Foto beigestellt / © Stage Bar KG / © Sofia Kabelka

»Stage Bar«: »Wie an der Börse kann man hier mit Getränken handeln«

Der Kurs fällt und steigt: Wird auf den Drink jetzt »gesetzt« oder wartet man noch eine Stunde? Jakob Stracke und Michael Plechaty erklären, was hinter ihrem Konzept steckt und welche Rolle Konsum, Zeit und Zufallskomponente spielen.

Nicht selten geht man durch Wiens Straßen und schlendert an der x'ten Cocktailbar vorbei ohne ihnen wirklich Beachtung zu schenken. Bargeher:innen haben ihr Stammlokal oder widmen sich den bekanntesten und besten Cocktailbars, die auf Listen zu finden sind. Einzigartig und allein in ihrem Konzept ist die »Stage Bar«. Hier lohnt es sich beim Spazieren durch den zweiten Bezirk stehen zu bleiben und in das Lokal einzutreten.

Hinter der »Stage Bar« verbirgt sich ein ausgekugeltes Konzept, welches Jakob Stracke, inspiriert von seinem langjährigen Freund Michael Plechaty, ins Leben rief.

Aller Anfang ist schwer

Es war vor ungefähr drei Jahren als Michael an Jakob herantrat und ihm von seinem Plan erzählte, eine Cocktailbar zu eröffnen. Es gab nur ein klitzekleines Problem, denn es sollte nicht wieder eine weitere »normale« Cocktailbar sein, denn davon hat Wien schon genug. Nein, es musste etwas Besonderes her. Etwas Neues, das die Leute zum Kommen und Bleiben animiert. Die Idee lieferte schlussendlich Michael's Job. Sein Beruf im Veranlagungsbereich, genauer gesagt im digitalen Aktiensystem brachte Jakob die Idee, Cocktails zu liquidieren. »Stageinvest« nennt sich die Branche der digitalen Geldanlage – und schon war der Name und das Konzept geboren.

Laut Angaben der Inhaber, Jakob und Michael, waren sie am Anfang nicht »vom Glück verfolgt«. Denn, bald nach der Eröffnung musste die Bar wieder schließen. Unzählige Lockdowns und Maßnahmen in der Gastronomie folgten auf den ausgebrochenen Corona-Virus und erschwerten den Start in die Bar-Szene. Aber es gab Fixkosten zu zahlen und ein Personal zu beschäftigen. Den Herausforderungen sich annehmend pokerte die »Stage Bar« über ein Jahr, ab wann geregelte Öffnungszeiten kommen würden. Im September 2022 war es dann soweit. Mit einem überarbeiteten Konzept, tollen Lichtverhältnissen und einem unvergleichbaren USP eröffnete die Bar. Und dieses mal »so wirklich«.

Cocktails wie an der Börse

Liquide Cocktails. Naja, das sind sie doch überall würde man jetzt behaupten. Schließlich beiße man ja nicht von einem Getränk ab. Hier hat es allerdings noch eine andere Bedeutung. Über dem Bartresen projiziert die »Stage Bar« einen Kurs auf die Wand. Jeweils fünf Cocktails, man kann diese mit der aktuellen Tagesempfehlung gleichsetzen, werden jeden Donnerstag, Freitag und Samstag »gamifiziert«. Wie an der Börse kann nun mit den Getränken gehandelt werden. Wer clever ist, erwischt eine Spirituose günstiger als auf der Karte eingetragen. Keine Sorge, dabei wird der Preis nie den Kartenpreis übersteigen. Man kann also nur gewinnen.

Funktionsfähig wird alles durch eine Software gemacht, die mit der Kassa zusammenarbeitet. Die Software holt sich aus der Kassa die Drinkpositionen, während die Kassa von der Software die aktuellen Preisinformationen beansprucht. Das ganze schaut in der Praxis dann so aus, dass um 22 Uhr der Gin Tonic auf der Rechnung mit 10,20 Euro angeschrieben ist und um 23 Uhr für 12,60 Euro verkauft wurde.

Das Prinzip hinter der Preisgestaltung berücksichtigt drei Faktoren: den Konsum, die Zeit, und eine Zufallskomponente. Ist er dadurch beeinflussbar? Diese Frage stellte Falstaff auch den Inhabern, welche das in ihrer Preisgestaltung natürlich einkalkulierten. »Sollte durch die Konsumation der Preis sinken, würde es den Anreiz geben, mehrmals den selben Drink zu bestellen. Er würde dadurch schließlich immer billiger werden. Umgekehrt, also durch die Konsumation steigt der Preis, würde es den Anreiz geben, Neues zu probieren. Schlussendlich haben wir beide Variablen in der Software.«, erklärte Jakob Stracke. Die Zeit- und Zufallskomponenten wirken außerdem auf die Kursberechnungen ein um die Preiskurven spannender zu gestalten. Wenn ein Drink eine Zeitlang nicht bestellt werden würde, unternimmt die Software eine Preisänderung. Somit bleibt der »Gamification-Wert« über des gesamten Abends erhalten.

Spielereien an der Börse

Die Drinks die auf der Börse sind, werden an den Abenden auch am häufigsten bestellt. Das hat für die Inhaber ungesehene Vorteile entwickelt, denn somit lässt sich das Warenmanagement besser gestalten. Die Bar bezieht frische Zutaten für ihre Cocktails und mit der »Tagesempfehlung« können Zutaten besser aufgebraucht werden. Der Konsum kann somit ein klein wenig beeinflusst werden. Sollte zum Beispiel die Minze aufgebraucht sein, nimmt man jeden Drink mit Minze von der Börse und bietet andere an. »Du kannst den Ablauf optimieren, du kannst die Kosten optimieren, du kannst die Qualität optimieren.«. erklärte Michael Plechaty. Außerdem macht es den Gästen Spaß.

Das war das Hauptziel neben der Neuheit eine »Gamification« reinzubekommen. Es soll lustig sein und die Leute dazu animieren, etwas Neues auszuprobieren. 
Jakob Stracke

... und weiter

Jakob Stracke und Michael Plechaty haben sich mit ihrer Bar einen Traum der seit sechzehn Jahren besteht erfüllt. Die Bar wurde von Michael selbst designed und gebaut. Von jedem Tisch über jede Bank, es steckt viel Liebe drin. Und das ist laut ihnen erst der Anfang, denn mit der Gründung eines Unternehmens und den eigenen Kreationen soll Weiteres folgen.  Liebhaber des »Ruthless«-Drinks können laut den Inhabern den weiteren Monaten gespannt entgegen blicken. Was genau geplant ist, verraten sie noch nicht.


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Catalina Weber
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