Icons: Blancpain – Wie ein modernes Märchen
Blancpain fertigt ansprechende und technisch interessante Zeitmesser in Kleinserien und superexklusive, individuell gefertigte Einzelstücke ganz nach dem Wunsch des Kunden.
Wir schreiben das Jahr 1735. Jehan-Jacques Blancpain lässt den Namen Blancpain und sein Handwerk – die Uhrmacherei – in Villeret im Schweizer Jura in die Bücher der Gemeinde eintragen. Keine Frage, es gab davor bereits Uhrmacher, auch Jehan-Jacques Blancpain übte den Beruf davor aus, doch mit jenem Eintrag in die Gemeindebücher legte er den Grundstein für die älteste eingetragene Uhrenmarke der Welt. Heute lenkt Marc A. Hayek, der Enkel von Nicolas G. Hayek, mit viel Herz, Gespür und Verstand die altehrwürdige Manufaktur, kreiert mit seinen Equipen Träume und verkauft diese an Menschen, die das Besondere schätzen und für die mitunter weniger mehr ist. Blancpain transportiert Emotionen und Leidenschaft und weniger Marke und Ego.
Blickt man zurück, so mutet insbesondere die jüngere Geschichte der Manufaktur an, wie ein modernes Märchen. Jehan-Jacques Blancpain und seine Nachfahren fertigen in Villeret also Uhrwerksbestandteile, Uhrwerke und Taschenuhren. Im Jahre 1815 setzt Frédéric-Louis Blancpain auf eine für damalige Verhältnisse moderne Serienfertigung, ab dem Jahr 1926 stellt Blancpain in einer Kooperation mit John Harwood erste Armbanduhren mit automatischem Aufzug her. Sechs Jahre später stirbt Frédéric-Émile Blancpain, der letzte im Unternehmen aktive Nachkomme der Gründerfamilie. Die beiden Angestellten Betty Fiechter und André Léal übernehmen Blancpain, nennen die Firma aus juristischen Gründen in Rayville (ein phonetisches Anagramm von Villeret) um und fertigen weiterhin Armbanduhren.

Als Jean-Jacques Fiechter, Madame Bettys Neffe, im Jahre 1950 die Firma übernimmt, kehrt sukzessive auch der Name Blancpain wieder auf die Zifferblätter zurück. Unter der Ägide des begeisterten und engagierten Hobbytauchers entsteht im Jahre 1953 die »Fifty Fathoms«: eine professionelle Taucheruhr, die Fiechter im Auftrag der französischen Marine, in Zusammenarbeit mit Kapitän Robert »Bob« Maloubier und Leutnant Claude Riffaud entwickelt, fertigt und den Kampftauchern – genannt »Les Nageurs de combat« – liefert. Mit der »Fifty Fathoms« entsteht die U(h)rmutter sämtlicher moderner Taucheruhren mit drehbarer Lünette.
Man muss die »Fifty Fathoms« an der Stelle im gleichen Atemzug und auf Augenhöhe mit der Rolex »Submariner« nennen, die ebenfalls im Jahre 1953 entwickelt wird, aber erst ein Jahr später einem breiteren Publikum im Rahmen der Uhrenmesse in Basel gezeigt wird. Der Name »Fifty Fathoms« stammt übrigens vom Nautischen Faden (1 Faden = 1,852 Meter). Die 50 Faden wiesen damals die geprüfte und garantierte Wasserdichtigkeit von zumindest 91,45 Meter aus. Die »Fifty Fathoms« entwickelte sich rasch zur angesagten und zuverlässigen Armbanduhr bei Tauchamateuren, militärischen Spezialeinheiten in Frankreich und den USA und natürlich Tauchprofis. So vertraute ihr auch Jacques-Yves Cousteau nachhaltig: In seinem Film »Le Monde du Silence« ist sie mehrfach gut im Bild zu sehen. In den 1970er-Jahren zwingt die so bezeichnete Quarzkrise Blancpain, so wie viele andere Hersteller auch, die Produktion einzustellen. Mechanische Uhren Schweizer Provenienz sind vorübergehend nicht mehr gefragt.

