Porto für Genießer

Die verträumte Stadt am Douro-Fluss hat sich zu einer lebendigen Metropole entwickelt - spannende neue Projekte in der Topgastronomie und der Luxushotellerie inklusive.

Adrian Bridge ist ein ­briti­scher Gentleman der alten Schule und wirkt als Chef der traditionellen Portweingüter Taylor’s, Fonseca und Croft, wie man sich das von einem Repräsentanten von Unternehmen mit jahrhundertelanger Geschichte erwartet. Wenn er aber von der Besteigung des Mount Vinson erzählt, des mit 4897 Metern höchsten Berges der Antarktis, beginnen seine Augen zu leuchten, und seine Lippen umspielt ein schelmisches Grinsen: »Auf dem Gipfel gönnte ich mir einen Schluck Taylor’s Late bottled Vintage 2003. ­Obwohl ich bei minus 33 Grad keine Rück­sicht auf die korrekte Trinktemperatur nehmen konnte, schmeckte er hervorragend.« Der eloquente Erzähler ist ein Abenteurer, er hat sechs Jahre als Offizier in der britischen Armee gedient, wurde wegen herausragender Leistungen mit dem »Sword of Honour« geehrt und war danach als Investmentbanker erfolgreich. Durch seine Hochzeit mit Natasha Robertson wurde er Mitglied einer der bekannten Portwein-Dynastien und lernte alles über das komplexe Geschäft mit Portwein. Sein neuestes Abenteuer ist das Wein-Hotel The Yeatman, das in bester Lage von Porto eine räumliche Großzügigkeit an den Tag legt, die es in Metropolen heutzutage kaum mehr gibt.

Von jedem Zimmer aus genießt man den Ausblick auf den Douro/Foto beigestelltWein trifft Hotel
Das Grundstück erstreckt sich über 26.000 Quadratmeter, liegt erhöht über dem Flussufer des Douro und gibt einen traumhaften Blick auf die gegenüberliegende Altstadt und die berühmte Metallkonstruktion der Brücke Dom Luís I. frei. Diese bemerkenswerte Aussicht kann man von jedem der 82 Zimmer und Suiten genießen. General Manager Pedro Alvellos erzählt in perfektem Deutsch, dass internationale Hotelketten vermutlich viermal so viele Zimmer im gleichen Gebäude untergebracht hätten, aber man wollte hier etwas Besonderes schaffen. So wie die Weinterrassen im Dourotal – die wie jene der Wachau zum Weltkulturerbe gehören – ist auch das Hotel stufenförmig angelegt. Jedes der Zimmer ist einem Weinpartner gewidmet, der die Inneneinrichtung mit ­Elementen aus dem jeweiligen Weingut ­gestalten kann.

Das À-la-carte-Restaurant des Fünf-Sterne-Hotels soll neue Maßstäbe setzen und den ers­ten Michelin-Stern für Porto erkochen. Wenngleich man in Porto in vielen Lokalen hervorragende Fische und Meeresfrüchte genießen kann, wurde der Topgastronomie bislang kein großer Stellenwert eingeräumt. Küchenchef ­Ricardo Costa ist ausgesprochen talentiert und weiß auch mit Elementen der Molekularküche umzugehen, ohne sich damit zu verzetteln. Großartig beispielsweise sein zarter Pulpo mit Kaviar, einem Pulver aus dehydrierten schwarzen Oliven und einem Pulpo-Espuma. Das Hauptgericht mit Wolfsbarschfilet, Gemüse und Bandnudeln war perfekt abgestimmt und auf dem Punkt gebraten.

Port-Wein-Erlebnis
Das Yeatman liegt in Vila Nova de Gaia, jenem Teil von Porto, in dem seit Jahrhunderten die Portweine lagern und reifen und von wo aus sie in alle Welt verschifft wurden. »Porto« bedeutet ja schließlich auch Hafen. Früher wurden die Port von Sandeman/ Foto beigestelltWeine noch auf dem Flussweg mit den sogenannten »Rabelos« nach Porto transportiert. Heute dienen diese kleinen Schiffe nur noch als Tou­ristentransporter und beliebtes Fotomotiv, die Weine werden mit Tanklastwagen gebracht. Bei der Lagerung und Reifung scheint aber die Zeit stehengeblieben zu sein. Die dunklen Gänge in den Weinkellern erscheinen endlos, und die Zahl der duftenden Holzfässer wirkt überwältigend. Jedes Portweinhaus bietet in den Lodges Führungen und Verkostungen an, die man auf keinen Fall versäumen sollte.

Einer der beeindruckendsten Keller ist jener von ­Sandemann ganz in der Nähe der Brücke Dom Luís I. Mit etwas Glück trifft man sogar George Sandemann himself, der leidenschaftlich gerne über die Firmengeschichte referiert.

Aufschwung
Porto hat sich in den letzten Jahrzehnten von einer melancholisch-verträumten Stadt zu einer pulsierenden Metropole mit einem spannenden architektonischen Mix aus Moderne und Tradition entwickelt. Letztere findet auch in verfallenen Häusern mitten im Zentrum ihren Ausdruck, was aber den Charme der Stadt mehr trägt, als dass es ihm schadet. Der wirtschaftliche Erfolg von Portweinhäusern und Winzern im Dourotal verhalf auch Gastronomie und Hotellerie zu einem neuen Frühling. Vor allem der am Meer liegende Vorort Matosinhos, der schon längst mit Porto verwachsen ist, glänzt mit einem Mix aus bodenständiger Fischküche und modernen Restaurants, die die jungen, erfolgreichen Portugiesen anziehen. Schnörkellose Spezialitäten aus dem Meer gibt es im »Sempr’Assar«: Fische und Meeresfrüchte sucht man sich mit dem Maître gemeinsam aus. »Leite Creme queimado« – die portugiesische Variante der Crème brulée und eine Spezialität des Hauses – isst ­traditionell der ganze Tisch von einem Teller. Schick, modern und vegetarisch gibt sich das Restaurant »da Terra«, das sogar von Michelin wegen seiner exzellenten ­biologischen Küche empfohlen wird.

Das »Foz Velha« liegt direkt an der Atlantikküste/Foto beigestellt

> Verkostungsnotizen zu in Österreich erhältlichen Rotweinen aus dem Dourotal

> Porto & Wein

Den vollständigen Artikel lesen Sie im Falstaff Nr. 03/2011 - Jetzt im Handel!

Text von Bernhard Degen

Bernhard Degen
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