Reiskrise in Japan
Extreme Wetterbedingungen und Naturkatastrophen sorgen für steigende Preise und leere Supermarktregale.
Japan, ein Land, das seit Jahrhunderten auf Reis als Grundnahrungsmittel setzt, sieht sich aktuell mit einer Krise konfrontiert: Der Reis wird knapp. Diese Situation weckt nicht nur Besorgnis, sondern auch Erinnerungen an schwere Zeiten, insbesondere an die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, als Japan von Hungersnöten geplagt wurde.
Historischer Tiefstand bei Reisvorräten
Ende Juli veröffentlichte die japanische Regierung alarmierende Zahlen: Die Reisvorräte sind auf rund 1,56 Millionen Tonnen geschrumpft – der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1999. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Vorräte um 20 Prozent gesunken. Diese Entwicklung zeigt sich nicht nur in den leeren Regalen der Supermärkte, sondern auch in den rasant steigenden Preisen. Innerhalb des letzten Jahres sind die Preise für Reis um 18 Prozent gestiegen und erreichten damit ein 30-Jahre-Hoch.
Ein wesentlicher Grund für den Rückgang der Reisvorräte sind die extremen Wetterbedingungen des letzten Jahres. Japan verzeichnete 2023 den heißesten September seit Beginn der Aufzeichnungen vor 125 Jahren. Diese extremen Temperaturen, gepaart mit einem Mangel an Wasser, führten zu erheblichen Einbußen bei der Reisproduktion. Zusätzlich zu den klimatischen Herausforderungen wurde der Südwesten Japans Anfang August von einem größeren Erdbeben erschüttert. Kurz darauf gab ein neues Warnsystem bekannt, dass die Wahrscheinlichkeit eines weiteren starken Bebens gestiegen sei. Diese Warnung löste panische Hamsterkäufe aus, bei denen viele Japaner begannen, Lebensmittel zu horten – darunter auch Reis.
Tourismusboom verstärkt die Krise
Ein weiterer Faktor, der zur Reisknappheit beiträgt, ist der stark ansteigende Tourismus. Die japanische Regierung hat in den letzten Jahren den Tourismus als neuen Wachstumsmotor gefördert. Dank groß angelegter Kampagnen stieg die Zahl der Touristen von 6,2 Millionen im Jahr 2011 auf voraussichtlich 35 Millionen im Jahr 2024. Diese Besucher strömen nicht nur in die kulturellen Zentren Japans, sondern auch in die Restaurants, wo sie traditionelle Gerichte wie Sushi, Donburi und Reiskuchen bestellen.
Strukturelle Probleme in der Landwirtschaft
Die Krise offenbart auch tiefgreifende strukturelle Probleme in der japanischen Landwirtschaft. Eine alternde Bevölkerung und zunehmende Urbanisierung haben dazu geführt, dass immer weniger junge Menschen in der Landwirtschaft arbeiten möchten. Diese demografischen Veränderungen haben dazu geführt, dass viele Reisfelder aufgegeben wurden. Hinzu kommt, dass sich der Geschmack der japanischen Bevölkerung im Laufe der Jahre verändert hat. Immer mehr Japaner greifen zu Brot und Nudeln als Alternative zu Reis, was den Beruf des Reisbauer noch unattraktiver macht.
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