Aufgetischt: Das »Kleine Restaurant« im Warmbaderhof

Das Schicksal von Hotelrestaurants: großartige Küchenleistung bekommt viel zu wenig Beachtung.

Der Name des »Kleinen Restaurants« ist durchaus stimmig, wenn man die Anzahl der Sitzplätze meint, es gibt nämlich nur 18. Er passt aber nicht, wenn man ihn auf die Küche bezieht, denn die ist alles andere als klein. Es könnte aber auch »Verstecktes Restaurant« heißen, denn Nicht-Hotelgäste müssen schon sehr gezielt danach suchen, um in den Genuss der Kreationen von Küchenchef Jürgen Perlinger zu kommen. An der Qualität der Küche liegt es jedenfalls nicht, dass das »Kleine Restaurant«, das es immerhin schon seit einem Vierteljahrhundert gibt, noch immer viel zu wenig bekannt ist. Der gebürtige Kärntner Perlinger ist für die Kulinarik im gesamten Hotel verantwortlich, sein Herzblut liegt aber im Fine Dining, bei dem er all seine Kreativität ausspielen kann. In einem derart großen Betrieb ist der Koch nur so gut wie sein Team. Das setzt seine Philiosophie aber überzeugend um, denn bei unserem Besuch war Souschef Valentin Petelin allein verantwortlich und lieferte eine beeindruckende Leistung ab.

Belegte Brote als Highlight
Die clever zusammengestellte Speisekarte setzt stets dreierlei Schwerpunkte:  leichte und »gesunde« Küche, saisonale und regionale Gerichte sowie österreichische Klassiker, weil Tafelspitz und Wiener Schnitzel dürfen nicht fehlen. Die Preisgestaltung ist für die gebotene Qualität durchaus gästefreundlich, denn ein dreigängiges Menü mit Suppe kommt auf 42 bis 47 Euro. Besonders gelungen war das »Belegte Brot mal anders« – eine überraschende Komposition aus Kalbsbries und Garnelen, gebettet auf selbst gebackenem Brot (28 Euro). Aber auch der rosa Rücken vom Weidelamm mit geschichteter Marille und Schafskäse-Mille feuille (14 Euro). Gekonnte Umsetzung und perfekte Produktqualität gab es auch bei »Dreierlei von Eierschwammerl und Herrenpilz« mit Carpaccio, Tartar und Mousse (15 Euro). Das eingestreute Cuba-Libre-Sorbet war allerdings keine geschmackliche Sensation und war mangels Säure auch wenig erfrischend.

Patisserie mon Cherie
Das Dessert ist wieder ein eigenes Kapitel. Die Konditorei und die hauseigene Patisserie unter der Regie von Konditormeisterin Michaela Neumayr sind in ganz Kärnten berühmt und fast schon legendär. Entsprechend hoch waren die Erwartungen beim süßen Finale. Sie wurden nicht enttäuscht. Die geschmacklich fein nuancierten Kompositionen sind filigran angerichtet und wirken aufgrund ihrer Finesse auch nach mehreren Gängen alles andere als sättigend. Neumayr pflegt eine traditionelle Patisserie-Kultur, die perfekt zu einem Hotel wie dem Warmbaderhof passt und uns in dieser Perfektion allemal lieber ist als experimentelle Dessertkreationen, die mehr durch das Überraschungsmoment punkten als mit Geschmack.

Ab sofort gibt es übrigens das Oktobermenü mit Spezialitäten von Kärntner Ochsen vom Ofnerhof, die auf 1.200 Metern auf der Gerlitze gehalten werden.

Das »Kleine Restaurant« im Falstaff Restaurantguide

Kleines Restaurant im Warmbaderhof
Kadischenallee 22-24
9504 Villach-Warmbad
www.warmbaderhof.com

(von Bernhard Degen)

Bernhard Degen
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