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Würziges Wohlgefühl: Warum asiatische Gewürze so gesund sind

Kräftig, scharf, aromatisch und gleichzeitig eine echte Wohltat für unseren Körper. Die Einsatzgebiete: Atemwegserkrankungen, Schnupfen, Kreislaufbeschwerden und sogar Fieber.

Koriander, Kurkuma, Ingwer und Co. sind aus Thai-Currys oder den herrlichen viet­namesischen Suppentöpfen – ­genannt »Pho« – nicht wegzudenken, verleihen sie diesen Gerichten doch ihren besonderen Geschmack. Diese Zutaten bestechen allerdings nicht nur wegen des einzigartigen Aromas – auch unsere Gesundheit beeinflussen sie auf erstaunlich positive Weise. 

Leuchtendes Pulver

Wer kennt nicht das herrlich gelbe Pulver, das Currymischungen ihre besondere leuchtende Farbe verleiht? Das dafür verantwortliche Kurkuma wird aus dem sehr verzweigten Wurzelstock, einem sogenannten Rhizom, der tropischen Kurkumapflanze gewonnen. In südostasiatischen Ländern findet dabei häufig der frische Wurzelstock Verwendung, es gibt ihn aber auch zu ­Pulver vermahlen. Egal auf welche Art – Kurkuma verleiht Gerichten ein kräftig-würziges Aroma mit einer leicht bitteren Note. Der charakteristische gelbe Farbstoff Curcumin schützt die Pflanze vor Krankheitserregern und Fressfeinden. Und diese Wirkung tut auch unserer Gesundheit gut, denn gemeinsam mit den ätherischen Ölen der Pflanze wirkt das Curcumin entzündungshemmend und schmerzlindernd, antioxidativ (zellschützend) und sogar krebshemmend. Kurkuma erweist sich so als ­echter Allrounder in der Gewürzapotheke. 

Botanisch betrachtet gehört Kurkuma, wie Ingwer und Galgant, zur Familie der Ingwergewächse. Und alle Ingwergewächse haben ähnlich positive Auswirkungen auf unseren Körper. Zwar wird Kurkuma mit seiner 4000-jährigen Geschichte schon länger verwendet als Ingwer, aber auch Zweiterer blickt – mit ersten Aufzeichnungen aus dem Jahr 450 vor Christus – auf eine lange Tradition zurück. Beliebt ist er in der Fleisch- und Fischzubereitung, aber auch als Tee kann Ingwer trotz seiner Schärfe überzeugen. Verantwortlich für die Schärfe ist der Stoff Gingerol, der Ingwer auch eine antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung verleiht. Daneben sorgen die Stoffe Cineol und Borneol für einen verdauungsfördernden, magenschützenden und kreislaufanregenden Effekt. Und als »Superkraft« kann Ingwer durch den Wirkstoff Shogaol bei Übelkeit sogar zur Abschwächung des Brechreizes beitragen.

Süßer und milder

Geschmacklich ähnlich wie Ingwer, aber ein wenig süßer und milder ist der Galgant. Er findet unter anderem in der thailändischen Küche Verwendung, um zum Beispiel Currypasten, Suppen, Reis- und Schmorgerichte zu verfeinern. Ähnlich wie seine Wurzelkollegen wird er gerne als verdauungsförderndes, fiebersenkendes und schleimlösendes Mittel eingesetzt. Als Tee ist er ideal bei Atemwegserkrankungen und Schnupfen. 

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Grün und gesund

Neben den Wurzeln haben auch die Kräuter Südostasiens einiges zu bieten. An vorderster Stelle steht hier Koriander. Als eines der ältesten Küchenkräuter der Welt und auch eines der wichtigsten Kräuter in asiatischen Gerichten findet er zum Beispiel in vietnamesischen Phos, als Kraut in Salaten oder als krönender Abschluss über thailändischen und vietnamesischen Gerichten seine Anwendung. Am Geschmack von Koriander scheiden sich in Europa jedoch die Geister – die einen beschreiben ihn als zitronig und lieben ihn, die anderen als »seifig« und hassen ihn. Diese zwei so konträren Sichtweisen lassen sich mittlerweile wissenschaftlich erklären – durch unsere Gene. Diejenigen, die den Geschmack von Koriander nicht mögen, haben eine bestimmte Ausprägung eines Geruchsrezeptors, der zu eben dieser »seifigen« Geschmacksempfindung führt. Was sehr schade ist, gilt er doch als entzündungshemmend, antibakteriell und antioxidativ und soll so bei diversesten Entzündungserkrankungen, beispielsweise im Mund-Rachen-Raum, im Harntrakt oder im Magen, aber auch bei Rheuma helfen. Mit seiner verdauungsfördernden Wirkung kann er zudem den Appetit anregen und bei Blähungen und Verstopfung hilfreich sein. Der in Koriander enthaltene Stoff Dodecenal soll außerdem besonders zur Bekämpfung von Salmonellen beitragen. 

Süßliche Sterne

Ein etwas anderes, aber in der asiatischen Küche nicht weniger bedeutendes Aroma als Wurzeln und Kräuter liefert der Stern-anis. Nicht zu verwechseln mit echtem Anis, verleiht er Brühen, Suppen und Currys einen lakritzartigen Geschmack. Sternanis harmoniert hervorragend mit Koriander, Zimt, Kardamom und Nelke. So wundert es nicht, dass er gemeinsam mit Fenchel, Nelken, Szechuanpfeffer und Zimt das aus chinesischen Gerichten bekannte Fünf-Gewürze-Pulver bildet. Sternanis wartet auf gesundheitlicher Ebene mit antibakterieller, antioxidativer und entzündungshemmender Wirkung auf. Die enthaltene Shikimisäure hat außerdem eine hervorragende antivirale Wirkung: Sie unterbricht die Infektionskette und ist somit eine Unterstützung bei Grippe und Erkältungen.

Scharfe Schattengewächse

Auch die Chili darf als wichtiges Würzmittel der asiatischen Küche nicht unerwähnt bleiben. Sie wird vor allem als schärfegebende Zutat in Suppen oder Currygerichten verwendet und ist wichtiger Bestandteil von Currypulvern und -pasten. Wie Paprika oder Tomaten gehört Chili zu den Nachtschattengewächsen und erhält ihre Schärfe im Vergleich zur Paprika durch den weit höheren Anteil des Wirkstoffs Capsaicin. Dieser ist dabei nicht nur für das Brennen verantwortlich, sondern regt auch die Verdauung an und hat eine antibakterielle Wirkung. So kann Chili bei Verdauungsstörungen sowie Blähungen oder auch bei Kreislaufbeschwerden oder Migräne helfen.


 

Erschienen in
Falstaff Nr. 03/2023

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Julia Nittmann
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