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Szenen einer Ehe: »KATE & KON« sorgten mit Guy Amiot et Fils für eindrucksvolles Event

Ein Winzer, nicht irgendeiner. Ein Hotel, nicht irgendeines. Ein Menü, nicht irgendeines. Ein Dorf in den Alpen, nicht irgendeines. Eine Nacherzählung eines außergewöhnlichen Abends, nicht irgendeine... eine Nacherzählung von Manfred Klimek.

Zuerst sind da die Winzer. Ihr Weingut heißt Guy Amiot et Fils und residiert in der Rue du Grand Puits 13 in zweitausendeinseinsneunzig (das ist die Postleitzahl) in Chassagne-Montrachet, Burgund, Frankreich. Adresse und Postleitzahl sind wichtig, wenn man einen Bittbrief schreiben will; einen Antrag sozusagen, Weine von diesem Weingut, diesem Winzer, diesem Glücksbringer, kaufen zu dürfen. Online geht das nämlich nicht, wie mir Fabrice Amiot auf seinem Iphone zeigt: »As you see this is not possible«, sagt er. Und grinst ein bisschen. Mehr in sich als außer sich.

Fabrice Amiot, der Außenminister und quasi Unternehmenssprecher des Weinguts, der selbstredend auch Wein keltern kann, diese Arbeit aber seinen Bruder überlässt, der weniger gern in Flugzeuge steigt und um die Welt jettet; dieser Fabrice Amiot strahlt das aus, was französische Winzer, die es geschafft haben, gerne ausstrahlen: Gelassenheit statt Arroganz, Zugewandtheit statt Überhöhung. Aber dann auch das Wissen, mit dem eigenen Wein etwas singulär Besonderes unter all dem Besonderen zu keltern; etwas, das die ganze Welt dringend will: eine Nachfrage, die das Weingut selbstredend nicht beantworten kann.

Die Postleitzahl ist – wie vorhin erwähnt – wichtig, wenn man Fabrice Amiot einen Brief schreiben will. Amiot wird aber, wie immer, auf seine Importeure verweisen, die, wie bei jedem exzellenten Weingut, weltweit nur wenige sind. Mehr braucht es auch nicht für den begehrten Saft, der aus Trauben von nur 12 Hektar Land gekeltert wird. Und von diesen Trauben werden letztlich nur etwas mehr als 40.000 Flaschen abgefüllt und auf den Markt gebracht. Von wo sie schnell in die Keller der Gastronomen und Weinenthusiasten verfrachtet werden, um dort auf den geeigneten Augenblick ihres Entkorkens zu warten.

Einer dieser exklusiven und handverlesenen Importeure Guy Amiots ist »KATE & KON«, die personell wohl jüngste Firma im europaweiten Weinhandel, deren Akteure und Hauptdarsteller, Katharina, Florian und Konstantin Wolf, jedoch über eine Expertise verfügen, die wir anderswo oft vergeblich suchen. Das hat alleine nur einen Grund: Die Familie Wolf handelt schon in zweiter Genration, und meist auch exklusiv, mit ein paar, ach was, mit vielen der besten Weine der Welt.

Exquisite Kulinarik in idyllischer Umgebung

»KATE & KON« luden am Abend des siebenten Dezembers zu einem Dinner im Hotel Burgvital-Resort der Familie Lucian in Oberlech ein. Oberlech ist jener Dorfteil von Lech am Arlberg, der am Westhang rund 200 Meter über dem Kerndorf liegt. Doch oft, vor allem im Winter, ist dieses Oberlech nur mit der Gondelbahn erreichbar - frei und geräuschlos an einem Seil schwebend. So auch diesmal. Geräuschlos eingeschwebt und nach einem Glas Andechser Bier an der Bar, ging es, vorbei am hauseigenen, mehrfach ausgezeichneten Gourmetrestaurant »Griggeler Stuba« in schöne, modern holzverkleidete Räumlichkeiten, die direkt an eine finalisierende Küchenzeile angeschlossen waren – paradiesisch kurze Wege im kulinarischen Paradies.

Dort servierte Küchenchef Sebastian Jakob aus Paderborn, im westlichsten Norden Deutschlands, eine exakt auf die Weine abgestimmte, moderne Hochkulinarik, wie man sie in den Bergen zwar immer öfter, aber immer noch zu selten genießen kann. Etwa die Kombinationen Jakobsbuschel/Grüne Papaya/Tamarind – von der man gerne ein Kilo gegessen hätte. Oder Tristan Languste/Weiße Aubergine/Ingwer/Krustentierjus. Oder, weil die Zeit dafür die beste ist: Weiße Trüffel/Kartoffel/Schwarzkohl/Roscoff.

Auch bemerkenswert, dass zwei gewichtige Bestandteile der Kuliarik vom Weinimporteur »KATE & KON« mitgebracht wurden. Der Gold-Selection-Caviar (in der Kombination mit schwarzem Knoblauch, Yuzu und Shitake) und der so genannte Atterox, ein von geschmacksbringenden und im Fleisch dann aufgelösten Fett durchzogenes Filet von Bauern und Metzgern aus der Region Salzburg und Niederbayern (in der Kombination Edamame, Buchenpilz und Sanchopfeffer). Wieder gut erkennbar: Ohne grandiose Grundprodukte keine grandiose Küche. Und dann Amiot. Der Guy & die Fils, vertreten von Frederic Amiot, der, ohne groß aufzufallen, in der Runde Platz nahm. Die flüssige Vorspeise: ein Blanc-de-Blancs aus der Magnum von Pierre Peters, Champagner der Sonderklasse, Klassik gepaart mit modernem Kelter-Mumm = wunderbare Individualität, flüssiger Stoff, den man nicht alle Tage trinkt.