Der Neustart
Als das Schlimmste vorbei ist, wagen am 9. Januar 1983 ein damals noch sehr junger Uhrenmanager und der Spross eines Rohwerkefabrikanten aus dem Vallée de Joux etwas Außergewöhnliches. Jean-Claude Biver und Jacques Piguet kaufen die Namensrechte um 22.000 Schweizer Franken, und es beginnt ein geradezu märchenhafter Wiederaufstieg der Uhrenmarke Blancpain. Biver und Piguet tragen mit ihrem Mut und dem unermüdlichen Engagement, zusammen mit ein paar anderen Visionären, maßgeblich dazu bei, dass es zum Revival der mechanischen Schweizer Armbanduhr kommt. Man will es heute kaum mehr wahrhaben, doch es dauert, bis der für einige Jahre totgesagte, tickende Anachronismus wieder zurück an unsere Handgelenke findet. Nur fünf Jahre später, also im Jahre 1988, fertigt Blancpain bereits wieder die sechs großen uhrmacherischen Komplikationen und bietet diese einzeln und ebenso in einem Sechser-Set an. Dazu gehören ein Vollkalender mit Fensteranzeigen für Wochentag und Monat inklusive Mondphasenanzeige, ein ewiges Kalendarium mit Mondphasenanzeige, ein Chronograf, ein Schleppzeigerchronograf, ein Tourbillon und eine Minutenrepetition. Um das Œuvre noch zu toppen, entsteht die auf 30 Stück limitierte Grande Complication »1735«, die diese Komplikationen in nur einem Gehäuse vereint.
Im Jahre 1992 verkauft Jean-Claude Biver Blancpain um 60 Millionen Schweizer Franken an Nicolas G. Hayek. Biver selbst arbeitet fortan für den Hayek-Uhrenkonzern (die heutige Swatch Group) und bleibt neben anderen Tätigkeiten Blancpain treu. Eingegliedert in einen Uhrenkonzern, können nun viele Herausforderungen beschleunigt erledigt werden, für die Biver und Piguet alleinstehend sehr viel länger gebraucht hätten. Ein weltweiter Uhrenservice wird aufgebaut, und das tiefgreifende Know-how der Gruppe hilft, die Qualität der Uhren nochmals nachhaltig zu verbessern.
Im Nachhinein betrachtet hatte es genau dieses Mixes aus tollkühnem Unternehmertum und der Kraft des Uhrenkonzerns von Nicolas G. Hayek bedurft, um Blancpain zu dem zu machen, was es heute ist: Die Marke steht für kleine Serien und auf Wunsch für 100 Prozent Individualität. Nebst dem Angebot der Kollektionen »Fifty Fathoms«, »Le Brassus«, »L-Evolution«, »Léman«, »Villeret« und »Women« kann der Kunde seine individuelle Wunschuhr fertigen lassen. Limits gibt es da definitiv keine! Wer die Zeit aufbringt zu warten und über die notwendigen finanziellen Ressourcen verfügt, bekommt genau, was er sich wünscht.

Die Uhren, die Kollektionen
Die »Fifty Fathoms« ist noch immer die tickende Ikone des Hauses. Von den Sammlern liebevoll »Fifty« genannt, erfreut sich die Taucheruhr in all ihren Ausführungen großer Beliebtheit. Jetzt ausgestattet mit modernsten Uhrwerken, gefertigt nach wie vor von dem mittlerweile mit Blancpain verschmolzenen Rohwerkefabrikanten Frédéric Piguet, sind die Gehäuse zumindest 300 Meter wasserdicht, einige sogar bis zu 1000 Meter. Die Speerspitze der Kollektion bildet die »X-Fathoms«. Es ist dies die Kombination einer mechanischen Taucheruhr mit einem rein mechanisch funktionierenden Tiefenmesser. Mit einer in allen Details vergleichbaren Taucheruhr kann weltweit kein anderer Hersteller aufwarten, somit kann man getrost formulieren: Die »X-Fathoms« hat in dem Segment 100 Prozent Marktanteil.In der Kollektion »Le Brassus« vereint Blancpain aufwendig zu fertigende Komplikationen, »L-Evolution« steht für die Avantgarde-Modelle, »Léman« spiegelt die sportlich-elegante Seite der Manufaktur wider, »Villeret« die schnörkellos elegante Seite, und »Women« vereint die zahlreichen Damenmodelle. An dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben soll die Tatsache, dass die Manufaktur heute jede gängige und ebenso ausgefallene uhrmacherische Komplikation im Portfolio hat und in einer Armbanduhr seiner Kollektionen zum Verkauf anbietet. Das ist keinesfalls die Regel, sondern eine Ausnahme. Sie suchen zum Beispiel einen mechanischen Armbandwecker? Auch den gibt es, und das sogar in Kombination mit der Anzeige einer zweiten Zonenzeit. Der »Réveil GMT« der Kollektion »Léman« ist de facto ein perfekter Reisebegleiter, wenn man komplementär zu Hightech auf Highmech als Antidot setzen will und es schätzt, sich mit sonorem Klang an Termine erinnern zu lassen oder in der Früh geweckt zu werden.
