Zu Unrecht. Denn das Saarland, an der Grenze zu Frankreich und Luxemburg gelegen, bietet viel mehr: Außer Industrie gibt es auch Antikes und vielfältige Natur zu entdecken und, nicht zu vergessen, gutes Essen und Trinken. Neben bodenständiger Kost funkeln immerhin fast ein Dutzend Michelin-Sterne über dem Saarland. An der Spitze steht Klaus Erfort, der mit seinem »GästeHaus« zu den besten Restaurants Deutschlands zählt.

»Hauptsach' gudd gess« – Hauptsache gut gegessen! Lange Zeit bestimmte vor allem deftige Hausmannskost den Speisezettel. »Die Arbeit im Steinkohlebergbau oder im Stahlwerk war körperlich sehr schwer«, erzählt Gerold Weingärtner. »Deshalb waren Satt­macher wie ›Grumbeere‹ (Kartoffel), Kohl und Bohnen, oft angereichert mit Speck oder Wurst, ganz wichtig.«

Traditionelle Gerichte und regionale Spezialitäten

In seinem »Victor’s Seehotel Weingärtner« am Bostalsee gibt es bis heute einige traditionelle Gerichte wie die länglichen Kartoffel­klöße »Hoorische«, die bei ihm mit Specksoße und Mirabellen auf den Tisch kommen. ­»Dibbelabbes« – ein Kartoffelauflauf mit Speckwürfeln, Zwiebeln, Lauch, Eiern, Kräutern und Speck – ist eine weitere regionale Spezialität. Nicht fehlen dürfen Wurstwaren. An erster Stelle steht dabei die Lyoner Fleischwurst, die erwärmt oder gegrillt serviert wird.

Apropos Grillen: »Wir Saarländer sind wahre Meister am Grill, dem Schwenker, wie er hier heißt«, sagt Weingärtner. Auch in seinem Hotelgarten steht eine dieser dreibeinigen Konstruktionen mit einem drehbaren Rost. »Immer wenn das Wetter es zulässt, brutzeln bei uns saftige Steaks und Würste.«

Japan trifft Saarland

Eine der bedeutendsten touristischen Attraktionen des Saarlands ist die 1994 stillgelegte Völklinger Hütte, die zum Weltkulturerbe gehört. Sie gleicht einer Kathedrale der Arbeit, ist ein begehbares Denkmal. Die Sprache der gigantischen Hütte hallt bis heute nach, gerade als wären die Arbeiter nur für kurze Zeit weg. Und man kann sich gut vorstellen, wie sie nach Schichtende Hunger auf Deftiges verspürten. Cliff Hämmerle – er entstammt einer Metzgerfamilie – kann sich noch gut an die »Roschdwurschd« und andere einfache Fleischgerichte erinnern, die einst im Erd­­­geschoss seines Elternhauses über den Tresen gingen.

Heute zelebriert der Sternekoch in seinem Restaurant »Barrique« in Blieskastel feine französische Küche und setzt dabei soweit wie möglich auf heimische Produkte. Das Blieswiesen-Lamm zum Beispiel bezieht er von der Schäferei Uhl in Webenheim, und der Saibling kommt von Michael Stumpf aus Ballweiler. Zudem verwendet er feine Öle aus lokalen Mühlen – die Palette reicht von Sonnenblume und Mohn über Leindotter bis hin zu Walnuss und Raps. Die Gerichte kommen perfekt zubereitet auf den Tisch und überzeugen durch Aromenvielfalt und Kreativität.

© Jennifer Weyland

Eine ganz andere Philosophie verfolgt Drei-Sterne-Koch Christian Bau auf dem mitten in Weinbergen gelegenen Schloss Berg. Nachdem er sich mit traditioneller französischer Küche seinen dritten Stern erkocht hatte, wandte sich Bau verstärkt japanischen Produkten wie Yuzu, Mikan und Sudachi zu und zelebriert seither seinen eigenen, unverwechselbaren Kochstil. »Paris – Tokio«, so nennt sich sein kulinarischer Klassiker in acht Gängen, der »mit dem Besten aus zwei Welten in den siebten Himmel führt«.

