Loungebars in Bayern
Kein Grund, rot zu werden – wenngleich dieses wohnliche Juwel im Weltkulturerbe Bamberg bereits diverse Preise gewonnen hat und in seiner charmanten Schranne den Sommerhimmel mit einem »Rosy Cheeks« preist: Rhum Agricole, Wermut, Cassis, Triple Sec, Salz, Peychaud’s Bitters und Soda. La vie en rose.
Wären da nicht die Ablenkungen des Alltags, so gäben die verschiedenen Etablissements des ehemaligen Enfant terrible ausreichende Struktur. An der Tagesbar zeigt sich nicht nur seine umstrittene Unentbehrlichkeit, sondern auch seine Unternehmensführung, die ihre Umgebung zu fordern und zu verpflegen weiß.
Es soll Zeiten geben, in denen das Reisen schwerfällt. Diese Adresse ist nicht nur im übertragenen Sinne ein »Painkiller« fürs Zuhausebleiben – sie ist ein Grund. Weshalb nach Hawaii reisen, wenn der Tiki auch am »Citrus Hill« um die Ecke gereicht wird? Aloha Au Ia ’Oe, du schöne Blume von Hawaii.
Gebeutelt von den gastronomischen Ungeheuern geläufiger Zeiten, weiß man das Gemüt hier nach gewonnenen Schlachten zu beglücken: mit tropischen Slushies und geeisten Bierkrügen – als gäbe es kein Morgen. Doch den gibt es für diesen Ort noch so lange, wie der Mule fließt. Ganz zurecht lautet hier das Credo »Lebe. Liebe. Lausa.« Und Limette.
In München, vor allem aber in dieser Bar mündet das Maß des mediterranen Flairs dieses Flecken Erde: an dem Espresso und Amaro so zuverlässig fließen, wie Milch und Honig im Paradies. Jenes wäre in diesem Fall eben eine Amarobar mit rund 400 seiner Art, Kris Krolo und Florian Rath die Amarogötter.
Nach der Wiedereröffnung im Mai feiert die Bar im Bamberger Osten bekömmliche Bambule. Barchef Michael Rott hat den Laden umgekrempelt, wie es nur geht – heraus kam ein Ort, an dem nun mit Nachdruck auf Nachhaltigkeit und den Verzicht auf Unnützlichkeiten hingearbeitet wird. Strohhalme beispielsweise.
Man sollte meinen, der Mensch habe sich seine Berechtigung für einen gülden glimmernden Sommer seit nunmehr drei Jahren erarbeitet. Diese Bar indes schmiedet seit elf Jahren an ihren hochsaisonalen Highlights. Vier Besuche im Jahr sind mithin Minimum, der Sommer lädt ein zum Walzer mit Waldmeister.