Früher Start der Eisweinlese
Dem Bilderbuch-Weinjahr 2018 wird mit einer frühen Eisweinlese die Krone aufgesetzt. In fast allen Regionen war es kalt genug.
Der lange Sommer und der prächtige Herbst haben kerngesundes Traubenmaterial möglich gemacht, das viele Winzer hängen ließen, um auf Eiswein zu spekulieren. Niemand hatte gedacht, dass es schon im November möglich wäre, die Ernte einzufahren. Trotz widersprüchlicher Wettervorhersagen lagen aber viele Winzer in der Nacht auf den 29. November auf der Lauer, um das Thermometer zu beobachten. In fast allen Weinbauregionen wurde der Eifer belohnt, denn die Temperaturen fielen unter Minus sieben Grad und die gefrorenen Beeren konnten geerntet werden. Erfolgsmeldungen kamen aus dem Kremstal, dem Kamptal, dem Weinviertel, der Thermenregion, Wien, vom Leithaberg und vom Neusiedlersee.
Für eine Bilanz ist es noch zu früh, aber viele Winzer konnten die Eisweinlese 2018 schon abschließen. Was jedenfalls jetzt schon gesagt werden kann, ist dass uns der Jahrgang 2018 lange in Erinnerung bleiben wird. Späte Blüte, kein Frost, gewaltiges Wachstum, hohe Reifegrade und sehr frühe Ernte, das charakterisierte den Jahrgang bisher (Falstaff hat berichtet). Die frühe Eisweinlese setzt dem Traum-Weinjahr nun die Krone auf.
Süßwein-Champion Hans Tschida zeigt sich im Gespräch mit Falstaff mehr als zufrieden: »Wir haben super-gesundes Traubenmaterial! Wirklich top!« Obwohl nur Minus vier Grad angesagt waren, prüfte Tschida um zwei Uhr früh routinemäßig die Uhrzeit: Es hatte schon Minus 7,5 Grad, Tendenz weiter fallend! Sofort alarmierte er sein Team und binnen weniger Stunden wurde ein Hektar Rebfläche geerntet und sofort abgepresst. Für den Süßwein-Experten bedeutet dies allerdings nur ein Fünftel der geplanten Eisweinernte, er hofft auf weitere eiskalte Nächte.
Damit die Trauben für Eiswein verwendet werden können, braucht es minus sieben Grad oder weniger, denn erst dann sind die Trauben komplett gefroren. Für einen perfekten Eisweinjahrgang ist einerseits wichtig, dass die Trauben gesund und ohne Botrytis (Edelfäule) den Herbst überdauern. Andererseits darf die Eiseskälte nicht zu lange auf sich warten lassen, denn sonst leidet die Qualität. Besonders wenn die Trauben mehrfach frieren und bei Sonne wieder auftauen, geht Geschmack verloren. Bei minus sieben bis minus acht Grad frieren die Wasseranteile in den Trauben, nur der süßeste und beste Extrakt bleibt flüssig. Genau deshalb müssen die Trauben auch so schnell wie möglich im gefrorenen Zustand gepresst werden. Das Ergebnis ist eine international gefragte Rarität, die problemlos mehrere Jahrzehnte gelagert werden kann.