Aufgetischt: »Prost Mahlzeit« mit Fragezeichen

Vorarlberg im Titel, Mittelmeer auf dem Teller – Das Wiener Badeschiff wird neu bespielt.

»Prost Mahlzeit« steht in großen Tafeln vor der Gangway zum Badeschiff am Wiener Donaukanal. Das »Tonstube«-Kollektiv, das auch für das Konzept »Ludwig & Adele« verantwortlich zeichet, hat die komplette Gastronomie übernommen und führt diese nun mit dem Zusatz »& a guat's Nächtle am Badeschiff« als Reminiszenz auf die Vorarlberger Herkunft der neuen Pächter.

Das Ländle liegt am Mittelmeer
Wer nun aber denkt, am Badeschiff gäbe es nun zünftige Hausmannskost, eventuell mit einem jungen, modernen Twist – wie es der Name vermuten lässt –, der wird spätestens bei einem Blick in die Karte eines Besseren belehrt. »Unsere Linie bietet mediterrane Fischküche«, teilt uns das sehr freundliche und aufmerksame Service auch gleich zu Beginn mit. Gut, Schiff und Fisch, das ist ja nicht soweit hergeholt – der Witz mit dem Ländle dürfte aber wohl eher zu Missverständnissen führen.

Luft nach oben
Wir starten mit einer Tomaten-Fenchel-Suppe mit Oliventascherl-Einlage (€ 4,50). Die Suppe mit feiner Säure und fruchtiger Tomate zeugt von solider Kochkunst, der Oktopus-Salat (€ 8,90 als Vorspeisenportion) – aufwändig drapiert ist er optisch ein Genuss – bzw. der gut gebratene Tentakel hingegen ist leider versalzen und der Salat im hübschen Töpfchen erinnert angesichts der Konsistenz eher an ein lauwarmes Ragout. Zur Hauptspeise probieren wir die hausgemachten Ricotta Ravioli mit Paprika süß-sauer und Brennnesselschaum (€ 12,90), die noch die eine oder andere Minute im Wasser vertragen hätten und den Garnelen Burger »Prost Mahlzeit« (€ 12,70) – das Garnelen-Laibchen geriet etwas trocken und der begleitende Cole Slaw hatte leider schon ein leichtes Kühlschrankaroma angenommen. Unser Fazit: Die Küche arbeitet durchaus inspiriert, der letzte Schliff fehlt den Gerichten allerdings noch.

Die Speisen (v.l.): Tomaten-Fenchel-Suppe, Oktopus-Salat, Garnelen-Burge rund Ricotta-Ravioli / © Falstaff, TopitschnigDie Speisen (v.l.): Tomaten-Fenchel-Suppe, Oktopus-Salat, Garnelen-Burge rund Ricotta-Ravioli / © Falstaff, Topitschnig

An den langen Tafeln sollte mediterrane Stimmung aufkommen, beim Essen sollte auch die soziale Komponente (Gerichte teilen) eine ROlle spielen / © Falstaff, TopitschnigAn den langen Tafeln kann mediterrane Stimmung aufkommen, beim Essen sollte auch die soziale Komponente (Gerichte teilen) eine Rolle spielen / © Falstaff, Topitschnig

Optisch aufgewertet
Neben Name und Konzept hat sich auch das Interieur geändert – sehr zum Positiven, wie wir finden. Viel habe man selbst gemacht, wird uns erklärt. Die Bänke und Tische aus gemütlich-rustikalem Holz, frische Blumen auf dem Tisch, alte Weinkisten als Raumtrenner, ein netter kleiner Barbereich – Wohlfühl-Ambiente im Shabby Chic. Die Weinkarte ist überschaubar und hält abgesehen von der eigenen »Prost Mahlzeit«-Edition (coming soon, leider!) keine Überraschungen parat. Die glasweise Kalkulation lässt erahnen, dass man hier wohl lieber gleich die ganze Flasche verkaufen möchte.

Pläne fürs Sonnendeck
Ob das Konzept des Restaurants gerade in der kulinarisch immer bunteren Gegend am Donaukanal aufgehen wird, bleibt fraglich. Vielversprechender klingt da schon, was das Kollektiv am Sonnendeck vor hat: Hier wird demnächst eine Grillstation für Spieße installiert, die man nach eigenem Gusto zusammenstellen kann. Als Snack für zwischendurch, etwa für die Mittagspause, wird es zudem ein individuell kombinierbares Salat-Angebot – auch als Take-Away – geben. Das Restaurant selbst auch im Winter geöffnet zu halten – wie uns eine Mitarbeiterin erzählt – finden wir mutig, denn bereits an einem verregneten Frühsommertag zieht es nur eine Handvoll Gäste aufs Schiff, das an diesem Tag mit Heizstrahlern gewärmt wurde. Aber jetzt kommt ja hoffenltich doch irgendwann einmal der Sommer und das Sonnendeck darf seinem Namen gerecht werden.

INFO
Prost Mahlzeit

Badeschiff am Donaukanal, Abgang Aspernbrücke, 1010 Wien
Öffnungszeiten:täglich 8-1 Uhr (Küche im Restaurant gibt's ab 18 Uhr, wie wir bei unserer Reservierung erfragt haben)
prostmahlzeit.wien

(von Marion Topitschnig)

Marion Topitschnig
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