Jungwinzerin Diana Müller bei der Eisweinlese

Jungwinzerin Diana Müller bei der Eisweinlese
© Weingut Müller

Eisweinlese 2021/22 hat begonnen

Vom Kremstal bis ins steirische Vulkanland war es in den vergangenen Tagen kalt genug, um den Eiswein zu lesen.

»Endlich, kalt genug!« Damit spricht das Team des Kremstaler Weinguts Vorspannhof – Mayr wohl vielen Eiswein-Winzern aus der Seele. In den vergangenen Tagen erreichten beispielsweise im Kremstal oder am Wagram die für die Eisweinlese Mindesttemperatur von minus sieben Grad.

Während am frühen Morgen des 12. Jänner am Vorspannhof - Mayr die Muskateller-Trauben für den Eiswein gelesen wurden, erntete die Kremstaler Jungwinzerin Diana Müller (Weingut Müller, Krustetten) gemeinsam mit dem Leseteam bei frostigen minus neun Grad die Grüner Veltliner Trauben in der Riede Eichbühel. »Durch die tiefen Temperaturen war das Fruchtfleisch der Trauben bereits zu feinen Kristallen gefroren und auch die Zuckergradation von 29,5° KMW (Klosterneuburger Mostwaage) war mehr als zufriedenstellend«, berichtet sie.

Auch am Wagram wurde bereits Eiswein gelesen: Wie das Weingut Kolkmann via Social Media wissen lässt, herrschten bei der Lese am 11. Jänner »optimale Bedingungen« bei minus 8,5 Grad.

Im steirischen Vulkanland war es in den Morgenstunden des 12. Jänner mit minus neun Grad kalt genug, und das Weingut Trummer konnte mit dem Ernteteam das gefrorene Traubenmaterial einholen.  

Im Weinviertel war es bei einigen Weingütern schon vor dem Jahreswechsel kalt genug. Das Weingut Wagner in Pulkau las den Eiswein in der Nacht von 25. auf 26. Dezember, während das Weinbau Pröstler Team in Haugsdorf am 23. Dezember um 0 Uhr mit der Lese seines allerersten Eisweins überhaupt begann. Euphorisch ist in einem Facebook-Statement von einem »Vorweihnachtswunder« die Rede, schließlich stehen die Vorzeichen für einen ausgezeichneten Eiswein mit 30° KMW Zuckergrad sehr gut.  

© Angerhof Tschida

In der Süßwein-Hochburg, dem burgenländischen Seewinkel heißt es indessen weiterhin warten: Auf Falstaff-Nachfrage bei einem der über die Grenzen Österreichs hinaus wohl bekanntesten heimischen Süßwein-Winzer Hans Tschida – er wurde 2021 zum siebenten Mal zum Sweetwinemaker of the Year gekürt – heißt es, dass der Eiswein »leider noch nicht« gelesen werden konnte. Es hätten bislang immer ein oder zwei Grad gefehlt. Die Prognosen für die kommenden Tage stehen eher schlecht, es soll wieder wärmer werden. Das Geduldsspiel rund um die Eisweinlese geht in manchen Weinbaugebieten also vorerst weiter.

So geht Eiswein

Damit die Trauben für Eiswein verwendet werden können, braucht es minus sieben Grad oder weniger, denn erst dann sind die Trauben komplett gefroren. Für einen perfekten Eisweinjahrgang ist einerseits wichtig, dass die Trauben gesund und ohne Botrytis (Edelfäule) den Herbst überdauern.

Andererseits darf die Eiseskälte nicht zu lange auf sich warten lassen, denn sonst leidet die Qualität. Besonders wenn die Trauben mehrfach frieren und bei Sonne wieder auftauen, geht Geschmack verloren. Bei minus sieben bis minus acht Grad frieren die Wasseranteile in den Trauben, nur der süßeste und beste Extrakt bleibt flüssig. Genau deshalb müssen die Trauben auch so schnell wie möglich im gefrorenen Zustand gepresst werden. Das Ergebnis ist eine international gefragte Rarität, die problemlos mehrere Jahrzehnte gelagert werden kann.

Marion Topitschnig
Autor
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