Die »vier Musketiere«: Bruno Pilzer, Vittorio Capovilla, Guido Fini Zarri und Mario Pojer

Die »vier Musketiere«: Bruno Pilzer, Vittorio Capovilla, Guido Fini Zarri und Mario Pojer
© Mauro Fermariello

Qualitätsbrennerei: Brandy Italiano is back

Vier Brenner stellen ihren Sieben-Punkte-Katalog vor, mit dem der italienische Brandy wieder aus dem Schatten der Grappas hervortreten soll.

Vier Musketiere erwecken den italienischen Brandy aus dem Dornröschenschlaf. Vittorio Capovilla, Guido Fini Zarri, Bruno Pilzer und Mario Pojer haben sich zusammengetan, um diesem Urgestein der italienischen Destillier-Geschichte neues Leben einzuhauchen. Zurecht: Der italienische, handgemachte Brandy muss wiederentdeckt werden. Anderswo haben Cognac, Armagnac und Jerez klingende Namen und eine hohe Reputation, in Italien hingegen verstecken sich die Brandys immer noch hinter den Grappas.

Doch was ist italienischer Brandy? Es handelt sich hierbei um einen im Holzfass gelagerten Weinbrand. So weit so gut, und bis hierhin würde er sich nicht von den erhältlichen Massenprodukten unterscheiden. Der Handwerker passt sein Produkt nicht der Masse an wie die großen Industrien, sondern zieht seinen Geschmack und seine Produktidee von vorne bis hinten durch und hofft insgeheim, dass es dem Kenner schmeckt. Brandys, die mehr mit Likör vergleichbar sind als mit Weinbrand, sind für die vier Herren tabu. Um die Spreu klar vom Weizen zu trennen, wurde ein Sieben-Punkte-Katalog erstellt, der einen echten, handwerklich gefertigten italienischer Brandy ausmacht.

Die Identitätskarte

  • Hervorragendes und intaktes Ausgangsprodukt (Wein aus erstklassiger Traubenqualität)
  • Aufmerksame Begleitung der Gärung ohne Zugabe von Schwefeldioxid
  • Verwendung ausgewählter Brennblasen, welche im Stand sind, die Aromen auf delikate Art und Weise zu destillieren (Charentais oder Wasserbad)
  • Dem Destillat Zeit geben, im Holzfass zu reifen, bis zum Punkt an dem die Harmonie zwischen Aromen und Alkohol am Höchstpunkt angelangt ist (je nach Stil des einzelnen Brenners)
  • Keine Zugabe von künstlichen oder natürlichen Aromen
  • Keine Zugabe von Zucker oder Karamellzucker
  • Jegliche Manipulation vor Abfüllung muss vermieden werden, nur Filtration bei Raumtemperatur

Übrigens: Diese Regeln sind keine Limitierung und Uniformitätserklärung der vier Brenner, im Gegenteil. Jeder ihrer Brandys schmeckt anders, von floral über fruchtig bis getoastet. Die Handschrift des Brenners soll schließlich erkennbar bleiben. Hinzu kommt, dass Italien Heimat für unendlich viele Rebsorten ist, die potentiell gleichviele Brandy-Stile mit sich bringen könnten. Hier ist der letzte Schliff des Destillateurs gefragt, um seinem Brandy einen eigenen Stil zu geben. Idealer Grundwein für Brandy sind Trauben mit guten Säurewerten und niederem Alkohol. Hierzu eignet sich Trebbiano hervorragend, nicht umsonst auch in Frankreich als Ugni Blanc für den Cognac und Armagnac verwendet, sowie als AIren bei Jerez.

Funfact: Brandy ist die englische Abkürzung für »brandwine«, Branntwein, vom holländischen brande wijn, was so viel wie verbrannter Wein bedeutet, Weinbrand eben.

»Wein zu destillieren ist für uns Handwerk und Kunst, Erfahrung und Mut zum Experimentieren (und zum Scheitern), Herz und Verstand. Dieser Mix ist der Ursprung unserer handwerklichen Brandys«, schließt Mario Pojer ab.

Simon Staffler
Simon Staffler
Head Of Tastings Falstaff Italien
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