Hans Reisetbauer überzeugte mit seinem erstklassigen Sortiment.

Hans Reisetbauer überzeugte mit seinem erstklassigen Sortiment.
© Helge Kirchberger Photography

Die Sieger der Spirits Trophy 2019

Gesucht und gefunden: Falstaff suchte auch heuer wieder nach den besten Edelbränden Österreichs. »Brenner des Jahres« ist die Destillerie Schosser. Alle weiteren Ergebnisse gibt's hier.

Österreich kann sich zu Recht als Nation der Edelbrenner bezeichnen, sowohl was Vielfalt als auch Innovationskraft und nicht zuletzt Qualität angeht. Heimische Destillateure sind immer bestrebt, Traditionen zu wahren und durch neue Kreationen weitere Varianten in ihre Produktpalette einzubringen.
Gerade diese Vielfalt macht es der Verkostungsjury einerseits nicht allzu leicht, die Typizitäten seltener Pflanzen herauszuarbeiten, andererseits ist es umso spannender, einen Überblick über die Vielzahl an Bränden zu bekommen. Klassiker wie Birne und Quitte auf sehr hohem Niveau zu kosten, ist ein wahres Vergnügen, allerdings waren auch dieses Jahr wieder viele Kategorien bemerkenswert. Bei Beerenfrüchten ist neben der zahlreich vertretenen klassischen Vogelbeere ein Trend zu speziellen Sorten wie Aronia und Wildsammlungen auszumachen. Daneben sind Brombeeren sehr beliebt, wohingegen wenig Himbeerbrände im Bewerb waren.
Die Gemüsebrände, die in den letzten Jahren eher verstärkt zu beobachten waren, sind in diesem Jahr nicht so häufig vertreten, dafür sind exotische Früchte wie Orangen oder Bananen wieder vermehrt aufgetreten. Viele Tresterbrände, teils aus internationalen Rohmaterialien, fielen mit besonders hohen Punktezahlen auf, hierbei sind es wiederum fassgelagerte Spezialitäten, die zu Höhenflügen angesetzt haben. Besonders bei den gereiften Apfelbränden könnte man, um es mit einer Sportmetapher auszudrücken, von einem Fotofinish sprechen. Dass heimische Brenner sich auch mit internationalen Spirituosenkategorien auseinandersetzen, ist seit vielen Jahren kein Einzelfall mehr. Diese Kreationen, seien es Whisk(e)y, Gin, Rum oder dergleichen, werden hier nicht abgebildet, sie sind in eigenen Verkostungsreihen dabei und werden zusammen mit internationalen Vertretern verkostet.


BESTES SORTIMENT: HANS REISETBAUER

Einen Destillateur zu finden, der in so gut wie allen Disziplinen Außergewöhnliches herzustellen imstande ist, ist oft nicht leicht. Vielfalt und Qualität stehen für die Fa­milie Reisetbauer nach wie vor an vorderster Stelle. Großmeister Hans Reisetbauer, der seit einiger Zeit auf die Unterstützung seines Sohnes Hans jr. bauen kann, stellt das auch dieses Jahr wieder eindrucksvoll unter Beweis. Acht Brände wurden mit 93 oder mehr Punkten ausgezeichnet, wobei die Rote Williamsbirne (98 Punkte) und der Brand aus den Trestern des berühmten Weinguts Olivier Bernstein, der einige der besten Lagen der Burgund – in diesem Fall Clos de Bèze – bewirtschaftet, mit 97 Punkten besonders hoch bewertet wurden.
Reisetbauer Qualitätsbrand in der Falstaff Datenbank


BRENNER DES JAHRES: SCHOSSER

Foto beigestellt

Bei vielen Liebhabern von Edelbränden gilt er als Fixpunkt in der Sammlung, und auch für Gastronomen sind die Edelbrände der Familie Schosser aus ihrem Sortiment nicht wegzudenken. Die enorme Vielfalt der Produkte und die fantastische Qualität der Brände sorgten einmal mehr für viele lobende Worte der Verkoster. Besonders die als schwierig geltende Erdbeere ist mit 93 Punkten sehr hoch bewertet worden, Brombeere (98 Punkte) und Holunder (95 Punkte) sind ebenso gelungen. Das Bestreben, einigen Bränden interessante Fassnoten zu verleihen, ist auf dem Erbhof Wöristergut ebenfalls auf eine besondere Stufe gestellt worden (Apfel im Kastanienfass mit 97 Punkten, Zwetschge im Rumfass mit 94 Punkten). So geht die Auszeichnung auch dieses Mal wieder nach Oberösterreich.
Die Destillerie Schosser in der Falstaff Datenbank

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BESTE SPEZIALITÄTEN: GRANITDESTILLERIE MAYER

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Manche Brennerkarrieren sind auf den ersten Blick nicht unbedingt vorgezeichnet. So auch die von Günther Mayer, der eigentlich Haustechniker eines Pflegeheims ist. Das Vorhandensein eines großen Grundstücks mit 80 Obstbäumen führte dazu, dass ­ab 1995 die ersten Destillate in Eigenregie entstanden. Was quasi als Hobby begann, wurde immer mehr zur Leidenschaft, und so wuchs nicht nur das Sortiment zusehends an, auch die Technik des mittlerweile professionellen Familienbetriebs wurde immer ausgefeilter. Schon 2006 wurde der erste Whisky hergestellt, aber auch die Obstbrände nehmen nach wie vor einen hohen Stellenwert ein. Bei dieser Verkostung überzeugten die Tresterbrände der Granitdestillerie (Gelber Muskateller 96 Punkte, Gewürztraminer 95 Punkte) sowie die Exoten Mandarine mit 94 Punkten und Banane mit 92 Punkten.
Die Mayer Granit Destillerie in der Falstaff Datenbank

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NEWCOMER DES JAHRES: DESTILLERIE MÜLLER

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Die vielfach ausgezeichnete Edelbrand-Destillerie Müller aus dem schönen Radstadt als Newcomer zu bezeichnen und auszuzeichnen, klingt fast etwas verwegen, immerhin wird auf dem Pichlgut seit mehr als 40 Jahren feiner Edelbrand hergestellt. Diese Tradition ist beachtlich und eine Familienangelegenheit. Vater und Edelbrand-Sommelier Helmut Müller hat seit vielen Jahren den Ruf der Brennerei aufgebaut und das Feuer der Begeisterung an seine Tochter Julia übertragen. Nach ihrem Studium in Wien ist die ebenfalls geprüfte Edelbrandsommelière in den Betrieb einge­stiegen und vergrößert mit eigenen Kreationen die Produktpalette. Dass die beiden auch mit Fass­einsatz hervorragend umgehen können, bewiesen in der Verkostung der Apfelbrand im Sherryfass und die Zwetschge im Eichenfass (beide 96 Punkte).
Die Destillerie Müller in der Falstaff Datenbank

Erschienen in
Falstaff Nr. 05/2019

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Erhard Ruthner
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