Aktuell gehören Hamachi mit Tapanade aus fermentiertem Ingwer, Yuzu-Koshu und Frühlingslauch ebenso dazu wie mit weißem Miso glasierte Langustinen, cremiger Koshihikari-Reis und gepickelte Daikon und Dashi-Beurre blanc mit Daikonöl. Das klingt nicht nur vielversprechend, es ist, in perfekter Kombination mit einer exzellenten Auswahl von Mosel-Raritäten aus dem Hause Markus Molitor, ein wirklich einmaliges Genusserlebnis.

© Barbara Heinz

Neben einigen Zimmern im Renaissance-Schloss gehören zum »Victor's Residenz-Hotel Schloss Berg« auch Gästeräume in einer modernen Villenanlage. Dort nimmt das Restaurant »Bacchus« Bezug auf die römischen Ausgrabungsstätten in unmittelbarer Umgebung. Auf der Karte stehen deshalb vor allem Gerichte aus der italienischen Küche. Das urige Landgasthaus »Die Scheune« ­verwöhnt dagegen mit regionaler Kost. Wer regionale Küche auf höchstem Niveau genießen möchte, sollte jedenfalls auch das Restaurant »Niedmühle« besuchen, das nahezu idyllisch am Fluss Nied liegt.

Flüssige Genuss-Botschafter

Nur ein paar Kilometer entfernt liegt das Weingut Boesen in Palzem. Markus Boesen hat vor einigen Jahren seinen gut dotierten Job bei einer Luxemburger Bank an den Nagel gehängt und engagiert sich seitdem zusammen mit seinem Vater Alois als ­Winzer im Familienbetrieb. »Sonnenverwöhnte Hanglagen, beste Bodenverhältnisse und viel Liebe zum Detail, das ist das Geheimnis unserer Moselweine«, sagt Boesen. »Typisch für unsere Region ist der Elbling«, fügt er hinzu. Etwa die Hälfte seiner Weinberge sind damit bestockt. Er wurde schon von den Römern angebaut und ist heute fast nur noch an der Mosel zu finden.

»Der Elbling ist leicht und spritzig und liegt damit voll im Trend«, erzählt Boesen weiter. Besonders gut mundet er natürlich gleich vor Ort – in der Straußwirtschaft. Auf der Terrasse und in der gemütlichen Winzerscheune werden zu rustikaler Kost hauseigene Weine ausgeschenkt. Wer danach nicht mehr nach Hause fahren darf, kann eine der Ferienwohnungen beziehen. Ganz auf Riesling ausgerichtet ist das Weingut Forstmeister Geltz Zilliken in Saarburg. Der Schiefer, die Steillage, die endlose Sonne – sie machen den Saarburger Rausch und den Ockfener Bockstein jeweils zur VDP.GROSSE LAGE, die die hochwertigsten deutschen Weinberge auszeichnet.

Hans-Joachim und Dorothee Zilliken bewahren das Erbe dieser Steillage, begrenzen den Ertrag der Reben und setzen auf selektive Handlese. Der Ausbau erfolgt im neutralen Fuder-Eichenholzfass im extrem feuchten Keller. Drei Stockwerke unter der Erdoberfläche reifen die Rieslinge ohne Schwund teils über Jahrzehnte, bis sie ihren Höhepunkt erreicht haben. Eine prägnante, immer aber feingliedrige Säure kennzeichnet diese Weine. Grandios sind auch die edelsüßen Rieslinge, fruchtbetont und mit feinem Biss.

Der königlich-preußische Forstmeister Ferdinand Geltz ist auch Namensgeber für den Saar Dry Gin. Handgelesene Riesling-Trauben des Weinguts Zilliken aus Schiefer-Steillagen, dreißig ausgewählte Botanicals, zumeist aus der Region, und die Handwerkskunst des Master Distillers Andreas Vallendar ergeben einen Premium-Gin. »Die Zugabe von Wein verstehen wir als Hommage an die Saar-Region, die für ihre Weine berühmt ist«, betont Denis Reinhardt, der die Idee zum Projekt hatte. »Der Gin erhält dadurch seine sehr dezente florale Note.« Das macht ihn tatsächlich zu etwas Besonderem. »Wir wollen mit dem »Ferdinand’s« auch für die Region werben und verstehen uns als Botschafter von Saar und Mosel«, so Reinhardt.

Detlef Berg
Detlef Berg
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