Der Himmel hängt voller Leuchten: Im Kölner »Augustin« setzt Eric Werner gutbürgerliche Küche auf die Karte.

Der Himmel hängt voller Leuchten: Im Kölner »Augustin« setzt Eric Werner gutbürgerliche Küche auf die Karte.
© Sophia Schillik

Restaurant »Augustin« eröffnet im Kölner Kunibertsviertel

Das zweite Restaurant von Spitzenkoch Eric Werner soll ein Gasthaus mit gutbürgerlicher, deutsch-französischer Küche für jeden Tag sein.

Ein zweites Restaurant hatte Eric Werner eigentlich nicht so schnell geplant, eine glückliche Fügung spielte dem Besitzer des »Astrein« dann aber eine Immobilie in die Hände, zu der er schlecht nein sagen konnte. Knapp 200 Quadratmeter fasst der denkmalgeschützte Gastraum im Erdgeschoss des ehemaligen Kolpinghauses in der Dagobertstraße, in dem der Sternegastronom am 1. November sein neues Restaurant »Augustin« eröffnet. Dazu kommt eine ruhig gelegene, großzügige Terrasse im Innenhof, die Werner bis 22 Uhr bespielen kann. Die Ecke gilt als kulinarisches Niemandsland. Eric Werner, von jeher Optimist, sieht das als große Chance, zumal das »Augustin« kein weiterer Sternetempel werden soll. Stattdessen will der Spitzenkoch die, wie er es nennt, »Schlemmschwelle der Leute senken«, mit einfachen, ehrlichen, frisch und sauber gekochten Gerichten wie Rinderkraftbrühe, Kalbsblanquette mit Wiesenchampignons, Rollmops von der Seezunge, Krabbensalat und Crème Caramel.

Auch wenn das Augustin sich damit, ähnlich wie sein großer Bruder, in der Welt der Klassiker bewegt: Ausrichtung und Ausgestaltung der Grundphilosophie orientieren sich eher am Brau- bzw. Gasthausfeeling, das der Kölner respektive die Kölnerin so liebt. Ganz bewusst führt der Eingang nicht durchs Hotel, das seit März zur Classik Hotel Collection gehört. Touristische Spots gibt es schließlich genug, das Augustin soll vor allem eine Lücke schließen, die in der Domstadt besonders klafft: Jene zwischen Fast Food und Fine Dining. Dass man sein Brot und Butter-Starterkit mit Premiumschinken oder seinen Seezungenrollmops mit 20 g Prunier Kaviar aus eigener Selektion upgraden kann, passt zu Werner und somit stimmig ins Konzept.

Persönliche Note 

Wer ihn kennt, wundert sich auch nicht, dass dieses in nur wenigen Monaten hochgezogen wurde. Zwar habe er sich durchaus Zeit bei der Entscheidung gelassen, der Umbau aber – neues Kühlhaus, neues Lager, neue Profiküche, neue Elektrik, neue Theke – sei dann aber doch recht zügig vonstatten gegangen. Wie auch im »Astrein« steckt hinter der Finanzierung kein Investor, hinter der Einrichtung kein Interior Designer. Werner und seine Frau Karin entscheiden und gestalten alles ganz allein. Entsprechend unkonventionell ist daher auch das Finetuning in Form zahlreicher von der Decke baumelnder Vintagelampen und -lüster, eigenhändig gesammelt und eigenwillig arrangiert. Sie bringen, wie auch der raumfüllende, ausdrucksstarke Blauton und die besondere Architektur, eine sehr persönliche Note in das weitläufige Parterre des Jahrhundertwendebaus, der bis zu seiner Eingliederung in die Hopper Hotelkette 1997 als eine Art Jugendgästehaus fungierte und wandernden Gesellen eine Grundversorgung bot.

Ob geschmorte Kalbshaxe mit Petersiliengremolata oder Hochzeitssuppe mit Flädle und Markklösschen auch als Grundversorgung durchgehen? Der Halve Hahn tut es ganz bestimmt. Sehr selbstverständlich hat Werner dieses Kneipengericht, kulinarisches Kulturgut der Domstadt, mit auf die Karte gepackt, erfreulicherweise nicht dekonstruiert, sondern in seiner ureigensten Form, nur eben mit richtig guten Zutaten. Schon dafür wird ihn so mancher Kölner lieben. Und für die Öffnungszeiten: Nur montags ist geschlossen, Sonntag Abend hat das Augustin auf.

Restaurant Augustin
Dagobertstraße 32
50668 Köln

Telefon: +49 221 95313354
augustin-restaurant.com

Sophia Schillik
Sophia Schillik
Journalistin und Fotografin
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