Nach acht Jahren schließt das Berliner Sternerestaurant »einsunternull« die Tore.

Nach acht Jahren schließt das Berliner Sternerestaurant »einsunternull« die Tore.
© Anne Smith Photography

»einsunternull«: Eine innovative Gourmet-Adresse Berlins schließt die Pforten

Die Frage »Wie schmeckt Berlin?« steht auf der Website des Restaurants »einsunternull«. In diesem Augenblick muss die Antwort lauten: »Zu bitter.« Die Nachricht, dass das Restaurant schließt, bewegt die Berliner Gastro-Szene.

Die Abschiedsworte in den sozialen Medien fallen knapp und doch emotional aus: »Liebe Freunde unseres Restaurants, vor acht Jahren wurde das »einsunternull« gegründet. Seither stand es niemals still. Unter der Mitwirkung vieler Menschen mit einer Passion für Speisen, Getränke und Gastgebertum befand es sich in konstanter Progression und war geprägt von Gastronomen, die mit Ihrem Ideenreichtum zu stetiger Entwicklung beigetragen haben. So wie das Restaurant befinden sich auch die Menschen, die dahinterstehen im ständigen Wandel und Willen zu wachsen. Aus diesem Grund sind wir zu dem Entschluss gekommen, das Kapitel @restaurant_einsunternull zu schließen und den Moment zu nutzen allen Gästen, Lieferanten und Mitwirkenden, die unser Restaurant zu einem besonderen Ort gemacht haben, von Herzen zu danken.«

Nachdem die geheimnisvollen Räumlichkeiten im Untergeschoss an der Hannoverschen Straße Ende 2015 eröffnet hatten, ging rasch ein Raunen durch die Hauptstadt. Der kuriose Fahrstuhl, der versteckte Gastraum, die fulminante Weinauswahl und das eindeutige Bekenntnis zu der Balance von Tradition und Innovation. Damals mit dem sensationellen Andreas Rieger und seinem kompromisslosen Regional-Konzept. Auf schlichte Ankündigungen auf der Menü-Karte folgten wahre Gaumenexplosionen: Knochenmark, Topinambur und Apfel; oder Pflaume, Hopfen und Holunderblüte. Ein Michelin-Stern und weitere anerkennende Bewertungen waren die Folge. 

Sein Nachfolger im »einsunternull« wurde 2019 Silvio Pfeufer, der zuvor mit dem »Aterlier« in München, dem »Kai3« auf Sylt und dem Berliner »Facil« einige vortreffliche Adressen gesammelt hatte, die ihn prägten. Unter dem gebürtigen Berliner entwickelte sich das Konzept des »einsunternull« in eine köstliche und augenzwinkernde Berliner Richtung, weiterhin mit Michelin-Stern. Das »einsunternull« wurde zu einem herausragenden Botschafter Berliner Genusskultur.

Stete Konstante blieb von Anfang an Ivo Ebert – Gastgeber und Geschäftsführer, Innovator und Sommelier. Die Berliner waren von seiner Kompetenz und seinem Stil bereits im legendären »Reinstoff« beeindruckt worden. Umso gespannter war die Hauptstadt nun auf Eberts eigenes Projekt.

Bis heute blieb er die Konstante, die immer wieder überraschte. 2015 war es noch nicht selbstverständlich, in der gehobenen Gastronomie ein anspruchsvolles Biersortiment in die Getränkebegleitung einzubinden. Dazu kamen über die Jahre Pop-up-Konzepte oder Spendenaktionen für die Berliner Stadtmission. Zuletzt hatte das Restaurant im vergangenen Jahr mit dem Konzept, nur noch vier, statt fünf Tage zu öffnen – bei vollem Lohn für die Mitarbeiter – für Furore gesorgt. Das »einsunternull« profilierte sich als zukunftsorientiertes Unternehmen und gleichzeitig als fairer Arbeitgeber. Ein Ansatz, der zahlreiche Gastronomen zum Nachdenken brachte.

Peter Eichhorn
Peter Eichhorn
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