Falstaff-Talk mit Nobu Matsuhisa: «Ich brauche den Rückzug»

Nobu Matsuhisa feiert dieses Jahr seinen 75. Geburtstag. Für ihn kein Grund, demnächst kürzertreten. Selbst im Himmel werde er ein Sushi-Master bleiben, meint er scherzend. Wir haben den Japaner, der sich mit den Restaurantketten «Nobu» und «Matsushisa» ein weltweites Imperium aufgebaut hat, in St. Moritz getroffen.

Falstaff: Nobu Matsuhisa, Sie sind Unternehmer, Gastgeber, Koch, Vorgesetzter, Geschäftspartner. Wer aber ist der private Nobu?

Nobu Matsuhisa: Privat brauche ich den Rückzug. Nur so kann ich immer wieder Energie tanken für die Abende im Restaurant. Dort bin ich Koch und Gastgeber, begrüsse die Gäste am Tisch, beantworte ihre Fragen, posiere auch für Fotos. Manchmal fühle ich mich ein bisschen wie ein Entertainer (lacht). Eigentlich bin ich aber ein ruhiger Mensch, der gerne alleine ist. Ich kann gut einige Stunden verbringen, ohne ein Wort zu reden, lese etwas oder schaue eine spannende Doku. Ausserdem habe ich eine Form der Meditation gefunden, die mich entspannen lässt. Und ich starte jeden Tag mit einem ausführlichen Work-out in den Tag. Wenn ich Sport mache, wird mein Kopf frei und ich kann klarer denken. Ich achte also gut auf meinen Geist und meinen Körper.

Sie haben als Tellerwäscher in Japan angefangen, heute gehören Sie zu den erfolgreichsten Gastronomen weltweit. Ihre wichtigste Lektion?

Nie aufzugeben, immer wieder aufzustehen und weiterzumachen. Selbst als ich mir einmal das Leben nehmen wollte, nachdem mein Restaurant niedergebrannt ist, kam ich aus dieser Krise gestärkt heraus. Rückschläge gehören zum Leben dazu, aber es geht irgendwie immer weiter. Das war wohl meine wichtigste Erkenntnis, das Leben wertzuschätzen, dankbar dafür zu sein, was man hat, auch Umwege in Kauf zu nehmen, aber nie aufzugeben.

Seit zehn Jahren gibt es Ihr «Matsuhisa La Coupole» im «Badrutt’s Palace». Wie verbringen Sie die Zeit, wenn Sie in St. Moritz sind?

Ich liebe die Atmosphäre in diesem historischen Hotel und nutze die Annehmlichkeiten des Hauses. Mein Team, das im Sommer auf Mykonos arbeitet, kommt jeden Winter gerne ins Engadin. Ich gehe auch in die Natur und geniesse Spaziergänge im Schnee. Und natürlich besuche ich andere Restaurants und probiere lokale Spezialitäten aus. Irgendwann werde selbst ich müde, nur meine eigenen Gerichte zu essen (lacht).

Ist es denkbar, dass Sie noch weitere Restaurants in der Schweiz eröffnen?

Ja, wir führen derzeit Gespräch mit Zürich und Genf. Es ist aber noch nichts spruchreif. Wenn wir ein neues Restaurant eröffnen, geht es nicht nur darum, eine geeignete Lokalität zu finden, das ist nie das Problem. Neueröffnungen machen nur Sinn, wenn wir genügend Personal haben, die dort arbeiten können.

Nobuyuki Matsuhisa

Als Sushi-Master Nobuyuki Matsuhisa mit Mitte zwanzig in die peruanische Hauptstadt Lima zieht, eröffnet er dort sein erstes Restaurant. Die Zeit in Südamerika hat Nobu’s weiteren Werdegang stark geprägt. Er beginnt, die peruanische in seine japanische Küche zu integrieren und entwickelt so nach und nach eine eigene kulinarische Handschrift. 1987 eröffnet er im noblen Beverly Hills sein erstes «Matsuhisa» – eine Erfolgsgeschichte nimmt seinen Lauf. Weltweit gibt es aktuell nur zehn «Matsuhisa» Restaurants an exklusiven Standorten, etwa in Aspen, Paris, München, Los Angeles und eben im Badrutt’s Palace in St. Moritz.


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Denise Muchenberger
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