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Vinos de Madrid: Nach Madrid ist nur der Himmel schöner!

Die spanische Hauptstadt ist der Hotspot für Stadtwanderer, Kunst- und Kulturinteressierte, Foodies und selbstverständlich für Weinreisende, die in und um Madrid auf ihre Kosten kommen. Wir verraten die besten Weine rund um Madrid.

Rund um Madrid steht einiges an Rebfläche. Für die Produktion DO Vinos de Madrid sind es exakt 8416 Hektar, verteilt auf vier Regionen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Die grösste ist mit 4861 Hektar Arganda im Südosten von Madrid. Hier liegt das Städtchen Colmenar de Oreja. Der Himmel strahlt hier im sattesten Blau und durch die Gassen streicht ein frisches Lüftchen. Einst war der Ort bekannt für die Produktion von Tinajas, den traditionellen Ton-Amphoren, die aktuell in ganz Spanien eine Renaissance erleben. In 16 Brennöfen wurden die Behältnisse gebrannt. Acht davon sind heute noch erhalten, produziert wird allerdings nicht mehr. Bis nach dem Bürgerkrieg wurden die Amphoren für den Weinausbau verwendet, danach kamen die ersten Betongebinde auf und die Tinajas schliefen in den Kellerhöhlen den Schlaf des Vergessenwerdens. Pedro und Francisco García sind stolz auf beide Werkstoffe. Vor einigen Jahren haben sie den historischen Tinajas-Keller ihrer Bodega restauriert und den Amphoren in ihrem weitläufigen Keller einen Ehrenplatz gegeben. Vier solcher typischen, höhlenartigen Keller mit Tinajas gibt es noch im Ort. Noch sind die Tinajas der Garcías nicht mit Wein gefüllt. Das wäre dann Teil Zwei des Projektes.

Bei der Jugend im Trend

Städtchen wie Colmenar de Oreja liegen besonders bei den Jungen im Trend. Nur 50 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, schätzen sie hier Ruhe, Landschaft und Natur. Das tut auch dem Rebbau gut «Rebland ist hier günstiger als in Kastillien und Léon, aber einen Tick teurer als in La Mancha. Flächen, von den Älteren aufgegeben, werden gekauft und bewirtschaftet», erklärt Francisco und entkorkt eine Flasche Malvar. Die weisse Sorte ähnelt zwar Aíren, hat aber eine dünnere Beerenhaut. Ob Ausbau in Edelstahl, Beton, Holz oder Amphore: Die typische straffe Säure ist in allen Varianten zu finden und sorgt für druckvolle, animierende Weine.

Auch in der Genossenschaft Cooperativas de Arganda in Arganda del Rey wird Malvar als frischer Alltagswein in Inox ausgebaut oder als kraftvoller Essensbegleiter in Barriques gelegt. Cipri Guillén, Winzer, Agronom und Herz der Kooperative, ist die Triebfeder bei der Umstrukturierung des Betriebes sowohl im Rebbau als auch beim Vertrieb. Früher auf die Vermarktung von Offenweinen spezialisiert, wird heute ein Grossteil der Produktion in Flaschen gefüllt. Der Erhalt der Rebflächen ist eine weitere Herausforderung für ihn. Madrid wächst und verschlingt dabei viel landwirtschaftliche Nutzfläche. Der Flughafen ist nahe und ständig werden in dessen Dunstkreis neue Industrieflächen ausgewiesen. «Wer hier Weinbau betreibt ist ein Held», erzählt Cipri. «Unsere Rebfläche ist innerhalb von 25 Jahren von 1500 Hektar auf 150 geschrumpft. Von 350 Winzern sind 35 geblieben. Hingegen hat sich die Bevölkerung von Arganda del Rey von 8000 auf 15000 Einwohner nahezu verdoppelt. Um landwirtschaftliche Nutzfläche zu erhalten, sorgen wir dafür, dass diese als Naturpark ausgewiesen werden auf denen nicht mehr gebaut werden kann.»

