Der Jahrgang 2022 präsentiert sich mit »herausragender Qualität«.

Der Jahrgang 2022 präsentiert sich mit »herausragender Qualität«.
© Peter Moser

Bordeaux-Jahrgang 2022 En Primeur: Eine neue Dimension, ein sensationelles Jahr

Die Verkostung des neuen Jahrgangs hat gezeigt: So gut war Bordeaux noch nie. Zwölf Weine erhielten eine Bewertung von 100 Falstaff-Punkten.

An die 9.000 Fachbesucher aus Handel und Presse drängten sich in Bordeaux, um den neuen Jahrgang 2022 zu verkosten, manches bekanntere Château zählte letzte Woche bis zu 2.000 Gäste – ein neuer Rekordansturm. Auch Falstaff-Chefredakteur Peter Moser hat in den letzten beiden Wochen über 500 Weine vor Ort probiert und ist vom Jahrgang 2022 mehr als angetan: »So gut war Bordeaux sicher noch nie. Egal ob linkes oder rechtes Ufer, ob bürgerliches Gewächs oder Premier Cru Classés, die Jungweine präsentieren sich durchwegs von herausragender Qualität.« Auch die Weiß- und Süßweine sind trotz des trockenen und heißen Jahres sehr respektabel ausgefallen, die Rotweine, egal ob vom Sauvignon oder Merlot geprägt, zeigen sich von außergewöhnlicher Güte. Gleich zwölf Weine wurden mit der Traumnote von 100 Punkten bewertet, das gab es noch nie, Spitzenweine gibt es praktisch in allen Preisklassen. Somit steht fest, dieses Jahr darf man sich einfach nicht entgehen lassen.

ZUM GANZEN TASTING

Deswegen ist der Jahrgang 2022 so groß

Eine intensive Farbe: Unübersehbar ist das unglaublich tiefe, dunkle und dabei brillante Rubinrot mit opakem Kern und kaum erkennbarer Randaufhellung.

Das einladende Bukett: Der Duft ist geprägt von frischer, verführerischer Frucht, die je nach dominanter Sorte von dunklen Kirschen (Merlot) bis zu intensiven Cassisnoten (Cabernet Sauvignon), würzige Nuancen (Cabernet Franc) oder rauchig-zedrigen Anklängen (Petit Verdot). Eher seltener sind es präsente Barriquenoten, denn der Einsatz von 100 Prozent neuem Holz ist heute in Bordeaux längst eher die Ausnahme als die Regel.

Eine erstaunliche Frische: Gekennzeichnet sind die Weine durch eine bezaubernde Harmonie, die auf einer Lebendigkeit fußt, die in diesem Jahrgang wohl das größte Wunder darstellt, das sich zunächst auch die Produzenten nicht erklären konnten. Auch wenn die Säurewerte gar nicht so hoch sind wie man bei der Verkostung als Eindruck gewinnt, so besitzen die Weine eine ausgesprochene Lebendigkeit.

Eingebettete Tannine: Man fühlt in den Weinen eine tolle Struktur und Länge, die dem reifen Tanningehalt zu verdanken ist, der aufgrund der behutsamen Extraktion besonders seidig ausgefallen ist. Der Tanningehalt der Weine ist sehr hoch und dennoch sind sie derart harmonisch eingebunden, dass man sie nur auf den zweiten Blick wahrnehmen kann. Diese rare Art der vollreifen Tannine unterstützt den Eindruck der Frische zusätzlich und sorgt für eine enorme Länge im Abgang.

Ein gehaltvoller, aber balancierter Jahrgang: Die Alkoholausbeute war in 2022 auf einem hohen Niveau und ist immer an den Anteil der entsprechend beim Cabernet Sauvignon etwas geringer und beim Merlot höher. Mussten 2021 selbst Premier Grand Crus zum Aufbessern der Moste mit Zucker greifen, so hat die Natur nun für mehr als ausreichende Werte gesorgt. Und hier kommt wieder die Harmonie des Jahrgangs zum Tragen: der Alkohol ist perfekt eingebunden, sogar die vollreifen reinsortigen Merlots des rechten Ufers wirken mit ihren bis zu 15% Alkohol nicht opulent oder zu schwer.

Zugänglichkeit und Lagerpotenzial: Eine Besonderheit des Jahrgangs ist der Umstand, dass er sich bereits in der Jugendphase sehr zugänglich zeigt, manche Weine möchte man sofort trinken, weil sie sich schon so verführerisch präsentieren. Andererseits spürt man, dass die Weine noch weiter zulegen werden und dass sie sich absolut für eine längere Reife empfehlen, wenn man genug davon eingelagert hat, denn aufgrund der unterdurchschnittlichen Hektarerträge und der zu erwartenden starken Nachfrage wird es bei manchen Weinen schnell eng werden.


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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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