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Weinnation USA: Best of Napa Valley

Das vergleichsweise kleine, aber sehr dynamische Anbaugebiet ist Motor und Synonym für amerikanische Weinkultur.

Knapp über eine Stunde muss man von San Francisco aus fahren, um in dieses einzigartige Tal zu gelangen. Es erstreckt sich von der Stadt Napa im Süden über Yountville, Oakville, Rutherford und St. Helena bis nach Calistoga im Norden. Auf beiden Seiten ist das Tal von hohen, bewaldeten und überraschend wilden Bergen eingerahmt; im Osten halten die Vacas Mountains die Hitze des Landesinneren zurück, während die Mayacamas Mountains im Westen den kühlen Einfluss des Pazifiks mindern. Dazwischen liegt ein kleines Paradies, 48 Kilometer lang und nur acht Kilometer breit.

Sorten-Spektrum

Die 17.891 Hektar sind in 16 AVA (»American Vinicultural Areas«, die behördliche Einteilung) unterteilt. Cabernet Sauvignon steht mit 9856 Hektar an erster Stelle, gefolgt von 2472 Hektar Chardonnay und 1705 Hektar Merlot. Daneben gibt es Pinot Noir, Sauvignon Blanc und Zinfandel. St. Helena gilt als der wärmste Ort im Tal, während das zum Pazifik hin offenere südliche Tal mit der Carneros AVA die kühlste Gegend ist – dort zum Beispiel ist Pinot Noir zuhause. Die Böden sind hier auch besonders: In der Talsohle gibt es kiesige, lehmige Flussablagerungen, die sich schnell erwärmen und Cabernet Sauvignons von Weltklasse hervorbringen: vollmundig, mit dichten, reifen, feinen Tanninen. Die Cabernets der Weinberge in den Hügeln haben eine andere, festere Tanninstruktur und oft eine Aromatik, die auch von Nadelgehölz und duftendem Gestrüpp geprägt ist, ähnlich wie die Garrigue in Rhôneweinen.

Zwischen Berg und Tal

Es ist absolut empfehlenswert, die Weingüter in den Bergen zu besuchen – nach ein paar Metern auf den kurvigen Kieswegen spürt man das wirkliche, rohe und wilde Kalifornien, weitab von klimatisierten Tasting Rooms. Die Unterschiede zwischen Berg und Tal in den Weinen zu erkunden, ist eine Freude. Die Weine besitzen auch viel mehr Nuance, als ihnen oft zugesprochen wird. Sie sind teuer und oft auch gewaltig in ihrem Ausdruck – mit Flaschenreife jedoch erlangen sie unglaubliche Eleganz und Strahlkraft. Es ist bemerkenswert, dass gerade einmal vier Prozent der kalifornischen Weinproduktion aus diesem Tal stammen, wo es 475 Weingüter gibt – 95 Prozent davon in Familienhand. Da das Tal klein ist, lässt es sich leicht erkunden, Weintourismus wurde hier sozusagen erfunden. Nur die exklusivsten Weingüter verschließen sich Besuchern, die meisten empfangen Gäste auf professionellste Weise, mit buchbaren Verkostungspaketen zu leistungsgerechten Preisen, die einem einen wirklichen Einblick in die Weinstile ermöglichen. Daneben gibt es Restaurants, Hotels und imposante, manchmal sogar verrückte Weingutsarchitektur.

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Erschienen in
Falstaff Nr. 03/2022

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Anne Krebiehl MW
Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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