Pures Kontrastprogramm

Nach der weiten Landschaft mit alluvialen Terrassen, sanften Hügeln und der roten Erde in Arganda, ist die Subregion San Martín de Valdeiglesias im Südwesten von Madrid das pure Kontrastprogramm. Siedlungsdruck gibt es hier nicht. Dafür Steineichen und Kiefern, Hochebenen und die Bachläufe aus dem Einzugsgebiet der Sierra de Gredos. Die riesigen Granitblöcke in den Wäldern wirken als hätten Riesen mit Bauklötzen gespielt. Auf 900 Meter Höhe liegen die Rebparzellen der Bodega Las Moradas de San Martín. Seit 1999 arbeitet hier Isabel Galindo. Herzstück der Bodega sind die alten, knorrigen Garnacha-Rebstöcke. «Der Anbau von internationalen Sorten wie Cabernet Sauvignon hat sich hier nicht bewährt. Die Erträge sind winzig, den Trauben fehlt das Fruchtfleisch und aus Häuten und Kernen lässt sich eben kein Wein keltern. Also konzentrierten wir uns auf den Erhalt der alten Garnacha-Reben, die klassische Sorte der Region sowie die weisse Albillo Real, eine autochthone Sorte, der wir wieder mehr Aufmerksamkeit schenken und die in unserem gemässigten Klima säurebetonte, frische Weine mit sehr gutem Reifepotential liefert», erklärt Isabel. Die Granit-Verwitterungsböden, durchsetzt mit Gneis und Sandstein verleihen den Weinen eine feine Salzigkeit, die sie als Begleiter zu Seafood prädestiniert. Isabels Garnacha sind filigran und elegant mit dezenter rotbeeriger Frucht und feinkörnigen Tanninen.

Bodega mit Garnacha G-Rock Experiment

Albillo Real und Garnacha haben auch bei Valleyglesias die Poleposition inne. Fernando Ocaña ist Quereinsteiger. Nach elf Jahren Mountainbike-Sport in der Profi-Liga, hängte er Ketten und Ritzel an den Nagel. «Auf meinen vielen Touren lernte ich viele Weinregionen kennen. Die Idee, selbst einen Betrieb aufzubauen gefiel mir». Früher kelterten die Leute ihren Wein für den Eigenbedarf. Also baute Fernando seinen ersten Wein 2002 in der Garage aus, machte seinen Master in Weinbau, Önologie und Vermarktung und ist heute die eine Hälfte des Familienunternehmens. Die andere Hälfte ist sein Bruder Luis, der auf seinem Rennrad solange Asphalt abspulte, bis er fand, dass Musik und Gastronomie die bessere Wahl sind. Er kümmert sich in San Martín de Valdeiglesias Ortsmitte um das Valleyglesias Restaurant und doubelt als Frontman seiner Coverband sehr erfolgreich Elvis und Jon Bon Jovi. Im Restaurant der Ocaña Brüder gehen jährlich 6000 Flaschen über den Tresen. Fernando verkauft seinen Kunden aber auch Offenwein. Und die Bodega auf dem Berg ist ein beliebter Zwischenstopp bei Mountainbikern. Ein Glas seines kraftvollen Garnacha G-Rock Experiment bringt müde Waden auf jeden Fall wieder auf Trab.

ZUM VINOS DE MADRID TASTING


Die DO Vinos de Madrid

  • 8416 ha Rebfläche

Vier geographische Bereiche

  • San Martín de Valdeiglesias (2276 ha) im Südwesten
  • Navalcarnero (1226 ha) im Süden
  • Arganda (4861 ha) im Südosten
  • El Molar (53 ha) im Norden

Wichtigste Sorten

  • Tempranillo & Garnacha Tinta
  • Aíren
  • Autochthone weisse Spezialitäten
  • Malvar
  • Albillo Real

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