2. Wie unterscheiden sich helle von dunklen Röstungen?
Klassische Kaffeeröstereien setzen heute eher auf dunkle Röstungen, moderne Third-Wave-Röster bevorzugen helle. Dabei sind helle Röstungen keine neue Erfindung – sie galten im 19. Jahrhundert als Standard: »Wenn Sie deutsche Kaffeebücher aus den 1850er-Jahren lesen, dann steht da, dass Sie den Kaffee höchstens zimtfarben rösten sollen, damit all die fruchtigen Noten, die Frische und der Geschmack erhalten bleiben«, sagt John Stubberud, Betreiber des »Kaffee-Alchemie« in Salzburg und Judge beim renommierten Cup of Excellence. »Dieses Wissen ist dann nach und nach verloren gegangen.«
Werden Bohnen sehr dunkel geröstet, schmecken sie nur mehr nach Röstaromen und mitunter etwas bitter – so wie klassischer italienischer Kaffee. Diese Art der Röstung wurde ursprünglich angewendet, um minderwertige Bohnen genießbar zu machen. Im späten 19. Jahrhundert wurden die Kaffeeplantagen von einem Pilz heimgesucht, dem Laubrost. Ähnlich wie die Reblaus beim Wein, zerstörte die Krankheit einen Großteil der Ernte, die Produktion ging drastisch zurück. Bald erkannten die Pflanzer, dass eine bestimmte Kaffeesorte gegen den Pilz immun (oder robust) war – erstmals wurde der »Robusta«-Kaffee im großen Stil angepflanzt und vermarktet. Robusta war zwar schon lange bekannt, wurde aber wegen seines nicht sonderlich delikaten Geschmacks nicht getrunken. Um genau diesen Geschmack zu übertünchen, wurden die Bohnen sehr stark geröstet.