Flüssige Perfektion

Flüssiger Stoff, den man nicht alle Tage trinkt, noch dazu nur aus Magnumflaschen, das waren auch alle Weine von Amiot in den sorgsam und intellektuell zusammengestellten Flights. Etwa die Chassagne-Montrachet blanc 1er Cru Les Vergers aus 2007, 2013 und 2017 (Durchschnittsalter der Reben: 60 Jahre), die gleich ein Fass aufmachten; nämlich jenes, dass die Leute von Amiot in durchwachsenen Jahren gleich große, oft sogar verblüffend interessante Weine keltern so wie sie das auch und selbstverständlich in guten oder brillanten Jahren tun. Wahrscheinlich ist diese Erkenntnis sogar die Wesentlichste dieser Verkostung: bei Amiot gibt es keinen schlechten Jahrgang! Der 2007er, ein Dufttraum an Akazienhonig, Quitte und auch Marille, war ein sensationeller Beweis dafür, wie frisch Wein in Magnumflaschen bleibt, wie langsam er reift. Hätte Frederic Amiot gesagt, dieser Wein wäre aus 2018, so wäre das glaubwürdig rübergekommen.

Weiter ging es mit den Chassagne-Montrachet blanc 1er Cru Clos Saint Jean 2010, 2014 und 2017 (45 Jahre alte Rebstöcke) und 1er Cru Les Caillerets 2007, 2009, 2010 (65-90 Jahre alte Rebstöcke): sechs Chardonnay, die fortführten, wo die uns die Les Vergers positiv gestimmt zurückließen. Zwei besondere Ausnahmeweine unter diesen sechs Singulärweinen waren der 2017er Clos Saint Jean, ein schmeckbarer Vertreter großer Kelterkunst, in dem gewichtige Mineralität (Primärkalk & Muschelkalk) mit dem perfektem Einsatz von Holz (wie alle weißen Amiot 20 Monate im moderat getoasteten Barrique herangereift) und einer enormen, kühlen Fruchtbalance zusammenfanden, sowie der 2009er Les Caillerets, ein Wein aus einem wirklich warmen Jahr, der aber sowas von cool-climate ist, dass man vor dem Winzer nur den Hut ziehen kann, wie brillant er hier vermieden hat, die oftmalige Banalität, die hervorragende Weine aus hervorragenden Jahren manchmal mit sich bringen, hier nicht mal eine Sekunde anklingen lässt. Großes Keltern heißt, vor allem in großen Jahrgängen, für Jahrzehnte zu keltern; großes Keltern heißt, sich vorstellen zu können, wie großer Wein in zwanzig und mehr Jahren noch größer schmeckt.

Der vierte Flight kannte nur die Gegend auf der anderen Seite der Rue National, die Gegend namens Puligny-Montrachet. Und Fabrice Amiot brachte drei Magnum der 1er-Cru-Lage Les Demoiselles (die Jahrgänge 2011, 2012 und 2013) mit, die eindrucksvoll verdeutlichten, wie »über die Straße« auch »in einer anderen Welt« bedeuten kann. 2011 war ein glanzvoller Eindruck, wie perfektes Toasting riechen und schmecken kann, 2012 wieder zeigte die unterschiedlichen Salze der Mineralität mehr als deutlich und 2013 war das, was man als ultimative Perfektion gelten lassen muss. Eindrucksvoll.

Noch eindrucksvoller, soweit das überhaupt noch möglich war, der fünfte Flight: die drei Grand Cru Le Montrachet aus 2012, 2013 und 2017. Hält diese weltberühmte legendäre Lage, was ihr Name und der Name der Winzerfamilie versprechen? Aber Hallo! Wer über Weißwein in Perfektion spricht, wer die Ehe von Terroir, Frucht und Fasskultur im Wort führt, der muss diese drei Weine einmal im Leben verkostet oder getrunken haben. Denn diese Weine sind Szenen einer Ehe, die lang und glücklich war, die lang und glücklich währt und die lang und glücklich sein wird. Ein Himmelreich! Zum Finale gab es dann noch den roten Chassagne-Montrachet 1er Cru Clos Saint Jean 2008 aus der Jeroboam. Ein Wein, der zwei Sachen klar macht. Erstens: Große Gebinde halten Wein unfassbar jung - dieser hier hält in der Jeroboam bei sachgerechter Lagerung sicher 50 Jahre und mehr (und das ist die geringe Schätzung). Und zweitens: Bei Guy Amiot & Fils kann man nicht nur singulär grandiose Chardonnay, sondern auch wunderbare Pinot Noir.

Diese aber sind wieder eine andere, eine neue, eine ähnlich Herz- und Seel ergreifende Geschichte.


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Manfred Klimek
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