Das Weingut Bender sucht nach Interessenten für eine vinophile Genossenschaft.

Das Weingut Bender sucht nach Interessenten für eine vinophile Genossenschaft.
© Wolfgang Bender

Winzer plant Umwandlung des Familienbetriebs in Genossenschaft

Von Corona finanziell in die Enge getrieben, beschreitet das Weingut Bender in Bissersheim neue Wege bei der Finanzierung.

Wolfgang Bender, 32 Jahre alt, ist Winzer in Bissersheim in der Pfalz. Vor zehn Jahren übernahm er, noch sehr jung, nach einer schweren Erkrankung seines Vaters den elterlichen Weinbau – einen klassischen Familienbetrieb mit 13 Hektar Reben, die der junge Winzer als vierte Generation seiner Familie bewirtschaftet.

Nun denkt Bender über einen Schritt nach, der im deutschen Weinbau bislang einmalig sein dürfte: Zur Stärkung der finanziellen Position des Weinguts möchte er dieses in eine Genossenschaft umwandeln: »De facto enteigne ich mich selbst und werde mein gesamtes Eigentum in die Genossenschaft einbringen.«

Genossenschaft für gleichgesinnte Weinfreunde

Die Genossenschaft soll nun jedoch gerade keine Winzergenossensschaft werden, sondern eine Genossenschaft gleichgesinnter Weinfreunde. Sie wird so konstruiert sein, dass möglichst viele Privatpersonen Anteile à 600 Euro zeichnen können. Dieses Kapital soll dann »gebunden« bleiben: das heißt, Gewinne werden nicht ausgezahlt, sondern verbleiben für Investitionen im Betrieb. »Wenn ich eine Verzinsung anbieten würde, dann könnte ich auch gleich Geld bei der Bank aufnehmen«, so Bender. »Aber ich setze lieber eine neue Trockenmauer, als Gewinn auszuschütten.«

Ein ähnliches Prinzip des »Verantwortungseigentums« sieht Bender bereits bei Firmen wie Bosch, Zeiss oder Alnatura verwirklicht. Im künftigen Weinbaubetrieb wird es überdies so sein, dass nur Mitarbeiter des Unternehmens stimmberechtigt sein sollen. Genossenschaftsmitglieder ohne Stimmrecht werden andere Privilegien besitzen, so wird beispielsweise eine Ferienwohnung auf dem Weingut eingerichtet werden, und natürlich wird es auch Sonderkonditionen zum Bezug der Weine geben.

»Es geht nicht um Sozialromantik, sondern darum, einen Betrieb aufzubauen, der nicht unter finanziellen Zwängen steht, die seine Bewirtschaftung behindern«
Wolfgang Bender

Als Zeitrahmen für die Verwirklichung seines Plans nennt Bender die »nächsten Monate«. Bereits seit einem halben Jahr stehe er im Austausch mit dem Genossenschaftsverband, um die Satzung zu fassen. Aus einem Crowdfunding auf der Platform startnext, mit deren Hilfe der Jungwinzer Anfang des Jahres seine Corona-bedingten Einbußen kompensieren konnte, hat Bender bereits mehrere hundert Interessenten für die Genossenschaftsgründung gewonnen. Sein Ziel wären 2000 Mitglieder. Auf der Website des Weinguts kann man bereits unter dem Titel »eG in Gründung« einen Sechser-Probekarton Wein bestellen, dem der Satzungsentwurf beiliegt.

Zum Probierpaket: wolfgangsweine.de

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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