Saumur mit dem markanten Schloss ist eines der Crémantzentren an der Loir.

Saumur mit dem markanten Schloss ist eines der Crémantzentren an der Loir.
© Tim Graham / robertharding / picturedesk.com

Best of: Prickelnde Crémant-Erlebnisse

Die facettenreiche Vielfalt aus den unterschiedlichen Anbauregionen – vom Süden Frankreichs über Burgund, das Elsass, die Loire bis nach Luxemburg – ist das Erfolgsrezept der Crémants. Unzählige Interpretationen unterschiedlicher Lagen und Rebsorten, der in der traditionellen Methode hergestellten Schaumweine, begeistern ein breites Publikum.

Pittoresk zwischen Wäldern, Weinbergen und den hügeligen Ausläufern der Alpen liegt das kleine Weinbaugebiet Jura. Die einzigartigen Kalkböden, die Höhenlagen und die vielen Sonnenstunden der Region bringen nicht nur charaktervolle Stillweine, sondern auch geschmacklich eigenständige Crémants hervor. Es sind Kleinode aus den Rebsorten Chardonnay, Pinot Noir und Trousseau. Sie werden auf nur 480 Hektar Rebfläche angebaut.

Einer der vielen kleinen Crémantproduzenten ist Benoit Moulin von der Domaine Clos de Grives. Die vier Hektar große, biologisch wirtschaftende Domaine liegt nördlich der Hauptstadt des Jura Long-le Saunier. »Hier auf circa 330 Höhenmetern reifen die mineralisch geprägten Chardonnays für die Crémants,« erläutert er. »Die Natur hat mir durch die Kalkböden und die Höhenlage ideale Voraussetzungen geschenkt. Dadurch erreiche ich die Frische und Finesse, die durch das 30-monatige Hefelager zusätzlich unterstützt wird«, erklärt er begeistert. Genau diese Intention spiegelt sich in der Verkostung seines Crémant wider.

Ähnlich wie das Jura setzt auch die kleinste Weinregion Savoie – mit der außergewöhnlichen Höhenlage von 700 Metern – auf Eigenständigkeit durch die autochthonen Rebsorten Altesse und Jacquère. Diese müssen in den Crémants einen Mindestanteil von 60 Prozent aufweisen. Erfreulich, dass mittlerweile auch eine kleine Menge dieser Raritäten-Crémants ihren Weg in die deutschsprachigen Regionen findet. Auch das kleine Anbaugebiet Limoux profitiert von den Höhenlagen bis zu 400 Metern sowie den mediterranen und ozeanischen Klimaeinflüssen. Die größte Winzergenossenschaft Sieur d’Arques gibt hier den Ton an und liefert seit vielen Jahren gleichmäßig gute Qualität.

Elsass

Im nördlich gelegenen Elsass, der größten Crémant-Anbaufläche Frankreichs, zeigt sich auch in diesem Jahr eine dynamische Vielfalt von großen und familiengeführten Produzenten. Bei dem Familienbetrieb Domaine Ansen setzt man auf Einzellagen. »Für mich gibt es keinen guten Crémant ohne großes Terroir.«, erläutert überzeugend der biologisch arbeitende Daniel Ansen. Der Winzer ist lange durch die internationale Weinwelt gereist, war in den USA und in Australien. Heute besinnt er sich auf die Wurzeln seiner Herkunft, das Elsass. »Als ich 2013 die neun Hektar Weinberge übernommen habe, wollte ich nicht nur das elterliche Erbe, sondern auch das historisch gewachsene Erbe meiner Weinregion und ihrer alten Weinberganlagen fortführen.«

Genau dies zeigt sein Lagencrémant »Lieu-dit Struch« aus Auxerrois und Pinot Noir. Der mineralische Ausdruck aus dem Muschelkalkboden, minimale Eingriffe im Ausbau und das lange Hefelager prägen seine Charakterstärke. Bemerkenswert, dass Ansen seit Jahren seinen Weinen keinen Schwefel mehr zusetzt. Der Global-Player Arthur Metz, einer der größten Schaumweinproduzenten der Region, setzt nicht nur auf Quantität, sondern auch auf ein qualitätsbewusstes Premiumsegment. Die verkostete Lagencuvée »Schieferberg« spiegelt die mineralisch geprägte Bodenunterlage aus Blauschiefer markant wider. Der gleichnamige Weinberg in Steillage liegt westlich von Marlenheim im nördlichen Elsass.

BURGUND

In Burgund wurde die geschützte Herkunftsbezeichnung »Crémant« erstmalig 1975 festgelegt. In der Nummer zwei unter den acht Anbaugebieten zeigen sich ähnliche Bestrebungen, die Herkunft hervorzuheben. Eines der großen Handelshäuser, Louis Bouillot, hat neben dem Sortiment für den alltäglichen, vielseitigen Genuss auch Perlen aus Einzellagen für sich entdeckt. Gerade im Burgund mit seinen traditionellen Rebsorten Chardonnay und Pinot Noir ist die Einzelparzelle bei den Stillweinen ein bedeutendes Qualitätsmerkmal. Auch bei den Schaumweinen besinnt man sich hier auf die regionale Lagenherkunft.

Außergewöhnlich und erwähnenswert ist die Lagencuvée »Les Lavots« von Louis Bouillot, die nicht aus traditionellen Kalkböden, sondern von einer Parzelle mit Lavagestein stammt. Dieses bemerkenswerte Terroir grenzt im westlichen Burgund in Mosleme an die Champagne an. Aufgrund der Struktur und Größe der familiengeführten Betriebe wie Agnes Paquet aus Auxey-Duresses oder Paul Choullet aus Savigny-lès-Beaune, stehen bei kleinen Produktionen nicht die Einzellage, sondern Individualität und jahrgangstypische Merkmale der Cuvées im Vordergrund.

LOIRE

Im nördlichen Frankreich werden die Schaumweine des Val de Loire durch die unterschiedliche geographische Lage, das atlantische bis halbkontinentale Klima und die unzähligen Bodenformationen geprägt. Der Chenin Blanc, der Star unter den Rebsorten, sorgt zusätzlich für ein nuancenreiches geschmackliches Spektrum. Neben der geschützten Ursprungsbezeichnung Crémant de la Loire zählen auch die AOP Saumur, Vouvray und Anjou zu den »Fines Bulles de la Loire«.

In diesem Jahr bestimmen bei den Einreichungen von der Loire marktbeherrschende, international bekannte Marken wie Ackerman, Gratien-Meyer, Langlois-Chateau oder Bouvet Ladubay die Verkostung. Sie alle eint eine lange Schaumweintradition, die teils bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts reicht. Die immer in der Magnum ausgebaute Cuvée Ogmius 2015 von Bouvet-Ladubay konnte wie in den vergangenen Jahren mit Vollmundigkeit und Komplexität im vorderen Rang punkten. Der Exportanteil der Schaumweine des Val de Loire beträgt über 60 Prozent. Gerade in Deutschland erfreuen sich die oft unkomplizierten, frischen Schäumer einer großen Beliebtheit.

Erschienen in
Falstaff Sparkling Spezial 2022

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Gerhild Burkard
Redakteurin
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