Aufgetischt: Neue »Labstelle« für nachhaltigen Genuss

Abseits des Trubels hat im ersten Bezirk ein Restaurant eröffnet, das sich der modern interpretierten heimischen Küche verschrieben hat.

Samstagnachmittag in der Wiener Innenstadt: Zwischen Touristengruppen und Shoppingwütigen (Ach ja, Sommerschlussverkauf!) bahnt man sich den Weg über den Stephansplatz Richtung Lugeck. Dort, in einem neu geschaffenen Durchgang parallel zu jenem, in dem man den berühmten Schnitzeltempel der Familie Figlmüller findet, hat seit kurzem das Restaurant »Labstelle« geöffnet. Der Ex-Banker Thomas Hahn hat sich hier verwirklicht und eine wahre Oase inmitten des sonst etwas anstrengenden Stadtzentrums geschaffen. Für den kulinarischen Aspekt des Konglomerats aus Bar (45 Sitzplätze), Restaurant (70 Plätze) und Gastgarten (60 Plätze) ist Kristijan Bacvanin verantwortlich. »Für mich ist es eine spannende Herausforderung, traditionelle österreichische Gerichte immer wieder aufs Neue kreativ auf den Kopf zu stellen«, beschreibt der Küchenchef seine Ambitionen.

Offenlegung
Betritt man den dezent begrünten und mit schicken, aber zurückhaltenden Möbeln eingerichteten Gastgarten, fühlt man sich sofort entspannt (auch das Interieur des Restaurants ist charmant-unaufdringlich, aber gemütlich) – erstaunlich ruhig ist es hier, abgesehen von den chilligen 20's-Sounds, die irgendwie passen. Beim Blick in die Karte wird klar: Die Offenlegungspflicht, die man aus der Politik kennt, wird auch hier ernst genommen. Eine Liste aller Lieferanten veranschaulicht, dass hier größter Wert auf Regionales bzw. Saisonales gelegt wird. Die Forellen kommen vom Wagramer Franz Hengl, der Schinken aus der Wiener Traditionsmanufaktur Thum und das Gemüse von der Wiener Gärtnerei Bach, um nur einige zu nennen. Die Weinkarte ist klein, durchaus prominent besetzt und dem ersten Bezirk entsprechend kalkuliert – auch die Saftkarte kann sich sehen lassen. 

homas Hahn wechselte vom Banken-Business in die Gastronomie / © LabstelleThomas Hahn wechselte vom Banken-Business in die Gastronomie / © LabstelleDessertkreation aus Topfen und Himbeeren / © Falstaff, TopitschnigDessertkreation aus Topfen und Himbeeren / © Falstaff, Topitschnig

Mit/ohne Schnickschnack
Wir wollen uns überraschen lassen und entscheiden uns für das Drei-Gänge-Menü »mit Schnickschnack« –  auf Nachfrage vom aufmerksamen Kellner als »modern interpretiert und mit etwas ausgefalleneren Zutaten« erklärt –, das hier um 33 Euro angeboten wird (ohne Schnickschnack € 28,–; fünf Gänge mit Schnickschnack kommen auf € 49,–). Bevor es losgeht bekommen wir noch eine Variation von frischem, selbst gebackenem Brot serviert, hauseigene Butter inklusive – bereits an dem hätten wir uns satt essen können. Das Menü startet dann mit einer etwas sparsam portionierten Variation aus gebeiztem Waller mit am Gaumen zart schmelzenden Mangalitzaspeck und Karotte – eine feine Kombination. Danach kosten wir beim Gegenüber eine intensiv grüne, wunderbar aromatische Brennesselsuppe mit Pilztartar und gebackenem Wachtelei (€ 4,80), die im Kännchen serviert wird.  Weiter geht's im Menü mit einem Kalbshaxerl mit Pastinake und Erbse, Mangold und Kräuterseitlingen – gut abgestimmt, die Pilze genau auf den Punkt, das Fleisch zart geschmort – so schmeckt die neue Bodenständigkeit! Das süße Menüfinale findet dann in Form einer detailverliebt angerichteten Kombination aus Himbeere und Topfen statt. Kleine Topfenküchlein gesellen sich da zu einer frischen Topfencreme, dazu frische Früchte, Himbeerpüree und ein richtig gutes Himbeereis, garniert mit essbaren Blüten – im Gesamten nicht zu süß und herrlich erfrischend. Die Begleitung bestellt Schneenockerl (€ 5,80) das von einer etwas zu rum-lastigen Vanillesauce und ebenfalls herrlichem Himbeereis begleitet wird.

Unser Fazit
Was sich in Zeiten wie diesen so viele auf die Fahnen heften, nämlich Traditionelles mit Modernem zu vereinen, passiert hier auf eine angenehm unaufgeregte Art und Weise. Ein stimmiges Konzept mit ansprechender Küche und charmantem Service.

www.labstelle.at

(Marion Topitschnig)

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