Umberto Fabricio Büchler

Umberto Fabricio Büchler
Sandro Mazzola

Barkultur: Die Cognac-Revolution

Cognac in Drinks? Das galt lange Zeit als verpönt. Zu Unrecht. Gerade im Aperitif-Cocktail begeistert er.

Was ist eigentlich aus dem guten alten Cognac 
respektive Brandy respektive Weinbrand geworden? Es ist still um ihn geworden. Die (unter amerikanischem Einfluss stehenden) Zeitläufe des Trinkens haben ihn aus der Hitliste verdrängt. Zuerst durch den Gin, dann durch Vodka, schliesslich durch Rum und Tequila sowie andere Objekte der geweckten Begierde des furiosen Modernismus. Brandy im Angelsächsischen galt als zu rustikal, deutscher Weinbrand als 
zu geschichtsbelastet, die Brände aus den südlichen Ländern als zu süss, französischer Cognac hingegen als zu überkandidelt. In Mixgetränken war zudem auch der ausgeprägte Eigengeschmack hinderlich.

Diesen ständigen Abstieg ihrer Signature-Spirituose versuchte die französische Agraragentur schon einmal zu stoppen, indem sie eine eigene Kampagne startete, die aufgespritzten, kühlen Cognac als Aperitif zu etablieren versuchte. Eine Schnapsidee im wahrsten Sinne des Wortes. Dabei wäre es so einfach, den Geist des Weins zurückzurufen – auch in einem Aperitif-Cocktail. Man muss nur auf einen Klassiker wie den «Sidecar» zurückgreifen, den nicht nur David A. Embury in seinem Standardwerk «The Fine Art of Mixing Drinks» zu den sechs Grundcocktails zählt. Der französische Cocktail aus der Zwischenkriegszeit sei, in einer Paraphrase von Tennessee Williams, eine Art «sidecar of desire»: 4 Teile Cognac, 2 Teile Cointreau, 1 Teil Zitronensaft, einfach auf Eis schütteln.

Ein erster Schritt auf einem weiten Weg, der da noch vor den Shakern unserer heutigen Mixologen-Elite liegt. Ein weiterer ist der von Umberto Fabricio Büchler kreierte «Latin Punch».

Aus Falstaff Schweiz 03/2015

Angelo Peer
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