Allein Schweinefleisch konsumieren die Österreicher im Schnitt über 35 Kilogramm jährlich.

Allein Schweinefleisch konsumieren die Österreicher im Schnitt über 35 Kilogramm jährlich.
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»Inakzeptabel« – Vier Pfoten kritisiert neues Tierschutzgesetzt scharf

Die Anzahl an Vegetariern und Veganer in Österreich steigt von Jahr zu Jahr. Dennoch isst jeder Mensch in Österreich im Schnitt 60 Kilogramm Fleisch pro Jahr. Damit die Tiere zumindest unter besseren Bedingungen gehalten und geschlachtet werden, hat die Bundesregierung eine Novelle des Tierschutzgesetztes auf den Weg gebracht. Aber dieses löst viel Protest aus.

Verschiedenste Gruppen gingen in den vergangenen Wochen gegen die Novelle der Bundesregierung auf die Straßen. Auch der Tierschutzverband Vier Pfoten kritisiert die aktuelle Novelle des Tierschutzgesetztes scharf. Falstaff hat Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck zu den wichtigsten Fragen Stellung beziehen lassen.

Falstaff: Wie stehen Sie zum neuen Tierschutzgesetzt?
Veronika Weissenböck: Alles in allem sind wir maßlos enttäuscht. Wir wissen natürlich, dass die ÖVP sämtliche Verbesserungen im Tierschutzbereich blockiert, aber es ist ernüchternd, dass dieser Entwurf keine stärkere grüne Handschrift trägt und die heißen, viel diskutierten Eisen erneut nicht angreift.

Wo müsste aus Ihrer Sicht noch nachgebessert werden?
Es braucht unbedingt ein Vollspaltenverbot auch für bestehende Ställe – mit Übergangsfristen selbstverständlich. Die betäubungslose Ferkelkastration muss – wie zuvor auch schon in Deutschland – endlich auch bei uns verboten werden. Ebenso darf es für Schwanzkupieren einfach keine Ausnahmegenehmigungen mehr geben. Bei der Anbindehaltung muss die Übergangsfrist deutlich verkürzt werden. Seit Jahren ist dieses Problem bekannt, es kommt wirklich nicht überraschend, dass man sich hier auf eine andere Haltung einstellen muss. Kälbertransporte dürfen ausschließlich für entwöhnte Kälber durchgeführt werden. Tiertransporte in Drittstaaten müssen ausnahmslos verboten werden, und zwar nicht nur für Schlachttiere, sondern auch für Zuchttiere. Denn das Problem ist, dass offensichtlich viele Schlachttiere als Zuchttiere deklariert werden. Und bislang hätten wir noch nie davon gehört, dass in Drittstaaten eine Herde erfolgreich aufgebaut worden ist. Was ist mit den vielen Zuchtrindern, die regelmäßig exportiert werden, eigentlich passiert? Das wird nie nachkontrolliert.

Bilder des Protests in Wien:

Was wären Ihre konkreten Anforderungen eines »optimalen« Tierschutzgesetzes?
Ein optimales Tierschutzgesetz beziehungsweise Tiertransportgesetz wäre ein Gesetz, das sich an den Bedürfnissen der Tiere, die ja ebenso wie wir fühlende Lebewesen sind, orientiert: Wir orientieren uns dabei an den so genannten fünf Domänen, die sehr lange von Tierschutzseite bemühten fünf Freiheiten nun ersetzen und die Kriterien für eine gute Tierhaltung liefern. Umgelegt auf die Novelle heißt es aber für uns: Verbot Vollspaltenboden bei Schweinen und Mastrindern, mehr Platz für Schweine, Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration, ausnahmsloses Verbot des Schwanzkupierens beim Schwein, Streichung der Ausnahmen der dauernden Anbindehaltung vor 2030 und außerdem zukünftig täglich verpflichtender Weidegang für Rinder, keine Tiertransporte in EU-Drittstaaten sowohl für Zucht- als auch für Schlachttiere, Maximale Transportzeit nur acht Stunden, vier Stunden für Geflügel und der Platz für Legehennen muss gleich bleiben.

Sehen Sie eine Möglichkeit, hier noch einmal ins Gespräch zu gehen?
Gerade angesichts des Rücktritts von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger und der Amtsübernahme durch Norbert Totschnig fordern wir eine Neuverhandlung der Novelle zum Tierschutzpaket. Es ist allgemein bekannt, dass viele Themen, wie das Verbot von Vollspaltenboden für Schweine und Mastrinder, der betäubungslosen Ferkelkastration und des Schwanzkupieren ohne Betäubung, unter Köstinger blockiert wurden. Nun werden die Karten neu gemischt, und die Verhandlungsbasis ist eine völlig neue!

Felix Moßmeier
Felix Moßmeier
Digitalredakteur
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